Die Gefangene des Elfen 2: Insel des Vergessens (Elven Warrior Series) (German Edition)
den überraschten Ausdruck auf seinem Gesicht nicht verbergen können, denn er erkannte ihn. Sofort hatte der stämmige Elf in aller Eile das Schlafgemach vorbereitet und Calatin persönlich geholfen, den Prinzen die Hintertreppe hinauf zu tragen. So hatte keiner der Gäste Gelegenheit gehabt, einen genaueren Blick auf ihn zu werfen.
Mit Calatins Hilfe hatte Igraine die schwere Rüstung des Prinzen entfernt und ihn entkleidet, damit sie seine Wunden reinigen konnte. Dann wusch sie das getrocknete, schwarze Blut der Dämonen ab, das überall an seiner blassen Haut klebte. Sie errötete, als sie Elathans nackten Körper in Calatins Gegenwart berührte. Aber dem gut aussehenden Elfenzauberer war nun nicht mehr nach Scherzen zumute.
Seine Augen verrieten echte Sorge um seinen Freund, als er bemerkte, dass Elathan nicht nur von dem Einsatz seiner Feuermagie geschwächt war. Der Prinz litt auch an einem Fieber, das von seinen Verletzungen durch die giftigen Klauen und Zähne der Dämonen herrührte. Offensichtlich besaß Calatin die Fähigkeit, zu heilen. Er schloss die kleineren Schnitte durch rituelle Worte, die er leise vor sich hinmurmelte. Seine Hände schienen mit einem schwachen, silbernen Licht zu glühen, als er sie einen Fingerbreit über Elathans Körper bewegte, ohne ihn zu berühren. Als er damit fertig war, nähte er die größten Wunden mit einer feinen Nadel, die er zusammen mit dem Garn aus einem kleinen Lederbeutel an seinem Gürtel holte. „Ein paar Narben mehr für Euch, mein Freund“, murmelte er, aber er lächelte nicht dabei.
Sobald die Wunden des Prinzen mit sauberem Leinen verbunden waren, deckte Calatin ihn zu und wandte sich an Igraine. „Ich habe alles in meiner Macht stehende getan, um seine Wunden zu heilen“, sagte er, „doch das Fieber muss er aus eigener Kraft bekämpfen. Er ist stark, Mylady“, fügte der Zauberer hinzu, als er die Angst in ihren Augen sah. „Aber was ist mit Euch?“
„Ich? Was meint Ihr?“, entgegnete Igraine verwirrt.
„Die Dämonen verwundeten auch Euch. Lasst mich einen Blick darauf werfen.“ Ohne auf ihre Zustimmung zu warten, setzte er sie vor sich auf einen hölzernen Schemel und kniete sich an ihre Seite. Er untersuchte die Wunde an ihrer Schulter und heilte sie mit seinen Händen, so wie er es mit Elathan getan hatte. Dann sah er den klaffenden Schnitt, der von dem oberen Teil ihrer Brust fast bis an die Kehle reichte. Die Verletzung hatte sich etwas geschlossen, aber es sickerte immer noch Blut daraus hervor.
„Ich werde das nähen müssen, Mylady“, sagte er. "Doch sorgt Euch nicht deswegen. Ihr werdet nichts fühlen, und meine Stiche sind feiner als die der besten Näherinnen im Schloss. Es wird keine Spur auf Eurer zarten Haut zurückbleiben.“ Er zwinkerte ihr zu und versicherte ihr nochmals, es werde ihm ein Vergnügen sein, sie zu heilen. Daher ging Igraine davon aus, dass ihre Verletzungen nicht so schwer wie die von Elathan waren. In der Tat spürte sie die Schnitte und Kratzer kaum, so besorgt war sie um ihren Liebsten.
Calatin hatte ihr die Wahrheit gesagt. Der Elf begann, sanfte Worte zu murmeln, während er sie behandelte. Tatsächlich fühlte sie nicht den geringsten Schmerz, als seine langen, eleganten Finger ihre Haut mit den feinsten Stichen, die sie je gesehen hatte, zusammennähte. Sie zweifelte nicht daran, dass keine Narbe zurückbleiben würde, so wie er versprochen hatte. Als er fertig war, nahm er ihre Hand in seine und schaute ihr in die Augen. Sie war erstaunt, dass er dieses Mal nicht mit ihr flirten wollte. Er wirkte ernst, als er zu sprechen begann.
„Igraine, es gibt Dinge, die Ihr wissen müsst. Ich will ehrlich zu Euch sein. Nun … ich bin mir nicht sicher, ob Elathan dieses Fieber überleben wird. Die Wunden allein würden nicht ausreichen, ihn zu töten, aber das Gift der Dämonen ist bereits in seinem Blut. Ich habe all meine Magie eingesetzt, ihm zu helfen, aber er ist so tief bewusstlos, dass ich ihn nicht mehr erreichen kann. Es ist jetzt seine eigene Entscheidung, ob er um sein Leben kämpfen will oder nicht. Aber er weilt bereits seit Langem auf dieser Welt, und … Es kommt manchmal vor, dass selbst die Unsterblichen glauben, genug gesehen zu haben. Manche von uns denken ab einem gewissen Alter, es sei an der Zeit, zu gehen.“ Er hielt einen Moment inne, während sie die schreckliche Bedeutung hinter seinen Worten zu verstehen versuchte. Ihr Gesicht war aschfahl geworden.
„Es gibt so viele
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