Die Gefangene des Highlanders
Schuld zu stehen …“
„Geschenkt!“, unterbrach sie ihn und setzte sich wieder auf den Mauervorsprung.
Er war auf ihre Widerborstigkeit gefasst gewesen, hatte jetzt aber doch Mühe, nicht den Faden zu verlieren.
„Ich rede jetzt und du hörst mir zu, verdammt!“, fuhr er sie an. „Ich hatte keine Ahnung davon, dass du meine Burg verteidigt hast. Schließlich hast du mir ja auch nicht verraten, was du über den Kreuzstein wusstest …“
„Es war klar, dass du jetzt davon anfangen würdest …“
„Du sollst mich nicht unterbrechen! Ich sagte, dass ich nichts davon wusste, und noch weniger habe ich geahnt, dass du mich gepflegt hast. Ich habe Grund, mich bei dir zu entschuldigen, und das tue ich hiermit.“
Er hatte sich in Eifer geredet, und seine Entschuldigung klang reichlich unfreundlich, fast wie ein Vorwurf, was ihm selbst nicht gefiel. Sie saß vor ihm, schaute ihm ernst ins Gesicht und schwieg.
„Nimmst du meine Entschuldigung an?“
„Wenn du darauf bestehst“, meinte sie schulterzuckend. „Es ist übrigens völlig unnötig, sich zu entschuldigen, denn – wie du ja sagst – du hast all diese Dinge nicht gewusst.“
„Dennoch habe ich dir Unrecht getan, Marian, und ich will nicht, dass du glaubst, ich hätte es in böser Absicht getan“, sagte er und grübelte gleichzeitig darüber nach, was ihre starre Haltung lösen könnte.
„Warum sollte ich glauben, dass du böse Absichten mir gegenüber hegst, Braden?“, fragte sie spottlustig. „Du hast einfach nur versprochen, mich umzubringen, falls mein Vater wagen sollte, diese Burg anzugreifen.“
Meine Güte – war diese Frau nachtragend!
„Du weißt selbst, dass ich das niemals getan hätte.“
„Nun“, meinte sie und zuckte wieder die Schultern. „Sagen wir mal so: Du hattest keine Gelegenheit dazu.“
Sie machte es ihm wahrhaft nicht leicht. Braden schluckte und zwang sich zu einem Lächeln, schließlich hatte er ihr einiges abzubitten.
„Ich habe selten erlebt, dass eine Frau eine Burg verteidigt“, sagte er mit Anerkennung. „Lady Marian – ich glaube, du hast diesen Namen verdient.“
Sie schien seine ehrliche Bewunderung als Schmeichelei aufzufassen, denn sie senkte die Lider und blitzte ihn unfreundlich mit grünen Augen an.
„Es sind immer die Frauen, die ihre Burgen verteidigen, und die Männer, die sie einnehmen“, meinte sie leichthin. „Zumindest erzählen das immer die Dichter und Troubadoure. Du musst doch im Heiligen Land allerlei solcher Geschichten gehört haben.“
Er verstand ihre Anspielung auf seine Liebesabenteuer und musste den aufkommenden Ärger heftig unterdrücken. Falls es ihm tatsächlich gelingen sollte, Marians Liebe zu gewinnen, dann würde er ihr gleich als Erstes diese lächerliche und völlig überflüssige Eifersucht abgewöhnen.
Auf der anderen Seite war es eigentlich ein gutes Zeichen, dass sie eifersüchtig war. Er schien ihr nicht ganz gleichgültig zu sein, auch wenn er während der vergangenen Wochen nicht gerade sanft mit ihr umgegangen war.
„Ich habe dich gerufen, weil ich meinen Frieden mit dir machen will, Marian“, sagte er, ihre spitze Bemerkung außer Acht lassend. „Du hast meine Burg und auch mein Leben gerettet, dafür bin ich dir verpflichtet, und ich bitte dich, meinen Dank anzunehmen.“
Er wollte weitersprechen, doch sie stand abrupt von ihrem Sitz auf, und der Blick, mit dem sie ihn jetzt maß, war so abweisend, dass sein Mut sank.
„Ich tat es nicht für dich, Braden. Ich tat es nur, weil ich die Gerechtigkeit liebe.“
Damit lief sie so eilig davon, als sei sie auf der Flucht.
Kapitel 14
Marian hatte Mühe, ihre Aufregung zu verbergen, als sie zu Aisleen hinter die aufgespannten Decken schlüpfte. Er hatte ein schlechtes Gewissen – na wunderbar. Sollte sie sich darüber freuen? Im Gegenteil – ihr Ärger war geradezu hochgekocht, und sie hatte sich wieder einmal gefragt, weshalb sie eigentlich so dumm gewesen war, für Braden MacDean gegen ihren eigenen Vater zu kämpfen. Was für ein Schaf sie gewesen war. Sie hatte für einen Mann gekämpft, der eine andere liebte. Braden war ganz und gar seiner schönen Heidin verfallen, das hatte sein Fiebertraum ihr nur allzu deutlich bewiesen – wo auch immer sich diese Frau befand, ob er mit ihr verheiratet war oder nicht – Braden MacDean gehörte Sitha.
Sie zog die Nase hoch und bemühte sich, ein gleichgültiges Gesicht zu machen, denn sie wollte nicht, dass Aisleen etwas von ihrem Kummer
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