Die Gefangene des Highlanders
jetzt unten im Turmverlies hockte, während der alte MacAron längst wieder oben auf seinen Polstern lag und von Frau und Töchtern zärtlich gepflegt wurde.
Braden hatte das Turmzimmer nicht wieder betreten, seitdem er dort die Tür aufgebrochen hatte, um Marian beizustehen. Es waren keine weiteren Worte zwischen ihnen gewechselt worden, denn hinter Braden stürmten gleich darauf seine Ritter in den Raum und bemächtigten sich des besinnungslosen Grahams. Bis zum frühen Morgen hatte Braden sich um seine jungen Ritter gekümmert, die die erste Feuertaufe des Kampfes bestanden hatten, hörte sich ihre aufgeregten Berichte an, lächelte über ihre Prahlereien, gab Ratschläge bei der Pflege der Verwundungen. Er selbst spürte immer noch heftige Schmerzen in seiner Schulter, doch er achtete nicht darauf.
David MacAron hatte die Tage und Nächte im Kerker nicht gut verkraftet: Er lag in sich zusammengekrümmt auf seinem Lager, redete im Fieberwahn mit seinem toten Sohn und fluchte ein ums andere Mal auf Braden MacDean. Die alte Sorcha, die man am Morgen hatte holen lassen, schüttelte zweifelnd den Kopf.
„Seine Zeit liegt hinter ihm“, sagte sie. „Und vor ihm die Reise in ein weites, ein anderes Land.“
Die folgenden Tage waren mit den Feierlichkeiten für die Hochzeit ausgefüllt. Druce hatte Fias Hand erworben, auch wenn David MacAron nicht mehr genau zu wissen schien, was um ihn herum geschah, so hatte er das vor ihm knieende Paar doch gesegnet, um gleich darauf wieder in seine Fieberphantasien abzutauchen. Man feierte das junge Paar mit einem festlichen Turnier, an dem auch die Ritter der MacDeans voller Tatendrang teilnahmen und sich auszeichneten. Nur am Abend, als sich Musiker und Gaukler einfanden und zum Tanz gebeten wurde, standen die jungen Kerle schüchtern herum, wussten ihre Füße nicht zu setzen und wagten kaum ein Wort an die schöne Burgherrin zu richten.
Auch Marian war ungewöhnlich schweigsam. Sie saß als Brautjungfer neben ihrer Schwester, freute sich an ihrem Glück und schritt beim Tanz mit ernsthafter Miene zu den vorgeschriebenen Figuren. Wenn die Regel es so wollte, dass sie dabei Braden MacDean gegenüberstand oder ihm gar die Hand reichen durfte, um von ihm geführt einige Schritte zu tun, dann vermieden sie beide, sich anzusehen.
„Nun rede doch wenigstens mit ihr“, murmelte Druce ihm leise zu. „Mehr als schiefgehen kann es nicht.“
Braden schüttelte den Kopf. Er war zu allem bereit, ja, er wünschte sich sogar, sie um Verzeihung bitten zu dürfen. Doch sie verhielt sich so abweisend, dass ihn der Mut verließ.
„Was ist los mit dir?“, flüsterte Fia ihrer Schwester zu. „Warum lächelst du ihm nicht wenigstens einmal zu?“
Marian schnaubte verächtlich. Warum sollte sie lächeln, wenn er sie für eine Verräterin hielt?
„Aber das tut er längst nicht mehr.“
„Warum sagt er es mir dann nicht?“
„Hat er es dir nicht schon auf andere Weise bewiesen?“
„Nein, hat er nicht!“
Fia seufzte und warf Druce einen hilfesuchenden Blick zu. Der rieb sich ratlos den Bart, dann schob er, von der Tischplatte verdeckt, seine Hand auf ihr Knie, und Fia erzitterte vor Wonne. Er hatte wundersame Dinge mit ihr getan in den vergangenen Nächten, und Fia war begierig darauf, mehr über seine Künste zu lernen …
Braden zog sich an diesem Abend früh zurück, verbrachte die Nacht schlaflos und entschloss sich am Morgen, zurück auf seine Burg zu reiten. Sollten seine Ritter die Hochzeitsfeier bis zu ihrem Ende genießen und dann erst heimkehren – er selbst hatte genug davon. Auf seiner Burg wurde er gebraucht – hier erwartete ihn nur feindselige Gleichgültigkeit.
Druce und Fia sahen den Freund nur ungern davonreiten, doch Braden war auf Fias Bitten hin nicht bereit, sich umstimmen zu lassen.
„Wir werden die kommenden Wochen auf der Burg meines Vaters verbringen“, sagte Druce zum Abschied. „Auch dort wird noch einmal gefeiert werden – komm und besuche uns, wenn dir langweilig ist, Braden “
„Gern …“
Druce drückte den Freund ans Herz, es tat ihm verflucht weh, dass Braden unglücklich war, während er auf den Wogen aller Seligkeiten schwamm.
„Wo ist Marian“, fragte Braden heiser. „Ich will ihr Lebewohl sagen.“
„Zur Jagd geritten“, gab Fia zurück. „Ausgerechnet an diesem Morgen. Es tut mir sehr leid, Braden …“
Er würde sie also nicht mehr sehen. Vielleicht war es besser so, er würde schweigen, anstatt ihr lächerliche
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