Die Gefangene des Highlanders
können. Niemals würde David MacAron seiner Tochter verzeihen. Sie schürzte die Lippen und kniff trotzig die Augen zusammen. Er war selbst daran schuld. Es ging um Fias Glück, um ihre Liebe zu Druce, und es ging um Braden, der ein Recht auf sein Land hatte. Verdammt, er hatte sie gefangen genommen und würdelos behandelt, er hatte ihr gedroht, sie zu töten und sie in dieses Loch eingesperrt. Aber dennoch hatte Braden MacDean ein Recht auf sein Erbe, sein Land und seine Burg.
Wenn er überhaupt noch am Leben ist, dachte sie beklommen. Wer weiß, ob Druce noch zur rechten Zeit kam?
Sie hatte keine Zeit zu verlieren. Es gab kaum einen Mann auf der Burg, der das Zeug hatte, den Kriegern ihres Vaters ernsthaften Widerstand zu leisten. Und es gab zu wenig Waffen. Die alberne Steinschleuder war in diesem Nebel völlig nutzlos, stattdessen brauchte man Schwerter und Dolche. Vor allen Dingen aber Männer. Viele Kämpfer, die bereit waren ihr Leben für die Verteidigung der Burg zu wagen. Und einen, der sie anführte.
Keiner dieser Kerle hätte einer Frau gehorcht. Kämpfen war Männersache, das hatte man ihr oft genug erzählt. Aber David MacArons Tochter würde schon eine Lösung finden.
„Keith!“
Der Bauer hatte sich einen Knochen vom Bratspieß gerissen um und kaute das sehnige Fleisch mit vollen Backen. Unwillig, aber dennoch gehorsam wandte er sich zu Marian um, es half ja nichts, diese sture, rothaarige Person ließ ihm doch keine Ruhe.
„Komm her zu mir! Ich habe einen Auftrag für dich.“
Er seufzte, legte seinen Knochen behutsam auf den Boden und wischte sich mit dem Ärmel das Fett aus dem Bart.
„Herrin – in diesem Nebel wird es schwer sein, irgendwelche Kräuter oder Beeren zu …“
Marian schüttelte energisch den Kopf und sah im fest in die Augen. Sie konnte nur hoffen, dass er sich nicht allzu ungeschickt anstellen würde.
„Die Ritter meines Vaters werden in Kürze die Burg angreifen, Keith“, sagte sie. „Es kommt jetzt darauf an, dass wir rasch handeln.“
Er sah sie erschrocken an. Man hatte schon darüber geredet, dass David MacAron die Abwesenheit des Clanchiefs zu einem Angriff nutzen würde. Wahrscheinlich hatte dieser Fuchs den jungen MacDean genau aus diesem Grund aus seiner Burg gelockt. Einige der Kameraden hatten schon überlegt, sich ungesehen davonzumachen. Wozu einen sinnlosen Tod erleiden, die Burg war doch nicht zu halten. Andere aber hatten erklärt, lieber sterben zu wollen, als wieder unter dem Joch des alten MacAron zu leben.
„Wenn Ihr uns helfen würdet, Herrin“, sagte er hoffnungsvoll. „Wir sind bereit, Euch an Euren Vater auszuliefern, wenn er uns das Leben und freies Geleit zusichert …“
Marian stampfte zornig mit dem Fuß auf und packte den erschrockenen Mann vorn an seinem Kittel.
„Feigling!“, schimpfte sie und stieß ihm gegen die Brust, dass er überrascht einige Schritte zurücktaumelte. „Ihr elenden Memmen wollt Braden MacDean verraten und euch ergeben? Glaubt ihr wirklich, mein Vater würde auch nur einen von euch ungestraft lassen? Selbst wenn ihr euch in euren Höfen unter dem Mist versteckt – er wird euch überall finden.“
Keith wurde augenblicklich klar, dass sie recht hatte, und es wurde ihm schlecht vor Angst.
„Dann sind wir alle des Todes“, stammelte er verzweifelt.
„Nicht, wenn du tust, was ich dir sage“, erklärte Marian energisch. „Reiß dich jetzt zusammen, verdammt, und hör gut zu!“
Boten sollte er in die Dörfer und Höfe schicken, alle Männer zusammentrommeln, die bereit waren, für Braden MacDean zu kämpfen. Jeder solle sich bewaffnen, so gut es ging, die Losung um unbeschadet in die Burg zu gelangen sei: Lady Marian – gefangen von Braden MacDean.
„Und kein Wort davon, dass der Clanchief nicht hier ist“, schärfte sie ihm ein. „Braden MacDean wird die Männer befehligen.“
„Aber der ist …“
Keith hielt inne, und es wurde ihm klar, dass diese Lüge ihre einzige Chance war. Die Männer glaubten an Braden MacDean, nur unter seiner Führung würden sie kämpfen.
„Aber weshalb tut Ihr das, Herrin? David MacAron ist Euer Vater …“
„Schwatz nicht herum, die Zeit ist kostbar!“, fauchte sie ihn an. „Zeig, dass du ein Mann bist!“
Er gab sich alle Mühe, doch statt energisch Befehle auszuteilen, verwickelte er sich in lange Erklärungen, so dass alle bald gründlich verängstigt und verwirrt waren. Marian fluchte und war drauf und dran, die Dinge selbst in die Hände zu
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