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Die Gefangene des Highlanders

Die Gefangene des Highlanders

Titel: Die Gefangene des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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über all diesen Unsinn lachen.
    „Herr – ein Späher. Er hat etwas erfahren.“
    „Schick ihn her.“
    Der Späher war ein schmaler, sehniger Kerl, nicht mehr jung, das Haupthaar schon gelichtet, doch seine hellen Augen blickten klug. Er war auch als Jäger unterwegs, hatte schon oft Beute heimgebracht und wagte sich weit ins Gebiet der MacArons hinein. Braden stieg mit ihm auf den Turm, bis hinauf zur Plattform, wo die Wächter standen.
    „Wir bekommen Ärger, Herr“, sagte der Späher. „Graham MacBoyll will mit David MacAron gemeinsame Sache machen und sich seine Braut zurückholen.“
    „Woher weißt du das?“
    „Die Mägde am Bach, die die Wäsche wuschen, redeten davon. Graham ist zurück in seine Burg geritten, um dort seine Ritter zu versammeln – es kann nicht mehr lange dauern.“
    „Es ist gut“, sagte Braden. „Geh jetzt zu den Frauen und lass dich von ihnen versorgen. Schlaf dich aus.“
    Er blieb eine Weile oben auf dem Turm stehen, ließ sich den Wind durch das Haar wehen und starrte in die Abendsonne, die in den Wald eintauchte und die Stämme dabei blutrot färbte. Zu seiner eigenen Verblüffung war in ihm nichts als eine tödliche Ruhe.
    „Herr?“, fragte der Turmwächter. „Ist Euch nicht ganz wohl?“
    „Doch.“
    Er verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen und stieg mit seltsam lockeren Knien die Treppe hinab, trat in das Turmzimmer, in dem er mit Marian gemeinsam wohnte, und riss den Strohsack hoch. Darunter kamen zwei Dinge zutage. Das eine war eine kleine Rolle aus Pergament, mit Schriftzeichen bedeckt, die er nicht lesen konnte, deren Inhalt er aber nun zu kennen glaubte.
    Das zweite war ein scharf geschliffenes Messer, das ihm nicht gehörte.
    Ein Messer!
    Braden glaubte, in einen tiefen Brunnenschacht zu stürzen, spürte den Lufthauch des rasenden Falls, roch die feuchte, schlammige Erde, dann, ganz unten auf dem Grund, erblickte er die glitzernde Oberfläche des Brunnenwassers. Ein Gesicht schien sich darin zu spiegeln – Sithas zarte, weiße Haut zitterte auf dem Wasser, in ihren dunklen Augen schwamm die schmale Mondsichel.
    Er hatte sich täuschen lassen. Ein zweites Mal war er den Verführungskünsten eines Weibes erlegen. All ihre süßen Worte, die Verlockungen ihres Körpers, die scheinbare Aufrichtigkeit in ihren Augen – all das war Lüge und Täuschung gewesen.
    Er würde sich nicht auf einen Streit mit ihr einlassen – mitanzusehen, wie sie sich in Lügen verstrickte, würde ihm zu weh tun. Es gab keinen Zweifel, dass sie schuldig war, also würde er das Notwendige tun und das rasch, noch an diesem Abend.
    Er verließ den Wohnturm, um seine Befehle zu geben. Niemand begriff den Sinn seiner Anweisungen, doch keiner der Bauern und jungen Krieger wagte ihm zu widersprechen. Sie spürten, dass etwas Schlimmes geschehen sein musste, denn der Clanchief hatte sich verändert. Braden MacDeans Züge waren unbeweglich, und seine Augen blickten kalt, er glich wieder jenem düsteren Krieger, der vor Wochen aus dem Heiligen Land in seine Heimat zurückgekehrt war und dort nur Elend und Not vorgefunden hatte.
    Marian stand mit Keith und Margreth zusammen, Aisleen war zu ihnen getreten, und Margreth hatte die kleine Sara auf den Arm genommen. Man beriet sich über den Bau einer Hütte auf dem Gelände der Burg, in der alle vier miteinander leben würden, denn Margreth hatte Aisleen und ihr Kind unter ihre Fittiche genommen. Marian, die diese Idee ausgebrütet hatte, war bereits mit Feuereifer dabei, den Ort für die Hütte auszuwählen und über die Größe zu verhandeln. Eine Werkstatt sollte darin Platz haben, der Backofen für die Brote gleich in der Nähe, auch der Weg zum Brunnen nicht allzu weit …
    „Herrin, verzeiht …“
    Fünf Reiter hatten sich quer über den Hof auf sie zu bewegt, hielten nun vor ihr an, und sie sah erstaunt, dass die Männer in voller Bewaffnung zu Pferd saßen, als hätten sie die Absicht, in einen Kampf zu ziehen.
    „Was ist los? Wohin wollt ihr reiten? Es ist schon Abend …“
    Der Mann, der gesprochen hatte, war einer der Pächter, die vor Wochen unter ihrer Führung die Burg verteidigt hatten. Sein rötliches Haar war in der Mitte des Schädels schon licht, er hatte die schmalen Lippen zusammengepresst, und man spürte deutlich, dass er sich sehr unbehaglich fühlte.
    „Wir haben Befehl, Euch zu begleiten, Herrin.“
    „Mich begleiten?“
    Marian starrte ihn verständnislos an, wollte dann lachend fragen, ob ihm die Herbstsonne

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