Die Gefangene des Highlanders
erst wieder heimgekehrt, als sein Vater ihn dringend nach Hause befahl. Widerwillig hatte er der Order gehorcht, war mit den Brüdern in den Wäldern zum Jagen umhergestreift und hatte die kleinen Schwestern am Abend auf seinem breiten Rücken reiten lassen. Die Vorschläge seiner Eltern für eine künftige Heirat hatte er jedoch energisch von sich gewiesen. Nein, er hatte noch nicht vor zu heiraten, und wenn, dann würde er schon selbst eine Braut finden.
Schon wenige Tage später hatte er die Pferde gesattelt, um mit einigen Begleitern zurück zur Burg der MacArons zu reiten. Wie beim ersten Besuch führte er einige Packpferde mit sich, auf denen Geschenke verstaut waren, kostbare Waren und Stoffe, die er von seiner Reise mitgebracht hatte, Gastgeschenke für David MacAron, der ihn so bereitwillig und freundlich auf seiner Burg aufnahm.
„Wenn du vorhast, um eine der Töchter von David MacAron anzuhalten, Druce“, sagte sein Vater beim Abschied, „dann denke daran, dass David MacAron die Familie deines Freundes Braden ausgelöscht hat. Die MacMorrays haben es nicht nötig, sich Reichtum zu erheiraten und dabei ihren Stolz und ihre Freunde zu verraten.“
Druce hatte den Blick gesenkt, während er seinem Vater zuhörte, denn er musste ihm in allem recht geben. Doch es gab etwas, das stärker war als alle klugen Erwägungen, als seine Sohnespflicht, ja sogar stärker als sein Stolz. Die zarte, blonde Fia hatte ihn so fasziniert, dass er sie keinen Augenblick mehr vergessen konnte und sogar bei Tag mit offenen Augen von ihr träumte.
„Ich werde daran denken, Vater“, sagte er gehorsam, denn er wollte sich keinen Ärger einhandeln.
Der Weg führte über schmale Gebirgspfade beständig bergab, Nebel behinderte die Reisenden, und die Reiter mussten immer wieder absteigen, um die Pferde zu führen, denn Steine und Baumwurzeln waren nass und glitschig. Erst als man sichere Wege erreichte, begann Druce wieder seinen Gedanken nachzuhängen, und eine leise Bangigkeit überfiel ihn. Bisher waren alle seine Versuche, sich Fia zu nähern ergebnislos verlaufen, und es konnte gut sein, dass er ihr nicht gefiel. Schließlich war er keineswegs das Bild eines schlanken, gutaussehenden Burschens, wie es Robin MacDean gewesen war. Druce störte sich nicht daran, dass sie ein Kind von Robin getragen hatte; was er fürchtete, war die Möglichkeit, dass Fia noch immer an Robin dachte. Mit ungutem Gefühl machte er sich bewusst, dass seine eigene Gestalt breit und ein wenig füllig war, sein Hals kurz und sein bärtiges Gesicht eher bäuerlich wirkte. Dazu das krause Haar, das wie dunkle Wolle auf Haupt und Wangen wuchs und sich trotz verzweifelten Kämmens nicht glatt legen wollte. Nein, schön war er wirklich nicht zu nennen, da konnte er sich noch so prächtig mit den langen Gewändern, die seine Mutter ihm aus den orientalischen Stoffen genäht hatte, herausputzen. Die zierliche Fia mit den verträumten, hellblauen Augen würde ihn als grobschlächtig und ungelenk ansehen. Er seufzte tief, was seine Begleiter zu verwunderten Blicken und einem leichten Grinsen veranlasste.
Wahrscheinlich war er sogar drauf und dran, sich eine Abfuhr zu holen und sich dabei bis auf die Knochen zu blamieren. Und das ausgerechnet bei jenem Mann, der der Familie seines besten Freundes Braden so übel mitgespielt hatte.
Verflucht, was war er doch für ein schlechter Kerl! Er hatte Braden gern gemocht, war gemeinsam mit ihm zum Kreuzzug aufgebrochen, genau wie Braden begeistert von der Idee, die heilige Stadt Jerusalem aus den Händen der Heiden zu befreien. Was hatten sie nicht alles gemeinsam erlebt und durchlitten! Hitze und eisige Nachtfröste, Schlachten in sengender Sonne, Märsche durch unwegsames Gelände, ohne Wasser, ohne Lebensmittel. Zuletzt saß man in der Stadt Akkon verschanzt und wehrte sich gegen die heranstürmenden Kämpfer des Sultan Saladin. Zu dieser Zeit hatte Braden die sarazenische Prinzessin Sitha unter seinen Schutz genommen und sich – verrückter Kerl, der er war – unsterblich in sie verliebt. Er würde sie heiraten und in seine Heimat mitnehmen, hatte er dem verblüfften Druce erklärt. Druce hatte sich von Braden verraten gefühlt, denn Braden hatte von diesem Tag an nur noch Augen für seine schöne Sitha und vernachlässigte den Freund. Verärgert hatte Druce sich nach Ende der Belagerung von ihm getrennt und war zurück in die Heimat gezogen, ernüchtert und von der Lust am Abenteuer gründlich geheilt. Hier
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