Die Gefangene des Highlanders
meinte sie zärtlich.
Er sah ihr in die lächelnden Augen und wusste nicht, wie er ihr deutlich machen sollte, dass sie einander niemals wiedersehen würden. Begriff sie denn gar nicht?
„Sei unbesorgt, Druce“, sagte Fia. „Wenn wir jetzt losreiten, werden wir die Burg gegen Abend erreichen. Wir brauchen nichts weiter zu tun als zu warten, bis alle sich schlafen gelegt haben. Bis auf die Wächter natürlich, aber die werden wir schon täuschen.“
Druce nickte ergeben. Dieses süße, kindhafte Wesen hatte keine Ahnung davon, wie sinnlos es war, diese gut befestigte Burg einnehmen zu wollen. Allein der breite Wassergraben war schon schwer zu überwinden – die Mauern jedoch waren nur mit Hilfe von Leitern zu erklettern, und die würden die Wächter recht bald entdeckt haben. Nur eine sehr große Zahl von Angreifern hätte eine Chance gehabt, unter großen Verlusten die Festung zu gewinnen.
„Wir müssen den Berg von der Rückseite her ersteigen, die Höhle ist unter Farn und Gestrüpp verborgen …“
„Was für eine Höhle?“
Fia lächelte ihn an, ihr Gesicht hatte den Ausdruck eines altklugen Kindes.
„Die Burg meines Vaters lehnt sich auf einer Seite an den steilen Berg an, der sie vor allen Angriffen schützt“, erklärte sie ernsthaft. „Es gibt jedoch einen geheimen Gang, den mein Vater einst als Fluchtweg in den Berg schlagen ließ. Niemand außer unserer Familie kennt diesen Weg …“
Druce starrte sie an, schluckte zweimal und begriff plötzlich, dass es dieses zarte Mädchen faustdick hinter den Ohren hatte.
„Weiß … weiß dein Vater von diesem Plan?“, stammelte er.
„Nein. Wir Frauen haben ihn ausgeheckt. Mama, Marian und ich.“
Ein Weiberrat!
Druce fing an zu lachen, fasste Fia bei den Händen und drehte sich mit ihr einmal um sich selbst. Dann ließ er sie los und eilte zu Braden in die Halle, um ihm die Neuigkeit zu erzählen.
„Ich dachte mir schon, dass die Burg einen Fluchtgang besitzt“, sagte Braden zufrieden. „Fia ist ein kluges Mädchen, Druce. Du kannst glücklich sein.“
Kurze Zeit später waren alle Kämpfer bereit, und man brach auf. Braden hatte seine Leute in mehrere Gruppen aufgeteilt, um etwaige Späher zu verwirren. Man näherte sich dem Gebiet der MacArons auf verschiedenen Wegen, um sich dann später an einem gemeinsamen Treffpunkt wiederzufinden. Fia ritt auf einem schlanken Fuchs neben Druce her, hielt sich erstaunlich gut im Sattel und zeigte keine Anzeichen von Müdigkeit, obgleich sie den langen Weg gerade erst in umgekehrter Richtung zu Fuß gelaufen war. Druce war ungeheuer stolz auf sie, immer wieder sah er zu ihr hinüber, lächelte ihr schüchtern zu und wollte kaum glauben, dass dieses wundervolle, kluge Mädchen seine Braut war. Was auch immer in dieser Nacht geschah, er würde sie beschützen und notfalls für sie sterben.
Braden war davon überzeugt, eine gute Chance zu haben, die Burg einzunehmen. Fia hatte ihm berichtet, dass man Davids Ritter – soweit sie bei dem Überfall nicht getötet worden waren – in der großen Halle gefangen hielt. David MacAron war im Turmverlies eingeschlossen, und sein Zustand war beklagenswert. Graham hatte ihm weder ein Lager noch warme Decken gewährt, auch ließ man ihn hungern und dürsten und verwehrte ihm jegliche Hilfe. Nicht einmal Flora, seiner Frau, war es gestattet, den Kerker zu betreten, nur Graham ließ sich in regelmäßigen Abständen die Türen aufschließen um nachzuhören, ob der alte MacAron endlich zur Vernunft gekommen war. Doch jedes Mal schrie der Gefangene laut durch den ganzen Turm, dass er bis zum letzten Atemzug Widerstand leisten wolle, und seine Tochter Marian, die aus gleichem Holz geschnitzt sei, würde es auch so halten.
„Er ist unglaublich hart mit sich selbst“, sagte Fia traurig. „Auch wenn er leidet wie ein Tier, er will auf keinen Fall, dass Marian Grahams Willen tut. Lieber will er sterben.“
Braden grinste vor sich hin. Der Hinterhalt, in den David MacAron ihn gelockt hatte, war ihm noch in frischer Erinnerung, deshalb hielt sein Mitleid mit dem Alten sich in Grenzen. Allerdings musste er zugeben, dass David MacAron Mumm in den Knochen hatte – was auch immer man sonst von ihm halten mochte.
„Marian hat es bisher geschafft, sich Graham vom Halse zu halten“, plauderte Fia. „Es ist nicht gerade einfach, denn er versucht mit allen Mitteln, sich ihr zu nähern.“
Braden starrte düster auf den Weg, der vor ihnen lag, und grauenhafte Bilder
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