Die Gefangene des Elfen 2: Insel des Vergessens (Elven Warrior Series) (German Edition)
Bier, dann sogar ein Holzschemel. Igraine musste anerkennen, dass er sich sehr schnell bewegte, trotz seines silbernen Kettenhemds. Er duckte sich gerade noch rechtzeitig, bevor alles auf den Boden fiel und in Stücke zerbrach. Dann eilte er aus dem Hof. In sicherer Entfernung der Herberge blieb er lachend stehen, mit einem Ausdruck auf dem Gesicht, der nur als elfische Verschmitztheit bezeichnet werden konnte. Da entdeckte er sie schließlich neben dem Pferd, das den ohnmächtigen Prinzen trug. Er blieb wie angewurzelt stehen.
Dann verzog sich sein Mund zu einem breiten, glücklichen Grinsen, und er lief geradewegs auf Igraine zu, um sie in einer fast schmerzhaften Umarmung zu umfangen. Bevor sie etwas sagen konnte, fühlte sie seinen Mund auf ihrem. Seinen Kuss konnte man in keiner Weise als brüderlich beschreiben. Für einen kurzen Moment war sie so schockiert, dass sie es geschehen ließ. Seine Lippen erforschten sie leidenschaftlich, so weich und sinnlich, dass es ihr den Atem raubte. Dann dachte sie nicht mehr daran, was für ein großartiger Küsser er war, sondern hob die Hand, um ihn zu ohrfeigen. Nun erst löste er sich von ihr und hielt lachend ihr Handgelenk fest. „Warum so aufgebracht, meine schöne Menschenfrau?“, rief er amüsiert. „Ich wollte nur meine Freude darüber ausdrücken, dass Ihr noch am Leben seid.“
„Und welche Gefühle verspürt Ihr für Euren Prinzen, der im Moment mehr tot als lebendig ist?“, fragte sie ihn und deutete auf Elathan.
„Oh, er.“ Calatin blickte auf den schlafenden Prinzen und tätschelte beiläufig seine Schulter. Er wirkte nicht übermäßig besorgt über den schlechten Zustand seines Freundes. „Ich mache mir eigentlich keine Sorgen um ihn. Er ist so stur wie eine Bulldogge, wenn es ums Sterben geht. Üblicherweise kämpft er einfach immer weiter, bis alle anderen tot sind. Er ist nur ein wenig abgeschlagen. Aber da ihr die Herberge vor Einbruch der Nacht nicht erreicht hattet, war ich nicht sicher, ob er es schaffen würde, mit so vielen Dämonen zu kämpfen und Euch zur gleichen Zeit zu beschützen. Ihr Menschen seid so zerbrechlich." Galant verbeugte er sich vor ihr und küsste ihre Hand. „Ich bin jedenfalls sehr glücklich, Euch unverletzt zu finden, Mylady.“ Als sein smaragdgrüner Blick ihren traf, wusste sie, dass er es ernst meinte.
„Wer hat Euch übrigens all dieses Geschirr nachgeworfen - und den Hocker?“, fragte sie unschuldig.
Er zuckte mit den Achseln. „Ach, da ging es nur um ein kleines Würfelspiel mit Trollen. Sie sind nicht sehr klug, wisst Ihr. Ich habe ihr ganzes Gold gewonnen.“
„Habt Ihr sie betrogen?“
„Wie könnt Ihr nur glauben, ich sei solcher Untaten fähig, Lady Igraine?", sagte er mit einem gespielt verletzten Ausdruck auf seinem Gesicht. Als sie ihn wissend anlächelte, lachte er. „Wir sollten euch beide nun schnell ins Gasthaus bringen.“ Er bot ihr seinen Arm an und nahm Ahearn mit der anderen Hand bei den Zügeln. Dann führte er sie in den Hof. Als er sah, dass sich dort keine Gäste aufhielten, führte er das Pferd um das Haus herum zu dem kleinen Stall, der sich auf der Rückseite befand. Bevor er Elathan von Ahearns Rücken hob, wandte sich Calatin noch einmal Igraine zu. Er bedachte sie mit einem jungenhaften, flehenden Blick, bei dem ihm jede Frau, ob alt oder jung, alle Wünsche erfüllt hätte. Sie vermutete, er hatte ihn schon viele Male zuvor erfolgreich eingesetzt.
„Ich nehme doch an, Ihr werdet Elathan nicht sagen, dass ich Euch geküsst habe? Es war lediglich als Zeichen der Freundschaft und meiner … keuschen Bewunderung gemeint. Ich halte es nicht für notwendig, ihn mit solchen Nebensächlichkeiten zu belasten. Er muss sich ohnehin um so vieles sorgen - wie die Rettung seines Königreichs, zum Beispiel.“
Igraine warf ihm einen scharfen Blick zu und hob skeptisch eine Augenbraue. „Er würde Euch umbringen, wenn er es wüsste, nicht wahr?“
Calatins Grinsen zeigte, dass sie richtig geraten hatte. „Ich hatte keine andere Wahl, als die Situation auszunutzen. Schließlich ist er nicht jeden Tag bewusstlos.“
Elathan hatte nun schon zwei ganze Tage und Nächte auf dem großen, grob gezimmerten Holzbett geschlafen. Wie er befohlen hatte, war ihnen das beste Zimmer des Gasthauses zugewiesen worden. Eamon, der Wirt, hatte von Calatin erfahren, dass ein Mitglied der königlichen Familie verwundet und bewusstlos in seinem Stall lag. Als er Elathan erblickte, hatte er
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