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Die Gefangene des Highlanders

Die Gefangene des Highlanders

Titel: Die Gefangene des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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das warme Blut sein Gewand durchnässte. Wütend wehrte er die Angriffe ab, brachte einen der Gegner zu Fall, wich einem tödlichen Schlag im letzten Moment aus und begegnete einem weiteren, mächtigen Streich mit dem Dolch. Da zersprang die Klinge des Dolches unter dem harten Stahl des Schwertes, nur der Griff mit einem kurzen Stumpf blieb in seiner Hand.
    „Macht ein Ende“, rief David MacAron. „Ich will ihn sterben sehen, wie mein Sohn Ewan starb!“
    Braden sah sich von Gegnern umzingelt, von allen Seiten waren die blitzenden Waffen auf ihn gerichtet, er riss sich den Mantel herunter und warf ihn auf einen der Männer, um ihn zu verwirren. Die Finte gelang, der Gegner wich zurück und erhielt im gleichen Augenblick einen kräftigen Fußtritt, der ihm das Schwert aus der Hand riss. 
    Da knackte es plötzlich im Unterholz, Zweige und Äste zerbrachen unter dem Ansturm eines mächtigen Körpers, und eine sich überschlagende Stimme brüllte:
    „Halt aus, Braden. Ich bin da!“
    Das Blatt hatte sich gewendet. Verblüfft wichen MacArons Ritter vor dem wutschnaubenden Kerl zurück, der wie ein Berserker um sich schlug, von weiteren drei Kämpfern gefolgt, die nicht minder zornig angriffen. Bradens Begleiter, die schon den Tod vor Augen gesehen hatten, fassten neuen Mut und wehrten sich tapfer, die Feinde zogen sich zurück, bildeten schützend eine Mauer um den alten Clanchief, der sich bereits hinter den Felsen geflüchtet hatte.
    „Es wird dir nichts nützen“, rief David MacAron boshaft, während er, einem humpelnden Gnom gleich, in den Wald lief, um sein Pferd zu erreichen. „Deine Burg ist verloren. In diesem Augenblick wird sie von meinen Männern eingenommen.“
    Braden machte einen letzten, wütenden Versuch, die Mauer der Gegner zu durchbrechen, um dem Alten nachzusetzen, doch vergeblich. Er spürte, wie sein rechter Arm erlahmte, ein Schwindel erfasste ihn, Dunkelheit schien ihn verschlingen zu wollen. Er hatte zahllose Verletzungen davongetragen.
    Keuchend stand er, sah wie durch einen roten Schleier, dass sein Waffenbruder Druce an seine Seite sprang und ihm die Gegner vom Leibe hielt, die sich jetzt langsam zurückzogen und ebenfalls zu ihren Pferden strebten. Da begriff er, dass es nur noch eine Hoffnung gab.
    „Zurück zur Burg“, rief er. „Wir müssen retten, was noch zu retten ist.“
    ***
    Marian hockte reglos wie eine Statue auf ihrem Schemel und starrte durch die offene Eingangstür auf den Burghof hinaus. Nebeldünste erhoben sich von jenseits der neu gebauten Mauer, quollen über sie hinweg und wehten in sanften Schleiern über den Hof. Nur vereinzelt war das Klopfen der Arbeiter zu hören, die an der Mauer werkelten, die Männer standen in kleinen Gruppen beieinander und murmelten, verwirrt und beunruhigt von dem überhasteten Aufbruch des jungen MacMorray. Hatte es nicht geheißen, dass die beiden Clanchiefs um einen baldigen Frieden verhandelten?
    „David MacAron ist nicht zu trauen“, hörte Marian jemanden sagen. „Es war leichtsinnig, zu diesem Treffen zu reiten.“
    „Wenn er den Clanchief in einen Hinterhalt gelockt hat?
    „Ganz sicher hat er das. Bei Gott, er wird sie alle erschlagen.“
    „Unser Chief lässt sich nicht so einfach erschlagen …“
    „Es wird ihm gehen wie seinem Bruder und seinem Vater. Wir sind alle verloren …“
    Verzweiflung machte sich unter den Männern breit, und Marian wusste nur zu gut, dass ihre Ängste begründet waren. Ja, sie waren alle verloren, alle außer ihr selbst. Marian kannte ihren Vater. Nicht mehr lange, da würden seine Kämpfer die unfertige, führerlose Burg umringt haben, und Bradens letzte Getreue würden in diesem Kampf nicht die mindeste Chance haben.
    Nein, dachte sie, und sie spürte, wie der Zorn belebend in ihr aufstieg. Ich werde nicht hier sitzen und dabei zusehen.
    Sie hatte lange genug gezögert, es war Zeit zu handeln. Marian erhob sich mit einem Ruck und trat durch den niedrigen Eingang hinaus auf den Hof. Die Wächter hatten ihre Posten verlassen und standen mutlos herum, einige hatten sich über die Reste der Mahlzeit hergemacht, um sich wenigstens noch einmal den Bauch vollzuschlagen, wenn denn schon alles verloren war.
    Marian straffte sich, atmete tief die feuchte, dunstige Luft ein und versuchte, die weißlichen Schwaden mit den Blicken zu durchdringen. Nichts war zu sehen, kein Schatten eines Angreifers. Noch nicht.
    Sie war eine Verräterin. Niemals wieder würde sie ihrem Vater offen ins Auge blicken

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