Die Gefangene des Highlanders
stiegen vor seinen Augen auf. Nur allzu gern hätte er jetzt seinem Pferd die Sporen gegeben, um die Burg rascher zu erreichen.
„Gestern hat er sogar von ihr verlangt, sie solle den Überwurf ablegen und das Kleid ausziehen, denn er wollte seine zukünftige Braut nicht erwerben wie die Katze im Sack.“
„Fia“, sagte Druce sanft und warf einen besorgten Seitenblick auf seinen Freund, der bereits mit den Zähnen knirschte. „Reden wir von anderen Dingen …“
„Seid unbesorgt“, meinte Fia lächelnd. „Marian weiß sich zu wehren. Sie hat ein Messer in ihrem Gewand verborgen, das unsere Mutter ihr heimlich gegeben hat.“
„Oh Gott!“
Gegen Abend näherte man sich dem vereinbarten Treffpunkt auf der Rückseite des Berges. Im Vorüberreiten hatten sie die dunkle Masse der großen Burg hie und da zwischen den Bäumen sehen können, ein rötlicher Lichtschein lag über der Festung, der von einzelnen Fackeln im Burghof herrührte, schwarz zeichneten sich die Zinnen und Türme der Mauer gegen den flackernden Schein ab.
Leise stieg man von den Pferden, ließ eine Wache bei den Tieren zurück und begann den Aufstieg. Nieselregen hatte sich eingestellt, der steile Bergpfad war glitschig, kein Mond erleuchtete den Weg, und die Männer waren auf Ohren und Tastsinn angewiesen.
„Ich hoffe, ich finde die Höhle in dieser Dunkelheit“, flüsterte Fia besorgt. „Ich war nicht mehr hier, seit ich ein kleines Mädchen war.“
Es war Braden, der den Höhleneingang schließlich mit untrüglichem Instinkt im dichten Gebüsch ertastete und hineinschlüpfte.
„Rechts auf dem Boden müssen Feuerstahl und Fackeln liegen.“
Der Schein der Fackel glitt über die Wände der Höhle, erfasste uralte, geheimnisvolle Zeichen und ließ sie im flackernden Licht lebendig werden. Spiralen, Tiere, Wellenlinien, Sonnen – ein ganzer Kosmos, in wenigen Linien eingefangen, schien sich um sie herum zu bewegen, und die nächtlichen Eindringlinge hatten Mühe, die Augen davon abzuwenden.
„Die fremden Ritter werden sich die Bäuche voll schlagen, dem Bier zusprechen und sich mit den Mägden vergnügen“, sagte Fia leise. „Sie tun nichts anderes, seit sie auf der Burg sind.“
„Um so besser!“, sagte Braden grimmig, und seine Stimme hallte dumpf von den Wänden der Höhle wider.
Der Gang war so niedrig, dass die Männer gebückt laufen mussten, hin und wieder verengte er sich, und der stämmige Druce hatte alle Mühe, nicht stecken zu bleiben. Nur Fia lief leichtfüßig mit der Fackel voran und wies ihnen den Weg.
Der Gang endete an einer niedrigen Tür aus grobem, dunklem Holz, dort blieb Fia stehen und löschte die Fackel.
„Mama und Marian wollten den Riegel innen zurückschieben“, flüsterte sie. „Aber er ist ziemlich verrostet – die Tür wurde seit vielen Jahren nicht benutzt.“
Fia drückte gegen das Holz – nichts bewegte sich.
„Lass mich mal!“
Druce stemmte sich gegen das Hindernis, setzte die ganze Kraft seines wuchtigen Körpers ein, und die Tür gab langsam und ächzend nach. Dunkelheit erwartete sie auf der anderen Seite – man befand sich in einem Vorratsraum im unteren Bereich des Wohnturms und ertastete Säcke mit Getreide, getrocknetes Obst, große Tongefäße und mit Wurzeln gefüllte Körbe. Mäuse huschten über den Fußboden, erschrocken über die unerwartete Störung.
Ein Stöhnen war zu hören, das ohne Zweifel aus dem gleich daneben liegenden Verlies kam und von David MacAron stammte, dann vernahm man die Stimmen zweier Männer, die miteinander stritten.
„Willst du mich schon wieder bescheißen, Dreckskerl?“
„Kann ich etwas dafür, wenn du kein Würfelglück hast, Freund?“
„Du hast gemogelt! Gib den Becher her!“
Braden berührte leise Druce’ Schulter, die beiden ertasteten die Tür der Vorratskammer und entfernten sich. Durch die halboffene Tür drang das schwache Licht einiger Fackeln in die Kammer, gleich darauf war der Streit der beiden Wächter leise und erfolgreich zur Ruhe gebracht, und Bradens Männer füllten einer nach dem anderen die unteren Räume des Turms.
„Drei Männer gehen mit mir hinüber zur Halle“, flüsterte Braden. „Wenn wir die Ritter von David MacAron auf unserer Seite haben, ist die Schlacht schon so gut wie gewonnen.“
Druce blieb mit den anderen im Turm zurück, atemlos sahen die Männer zu, wie Braden und seine drei Genossen im Schatten der Gebäude über den Burghof schlichen.
„Verdammt“, murmelte er.
Zwei Männer
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