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Die Gefangene des Highlanders

Die Gefangene des Highlanders

Titel: Die Gefangene des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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dies war unbequem, denn die gefesselten Hände rieben gegen den rauhen Stein. Trotzdem war sie entschlossen, sich nicht auf diese widerliche, verlauste Decke zu setzen. Überhaupt musste man ihr Verschwinden längst bemerkt haben, und ihr Vater hatte sicher seine Männer ausgeschickt, um nach ihr zu suchen. Himmel, er würde fürchterlich zornig auf sie sein, wenn er sie hier herausgeholt hatte!
    „Swan ist mein Bruder“, sagte Aisleen in die Stille hinein. „Der ältere Mann ist mein Großvater Rupert.“
    Es klang ruhig, wie eine längst fällige Erklärung. Dennoch hatte Marian den Eindruck, dass etwas Unausgesprochenes hinter dieser Auskunft stand, und es wäre ganz sicher klüger gewesen, nicht weiter zu fragen. 
    „Und dein Mann?“
    „Ich habe keinen Mann. Das Kind in meinem Bauch ist von einem der Ritter deines Vaters. Ich habe nicht einmal sein Gesicht gesehen, weil er mir das Kleid über den Kopf gezogen hatte.“
    Marian starrte sie erschrocken an und biss sich auf die Lippen. Warum hatte sie nicht den Mund gehalten! Einen Augenblick lang war sie wütend, auf Aisleen, die ihr ein schlechtes Gewissen machte, auf die verdammten Kerle, die sich wie die Tiere aufführten, auf sich selbst, die dumme Fragen stellte. Dann kam sie wieder zu sich.
    „Es tut mir leid, Aisleen“, sagte sie aufrichtig.
    Aisleen gab keine Antwort, dennoch spürte Marian, dass sie die Worte so aufgenommen hatte, wie sie gemeint waren. Ehrlich.
    „Willst du wirklich nichts essen“, fragte Aisleen nach einer Weile.
    Marian schüttelte den Kopf.
    „Nein. Ich würde stattdessen lieber kurz hinausgehen. Du weißt schon.“
    Aisleen erhob sich und machte sich daran, die Bretter wegzuschieben, mit denen die Männer den Eingang verbarrikadiert hatten.
    „Kannst du mir nicht die Hände losbinden?“, fragte Marian hoffnungsvoll.
    „Nein. Da drüben gleich neben den Steinen. Und beeil dich.“
    Marian sah, wie schwerfällig Aisleen sich bewegte, die Schwangerschaft schien dem Ende entgegen zu gehen. Es war mies, dies auszunutzen, aber es war schließlich nicht ihre Schuld, dass man sie entführt hatte.
    „Gleich hier vorn? Wo du mir zusehen kannst?“
    Aisleen schnaubte verächtlich. Wie sie sich anstellte, die hochgeborene Dame.
    „Dann geh hinter den Busch dort, wenn du so schamhaft bist.“
    Der Busch war etliche Schritte entfernt, Marian war zufrieden. Wenn nur der verflixte Mond nicht gewesen wäre – es war hier draußen wesentlich heller als drinnen in dem düsteren Verschlag.
    Marian ging betont langsam zu dem Gebüsch und duckte sich dahinter, um Aisleen zu täuschen. Ein paar Schritte rannte sie in gebückter Haltung, dann hörte sie schon Aisleens Rufe und Flüche hinter sich, und sie stürzte davon, so rasch sie konnte. Sie war eine gute Läuferin, die gefesselten Arme störten sie nur wenig – Aisleen würde sie auf keinen Fall einholen.
    Atemlos erreichte sie den Fuß des Hügels und beschloss, sich zum See hinüber zu wenden, an dessen Ufer sich ein Kiefernwäldchen schmiegte. Wenn sie erst den Wald erreicht hatte, würde man sie so rasch nicht finden.
    Sie eilte durch zottiges Gras und Heidekraut, sah sich hin und wieder, um ohne Aisleen auf dem Hügel sehen zu können. War sie ihr nachgelaufen? Hoffentlich passierte ihr nichts dabei, das hätte ihr leid getan.
    Sie hatte schon das Ufer des Sees erreicht, wollte atemlos zwischen den ersten Kiefern und Wacholderbüschen hindurchschlüpfen, da hörte sie das Geräusch von Pferdehufen.
    Instinktiv ließ sie sich ins Heidekraut fallen, doch es war zu spät, denn im gleichen Moment tauchte ein Trupp Reiter vor ihr auf.
    „Verflucht!“
    Sie erkannte die Stimme sofort, hätte ihren tiefen Klang unter hundert anderen herausgehört. Hastig raffte sie sich auf, trat dabei auf den Saum ihres Kleides und zerriss den Stoff. Stolpernd flüchtete sie weiter, versuchte gebückt unter einer niedrigen Kiefer hindurchzuschlüpfen und spürte dann, wie zwei kräftige Fäuste von hinten ihren Rock fassten.
    „Das könnte dir so passen, Lady!“
    Er zog sie unerbittlich zu sich heran, packte sie um die Hüften, schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie hoch. Sie versuchte keuchend nach hinten zu treten, traf sein Schienbein und hörte ihn ärgerlich brummen.
    „Führ dich nicht auf wie eine wildgewordene Stute!“
    Ein fester Schlag auf ihren Hintern ließ sie aufkreischen. Oh Himmel, dieser gemeine Kerl wagte es, sie zu prügeln, wie es früher ihr Vater gern mit ihr getan

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