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Die Gefangene des Highlanders

Die Gefangene des Highlanders

Titel: Die Gefangene des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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ihn. Sie hatten eine frohe Kindheit gehabt, sein Bruder Robin und er, der ältere, zu dem Robin aufschaute, an dem er sich rieb, den er herausforderte und den er doch gleichzeitig so unglaublich bewunderte. Er, Braden, war für seinen kleinen Bruder vielleicht der wichtigste Mensch auf Erden gewesen – warum hatte er ihn nur allein gelassen?
    Weitere Bilder zogen an ihm vorüber. Sie waren eine fröhliche Viererbande gewesen: Er, Braden, und sein Bruder Robin, Ewan MacAron und die kleine, freche Marian. Ein Mädchen, das kletterte und reiten konnte wie ein Junge, eine kleine Wilde, die sich immer wieder in ihre Spiele einmischte und die ihr Bruder Ewan wütend verteidigte, wenn Robin oder er, Braden, versuchten, die lästige Göre loszuwerden. Sie konnte witzig sein, diese dralle, lebhafte Person mit dem wuscheligen Rotschopf, ihr Lachen war so verflucht ansteckend, und ihr Mut hatte ihn stets verwundert. Sie hatten Krebse im Bach gefangen, Hasen und Moorhühner gejagt, flache Kiesel über den See geworfen, mit Pfeil und Bogen geschossen …
    Wie hatte es nur geschehen können, dass aus dieser Kinderfreundschaft eine tödliche Fehde wurde? Robin, dieser fröhlich unbefangene Dummkopf, Ewan, der immer viel zu schnell in Zorn geriet, scharfe Schwerter, die diese jungen Kerle gar zu rasch und unbedacht gegeneinander gerichtet hatten …
    Er drehte sich mehrfach von einer Seite auf die andere und fand erst kurz vor Ende der Nacht ein wenig Schlaf. Wenigstens träumte er nicht von Sitha, dafür zog sich ein lästiges Gefühl von Besorgnis durch seinen Schlaf, das er nicht loswerden konnte.
    Vogelstimmen weckten ihn im Morgengrauen, er schlug die Augen auf, erblickte den hellen Lichtsaum über dem Wald und setzte sich auf. Der halb zerstörte Turm ragte zackig in den noch matten Himmel, Tau lag auf Gras und Gebüsch, eine kleine Maus, die neugierig seinen Ärmel untersucht hatte, huschte eilig in ein Erdloch. Ein kurzer Blick belehrte ihn darüber, dass die Wächter auf ihren Posten waren – nichts tat sich, umso besser.
    Langsam richtete er sich auf, hing sich den Mantel über und ging zum Turm, um dort nach dem Rechten zu sehen. Es sah nicht gut aus – Aisleen hatte Marian in Decken gewickelt und versuchte, ihr ein Getränk einzuflößen, doch Marians Lippen waren fest geschlossen, sie zitterte immer noch am ganzen Körper. Braden blieb neben der Tür stehen und starrte fasziniert auf das üppige, rote Lockenhaar, das inzwischen getrocknet war und sich wie ein flammender Teppich über den Boden ausbreitete. Marians Züge schienen immer noch sehr blass, und die dunklen Schatten um ihre Augen waren echt.
    „Sie friert so schrecklich“, sagte Aisleen leise. „Ich habe ihr schon meine Decke gegeben, mehr haben wir nicht.“
    Braden konnte nicht erkennen, ob Marians halbgeöffnete Augen auf ihn gerichtet waren, doch er löste den Verschluss seines Mantels und reichte Aisleen den schweren Stoff.
    „Leg das noch über sie …“
    Der Säugling fing an zu jammern, und Aisleen beeilte sich, den Mantel über Marian auszubreiten, bevor sie ihr Kind zu sich nahm, um es zu stillen.
    Braden spürte eine höllische Unruhe in sich und lief hinaus, um die Bauern aus dem Schlaf zu wecken. Kaum dass er ein wenig Brot und Wasser zu sich genommen hatte, stürzte er sich in die Arbeit, schleppte dicke Steinbrocken, passte sie ineinander, war überall zur Stelle, wo Muskelkraft erforderlich war und schuftete wie ein Sklave, ohne sich Ruhe zu gönnen. Erst gegen Mittag wusch er sich Gesicht und Arme mit kaltem Brunnenwasser und aß etwas von der Suppe, die die Bauern zubereitet hatten.
    „Wie geht’s drinnen?“, fragte er Rupert leise und wies mit den Augen zur Turmruine.
    „Schlecht“, gab der Alte zurück und tauchte den Holzlöffel in die Haferbrühe. „Sie hat Fieber und redet irres Zeug, sagt Aisleen. Vielleicht holen die Moorgeister sich ihr Opfer doch noch …“
    Braden hätte ihm für die letzte Bemerkung gern eine Ohrfeige verpasst, doch er beherrschte sich und ließ sich nichts anmerken.
    „Ein wenig Fieber wird sie schon nicht umbringen …“
    „Wäre schlecht für uns, wenn sie dahinginge. Der alte MacAron würde sie vermutlich blutig rächen …“, meinte Rupert mit besorgter Miene.
    Braden warf ihm einen zornigen Blick zu, setzte seine Tonschale mit Suppe auf den Boden und stand auf, um zum Turmzimmer hinüberzugehen. Da Aisleen mit den anderen gemeinsam ihr Mittagsmahl aß, fand er Marian allein, als er die Tür

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