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Die Gefangene des Highlanders

Die Gefangene des Highlanders

Titel: Die Gefangene des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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gezwungen, endlich mit der Wahrheit herauszurücken? Nun war es zu spät.
    Und dennoch: War das ein Grund, an ihr zu zweifeln? Warum fragte er sie nicht? Gab ihr Gelegenheit, alles zu erklären? War seine Liebe so schwach, dass sie bei der kleinsten Prüfung schon versagte? Warum konnte er nicht an sie glauben?
    Nein – Braden MacDean war ganz offensichtlich ein kleingläubiger, zutiefst misstrauischer Menschenfeind, dem einfach nicht zu helfen war.
    Ihr Zorn war verflogen, nun spürte sie nichts mehr als tiefen Schmerz. Sie musste sich die Tränen von den Wangen wischen, und sie war froh, dass es jetzt schon so dunkel war, dass keiner der Männer es sehen konnte. Die Pferde gingen in langsamem Schritt – erst als nach einer Weile der Mond durch die Wolken brach und den Wald in milchiges Licht tauchte, nahm man das Anfangstempo wieder auf.
    Es mochte um Mitternacht sein, als Marian ihr Pferd auf einer Lichtung anhielt. Unförmige, braune Steinbrocken lagen hier in seltsam geheimnisvoller Anordnung, als habe ein Riesenkind mit Bauklötzen gespielt und sie dann mitten im Spiel liegen gelassen.
    „Dort drüben beginnt das Land meines Vaters“, sagte sie zu ihren Begleitern. „Von hier aus ist es nicht mehr weit. Ihr könnt also umkehren.“
    Die Männer sahen sich fragend an, der Anführer schüttelte den Kopf.
    „Nein, Herrin“, sagte er. „Unser Auftrag lautet anders.“
    In diesem Augenblick spürte Marian die eisige Kälte der Nacht, und sie erzitterte. Braden hielt sie für eine Verräterin – war es möglich, dass er seinen Männern befohlen hatte, sie zu töten? Würde er so etwas tun? War seine Liebe denn ganz und gar in Hass umgeschlagen?
    „Und wie lautet dieser Auftrag?“, fragte sie zurück und sah dem Mann dabei fest in die Augen.
    „Euch zu begleiten, Herrin.“
    „Das weiß ich“, gab sie ungeduldig zurück. „Ihr solltet mich an die Grenze bringen.“
    Der Anführer lächelte.
    „Nein, Herrin. Der Befehl, den wir erhielten, lautete anders. Wir haften mit unseren Köpfen für Eure Sicherheit bis zu dem Augenblick, da ihr die Burg Eures Vaters betretet. Dann erst ist unsere Aufgabe erfüllt.“
    Sie entspannte sich. Nein, sie hatte ihn falsch beurteilt. Noch war seine Liebe nicht ganz und gar erkaltet. 
    „Wenn ihr Euch unbedingt um Kopf und Kragen bringen wollt …bitte schön!“
    Kurz vor Morgengrauen erreichten sie die breiten Festungsmauern, die David MacArons Burg von drei Seiten umgaben. Marians Begleiter verbargen sich im Wald, um von dort aus zu beobachten, wie man die Tochter des Clanoberhaupts in die Burg einließ.

Kapitel 18
    Das Clanoberhaupt der MacArons war gramgebeugt und voller Selbstmitleid. Die Krankheit zermürbte ihn zusehends, auch die Kuren der alten Sorcha halfen wenig, schmerzhafter jedoch als die Beulen an seinen Knochen war die Erkenntnis, dass all seine Hoffnungen unerfüllt geblieben waren. Sein einziger Sohn war tot, Burg und Land würden einst an einen der entfernten Verwandten fallen, deren Söhne schon gierig darauf lauerten. Seine jüngste Tochter Fia würde niemals ein Kind zur Welt bringen, der Bräutigam, den er ihr bestimmt hatte, hatte sie nicht haben wollen.
    Der härteste Schlag war jedoch gewesen, dass sich seine Tochter Marian gegen ihn gestellt hatte. Dieses Mädchen, auf das er nach Ewans Tod alle Hoffnungen gesetzt hatte, war zu seinem Feind übergewechselt, hatte die Pläne ihres Vater verraten und sogar offen gegen ihn gekämpft. Der Zorn darüber hatte David MacAron fast umgebracht, und er hatte befohlen, dass in seiner Gegenwart kein Wort mehr über seine Tochter Marian geredet wurde. Graham MacBoyll, der von ihm gefordert hatte, mit ihm gemeinsam gegen Braden zu ziehen, um Marian zu befreien, hatte er erklärt, keine Tochter dieses Namens zu haben. Sollte Graham doch selbst sehen, wie er an seine Braut kam, wenn er sich unbedingt auf Marian versteifen musste und Fia nicht haben wollte. Er, David MacAron, hatte keine Kinder mehr, keine Hoffnung, nicht einmal der Gedanke an seine Rache konnte ihm noch Befriedigung geben. Mit der langsamen Zerstörung seines einst so kräftigen Körpers wuchs in ihm die Verbitterung über das ungerechte Schicksal und der Hass auf alle Menschen, gleich ob Freund oder Feind.
    Und dann stand Marian an diesem Morgen plötzlich vor den Toren der Burg und begehrte Einlass.
    David MacAron hatte befohlen, die Tore geschlossen zu lassen, war dann in seinem Turmzimmer hin- und hergehumpelt wie ein eingesperrtes Tier

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