Die Gefangene des Highlanders
ihren Mann zu stützen, erntete zornige Flüche, tat aber unbeirrt, was notwendig war. Sie führte David auf sein Lager, rückte ihm die Polster und Kissen zurecht und schürte dann das Feuer im Ofen. Die Nacht war kühl gewesen, jetzt zogen Wolken auf, und es schien wieder regnen zu wollen, es war genau jenes Wetter, das die Schmerzen noch verschlimmerte.
„Übertreibe es nicht, Marian“, raunte die Mutter ihr zu. „Sonst wird er doch noch Befehl geben, dich ins Verlies zu sperren. Sei froh, dass er so langmütig mit dir ist.“
„Langmütig!“, knurrte Marian trotzig, drehte sich um und lief die Turmtreppen hinunter um Fia zu suchen.
Marian fand Fia bei den Mägden, die unter einem Strohdach einen großen Holzbottich aufgestellt hatten, in dem der Brotteig geknetet wurde. Eine Weile sah sie zu, wie die Frauen runde Brote formten, sie auf Holzbretter legten und zum Backofen hinübertrugen, der schon am frühen Morgen angeheizt worden war. Fia beteiligte sich an der Arbeit, sie war fleißig dabei, die Brote mit einem langen, flachen Holz auf die heißen Steine im Inneren des Ofens zu schieben, und Marian stellte fest, dass ihre Schwester längst nicht mehr so kränklich aussah wie noch vor einigen Wochen. Fia hatte rote Wangen, ihre Bewegungen waren rasch und zielgerichtet, man hatte den Eindruck, dass die Arbeit ihr Freude machte. Als alle Brote im Ofen waren, zog Marian ihre Schwester in eine Ecke des Burghofs, wo außer ihnen nur ein grauer Kater auf einem Mäuerchen hockte und sich die Pfoten leckte.
„Weiß Mutter von den Botschaften?“
„Ich glaube nicht.“
Fia war sich nicht ganz sicher, denn Flora hatte sie einmal beim Schreiben einer Botschaft überrascht, jedoch kein Wort dazu gesagt. Aber Flora wusste so manches, was auf der Burg geschah, ohne darüber zu reden.
„Hör zu, Fia“, flüsterte Marian. „Ich will, dass wenigstens du glücklich wirst. Druce MacMorray liebt dich, und er würde sein Leben dafür geben, dich zur Frau zu bekommen …“
Über Fias Gesicht glitt ein zärtliches Lächeln – ja, sie wusste, dass es so war. Die alte Sorcha hatte ihr oft genug seine Botschaften übermittelt und meist hinzugefügt, dass sie sich gar nicht alle Worte hätte merken können, die aus diesem verliebten Kerl herausgesprudelt seien.
„Und was ist mit dir und Braden?“, unterbrach sie Marian. „Druce hat mir sagen lassen, dass ihr beiden glücklich seid. Was ist geschehen?“
Marians grünliche Augen verengten sich, sie schüttelte den Kopf.
„Braden ist nicht mehr zu helfen. Ich werde ihn vergessen, Fia.“
„Das meinst du doch nicht im Ernst, Marian!“
„Doch!“
Fia spürte, wie unglücklich ihre Schwester war und schlang den Arm um sie.
„Er ist der Mann, der für dich bestimmt ist, Marian“, sagte sie leise. „Ich bin ganz sicher, denn ich habe es im Traum gesehen …“
„Du und deine Träume!“, meinte Marian bitter. „Ich habe für Braden gekämpft, mein Leben gewagt, meinen Vater verraten – ja, ich war sogar bereit, Graham zu heiraten, nur damit Braden sich nicht in einen sinnlosen, tödlichen Kampf stürzt. Und was hat das alles gebracht? Er nennt mich eine Verräterin und schickt mich fort, dieser elende Feigling!“
„Du musst Geduld mit ihm haben …“
Aber Marian riss sich von ihr los und schüttelte ärgerlich den Kopf.
„Kein Wort mehr von Braden – die Sache ist erledigt und vorbei. Reden wir lieber von Druce und dir. Wie lange willst du dieses alberne Spiel noch treiben?“
„Was meinst du?“
Marian blickte sich vorsichtig um – aber außer dem Kater, der jetzt herzhaft gähnte, war niemand zu sehen.
„Was schon? Diese lächerlichen Botschaften. Abgesehen davon, dass Druce gar nicht lesen kann …“
„Er kann nicht lesen?“, flüsterte Fia entsetzt. „Aber wie hat er denn dann wissen können, was ich schrieb?“
„Weil ich es ihm vorgelesen habe, Dummchen.“
Fia sah sie einen Augenblick lang verblüfft an, dann stemmte sie die Arme in die Hüften.
„Ich erinnere mich aber genau, dass er einmal, als er im Kreis der Hofleute saß, erzählt hat, er sei des Lesens und des Schreibens kundig.“
„Druce ist ein erfindungsreicher Erzähler, Fia“, meinte Marian schmunzelnd. „Aber du darfst nicht immer alles für bare Münze nehmen.“
„Er hat also gelogen!“
„Aber nein!“, widersprach Marian rasch, denn sie sah bereits die Tränen in Fias Augen aufsteigen. „Druce kann tatsächlich ein wenig lesen – nur reichten
Weitere Kostenlose Bücher