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Die Gefangene des Highlanders

Die Gefangene des Highlanders

Titel: Die Gefangene des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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Burschen ein paar Ohrfeigen und schob den halb Betäubten gegen die Mauer, um ihn genauer in Augenschein zu nehmen.
    „Swan!“
    Der Junge gab keine Antwort, ein feines, rotes Rinnsal lief aus seinem rechten Mundwinkel, er hatte die Augen geschlossen.
    „Warum versteckst du dich hier?“
    Swan schien entschlossen, keine Antwort zu geben, und Braden schüttelte ihn ärgerlich. Was ging in dem Kopf dieses Knaben vor? Hatte Marian vielleicht sogar recht gehabt und Swan hatte sie beide die ganze Zeit über beobachtet? Braden war nicht prüde – aber es passte ihm nicht. Zumal er recht gut wusste, dass Swan in Marian verliebt war.
    „Hör mal zu, Kleiner“, sagte er und hob das Kinn den Knaben mit dem Finger an. „Wenn ich doch noch mal hier erwische, dann setzt es heftige Prügel. Und das draußen vor allen anderen – ist das klar?“
    Seine Augen hatten sich inzwischen gut an das Dämmerlicht gewöhnt, und er sah jetzt, wie die Züge des Jungen sich veränderten. Trotz war jetzt darin zu erkennen, die Kieferknochen arbeiteten, Swan öffnete die Augen zu schmalen Schlitzen.
    „Ich tat es, um Euch und uns alle vor Schaden zu bewahren“, sagte er langsam und wischte sich mit der Hand das Blut vom Kinn. „Es sind Verräter unter uns, Herr.“ 
    „Erzähl mir keine Lügen, Knabe!“, drohte Braden.
    Doch der Stachel saß, Braden spürte ganz deutlich, wie sein Misstrauen wieder anwuchs.
    „Ich sage die Wahrheit, Herr“, flüsterte Swan. „Ich habe gehört, dass Botschaften mit den Feinden ausgetauscht wurden. Heimlich ist jemand in den Wald zur alten Sorcha geritten, um dort Schriftrollen abzuholen …“
    Braden schien es, als wolle der Turm über ihm zusammenfallen. Schriftrollen! Er hatte also doch nicht geträumt. Ein Verräter war unter ihnen. Hier im Turm …
    „Was für Schriftrollen?“
    Swan redete jetzt rasch und ohne zu stocken, während seine Augen in der Dämmerung hin und her glitten, als suchten sie einen Halt.
    „Schriftrollen aus Pergament, Herr. Ich kann nicht lesen, aber ich habe gehört, wie die Herrin sie vorgelesen hat. Sie hat von Graham MacBoyll gesprochen, dass er in heißer Liebe zu ihr entbrannt sei und dass er gemeinsam mit ihrem Vater unsere Burg überfallen wird, um sich seine Braut zu holen …“
    Bradens Faust drückte sich jetzt so fest in Swans Arm, dass dieser aufstöhnte und nicht weitersprechen konnte.
    „Die Herrin?“, sagte Braden mit heiserer Stimme. „Hast du von Lady Marian gesprochen, du kleiner Teufel? Wagst du etwa, sie zu beschuldigen?“
    Swan atmete heftig, um nicht vor Schmerz aufzuschreien. Nur mühsam gelang es ihm zu sprechen.
    „Tötet mich, Herr, wenn ich lüge“, keuchte er. „Ich habe gehört, wie sie diese Worte las. Ich schwöre es bei meiner toten Mutter, es ist die reine Wahrheit …“
    Braden starrte in das schmerzverzerrte Gesicht des Jungen, spürte Abscheu vor sich selbst und ließ ihn los. Es schwindelte ihn, das alles konnte nicht wahr sein. Eine boshafte Lüge, eine Verleumdung. Niemals würde Marian dergleichen tun …
    „Wem hat sie es vorgelesen?“
    Der Junge stand an die Mauer gedrückt und rieb sich das schmerzende Handgelenk.
    „Niemandem, Herr“, sagte er. „Sie hat es laut vor sich hin gelesen. Aber ihre Stimme klang sehr froh dabei, gerade so, wie wenn man eine gute Nachricht erhält …“
    Braden hob die Hand, und der Junge duckte sich angstvoll, doch die Hand legte sich nur auf seine Schulter.
    „Du wirst geträumt haben, Swan“, sagte er langsam. „Geh jetzt und schlaf dich aus. Verschwinde!“
    Swan konnte in der unbeweglichen Miene des Clanchiefs nicht erkennen, was er dachte, doch er hielt es für besser, seinem Befehl zu folgen. Langsam glitt er zur Seite, löste sich von der Mauer und öffnete die Tür.
    Der Schein der Abendsonne fiel in das Turmzimmer, und Braden schloss für einen Moment die Augen, denn das rötliche Licht blendete ihn. Laute, fröhliche Geräusche drangen an seine Ohren, einer der Bauern erzählte Witze, Lachsalven wurden hörbar, Frauen kreischten vor Vergnügen, denn die Geschichten waren deftig.
    Als Braden die Augen wieder öffnete, war Swan verschwunden. Dafür sah er Marians Haar in der Sonne leuchten, sie stand zwischen den Frauen, hielt einen Korb mit Beeren im Arm und winkte ihm zu. Er zwang sich, die Hand zu heben um zurückzuwinken.
    Nein, sie war keine Verräterin. Alles würde sich aufklären. Heute Abend würde er sie fragen, und ohne Zweifel würden sie danach gemeinsam

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