Die Gefangene des Highlanders
möglich. Du musst sie einfach fragen.“
Druce schwamm im Glück. Überschwänglich fasste er Marians Hände und drückte sie so fest, dass sie fast aufgeschrien hätte, dann erklärte er, gleich nachdem dieser dumme Streit zwischen Braden und David MacAron beigelegt sei, mit Fia sprechen zu wollen.
„Du bist ein großartiges Mädchen, Marian“, schwärmte er. „Es ist schade, dass Braden nicht mehr heiraten will. Ihr beide wäret ein so schönes Paar …“
„Schon gut …“, wehrte sie beklommen ab.
„Nein wirklich. Ich würde sogar dein Brautwerber sein. Ich würde alles für Braden tun, genau so, wie wir beide es uns damals geschworen haben. Einer steht für den anderen ein – ich würde jeden töten, der Braden etwas antäte, und umgekehrt wäre es genau so.“
Marian starrte ihn an. Was hatte er da gesagt? Er würde jeden töten …
„Gleich ob Freund oder Feind?“
„Ganz gleich“, sagte er entschieden. „Wir haben uns Waffenbrüderschaft geschworen, wer diesen Schwur bricht, ist ein Verräter.“
Marian hatte das Gefühl, dass ihr schwindelig wurde. Wie hatte sie nur glauben können, dass Fia und Druce eine Chance auf ein gemeinsames Glück hatten? Niemals würde Druce um Fias Hand anhalten können – stattdessen war er gezwungen, Bradens Tod zu rächen. An David MacAron.
Nein, dachte sie. Es muss ein Ende haben. Ich will, dass es ein Ende hat.
„Weißt du eigentlich, wo Ewan damals starb?“
Druce starrte sie verblüfft an, denn die Frage erschien ihm vollkommen aus der Luft gegriffen.
„Nein. Dein Vater redet nur selten über Ewans Tod. Warum fragst du das?“
„Es war am Kreuzstein, Druce. Genau dort, wo mein Vater Braden treffen will.“
Er verstand nicht. Großer Gott, wie langsam sein Hirn doch arbeitete. Er rieb sein bärtiges Kinn und schüttelte verständnislos den Kopf. Sie musste deutlicher werden.
„Wenn ich Bradens Waffenbruder wäre“, sagte sie langsam und eindringlich, „dann würde ich ihm jetzt nachreiten.“
Endlich schien eine Ahnung in ihm aufzusteigen. Seine Augen vergrößerten sich, wurden starr, glotzten sie an, als sei sie eine der Nebelfrauen, die jetzt draußen über der Heide tanzten. Dann, als Marian schon fürchtete, die Augäpfel wollten ihm aus den Höhlen fallen, brach in ihm die Erkenntnis auf.
„Er hat mich betrogen!“, krächzte er, und seine Stimme überschlug sich vor Entsetzen. „Oh Gott – Braden! Mein Freund Braden!“
Kurze Zeit später war er mit seinen drei Kameraden davongaloppiert. Hinter ihnen schloss sich die weißliche Nebelwand, die nun so dicht war, dass man kaum die Hand vor Augen sah.
Kapitel 8
Braden wusste, dass er sich auf ein gefährliches Unternehmen eingelassen hatte. Behutsam lenkte er sein Pferd durch den nebelverhangenen Wald, horchte auf alle Geräusche und tauschte Blicke und Winke mit seinen Begleitern. Sie alle kannten hier jeden Pfad, jeden Stein, und doch half ihnen dieses Wissen wenig, denn die hin- und herwabernden Dunstschwaden täuschten die Augen, verschluckten Wege und Abzweigungen, ließen urplötzlich schwarze Baumungeheuer vor ihnen erstehen und hüllten alles gleich wieder in die feuchten, weißen Tücher der Nebelhexen ein.
Ein Feind, der ihnen hier auflauerte, hätte leichtes Spiel. Er brauchte nur, im Dunst verborgen, neben dem Pfad zu warten, auf die herannahenden Hufschläge der Tiere lauschen und im rechten Moment angreifen. Sie alle hatten die Hände an den Griffen ihrer Schwerter, neue, gute Waffen aus hartem Stahl, die der Schmied unten am See für seinen Clanchief geschmiedet hatte.
Marians Züge waren wie ein offenes Buch gewesen, sie verschwieg ihm etwas. Braden war sich nicht sicher, was es sein könnte, doch es hatte mit dem Kreuzstein zu tun. Deutlich hatte er gesehen, wie blass sie geworden war, als er den Ort erwähnte.
Sie ist keine gute Lügnerin, dachte er grimmig. Aber sie ist hinterlistig wie alle Frauen. Was immer sie auch gedacht hat – sie hat es nicht ausgesprochen.
Die Erkenntnis hatte ihm seltsam wehgetan, so dass er sich über sich selbst hatte wundern müssen. Hatte die Erfahrung ihn nicht längst gelehrt, dass keinem Weib zu trauen war? Warum also ausgerechnet der schönen, verführerischen Marian?
Eine Bewegung dicht vor ihnen im Nebel ließ die Reiter anhalten und zu den Waffen greifen. Doch es waren nur einige Rehe, die über den Pfad hinüber auf die andere Seite des Waldes wechselten. Wie schmale Schatten glitten ihre schlanken Körper
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