Die Gefangene des Highlanders
Waffengang ausbilden wollte. Sie zuckte die Schultern. Sollte Braden doch machen was er wollte. Es konnte ihr nur Recht sein, wenn er sein Land sicherte und seine Burg wieder befestigte. Je stärker er war, desto weniger würde er eine Geisel gegen ihren Vater brauchen. Er konnte sie genau so gut freilassen.
„Ich bin froh, dass Swan sich hervortun kann“, schwatzte Aisleen weiter. „Habt Ihr gesehen, wie kräftig er ist? Für sein Alter ist das ganz erstaunlich.“
„Ja“, gab Marian lächelnd zurück. „Dein Bruder ist dazu noch klug und entschlossen. Ich glaube fest daran, dass Braden MacDean ihn zum Ritter ausbilden und auf der Burg behalten wird.“
„Das wäre sein höchster Wunsch“, sagte Aisleen. „Vor allem, wenn er dabei in Eurer Nähe bleiben kann, Herrin.“
Marian schwieg betroffen. Sie hatte keineswegs die Absicht, hier auf der Burg zu bleiben, ganz im Gegenteil. Sie würde alles daransetzen, um so bald wie möglich wieder ihre Freiheit zu erlangen und Braden MacDean niemals wiedersehen zu müssen. Allerdings hatte sie keine Ahnung, wohin sie gehen konnte, falls Braden sie tatsächlich aus der Gefangenschaft entlassen sollte ... Zu ihrem Vater? Der würde ihr den Kopf abreißen und sie anschließend mit Graham verheiraten. Aber war nicht sowieso schon alles gleich?
Draußen erhob sich Lärm, Begrüßungsrufe wurden laut, Scherze flogen hin und her, die Hunde kläfften. Die beiden Frauen schoben sich neugierig zwischen den aufgespannten Decken hindurch, um die jungen Kerle anzuschauen, die zur Burg gekommen waren, um das Handwerk eines Ritters zu erlernen.
„Was für Milchgesichter“, hörte sie Rupert kopfschüttelnd murmeln. „Der Kleine dort hinten mag kaum zehn Jahre alt sein.“
„Dafür ist der Bursche neben ihm mehr als doppelt so alt“, schätzte Keith grinsend. „Wie er seine selbstgeschnitzte Lanze in der Faust hält, gerade so, als wollte er damit Rüben stechen.“
Es war nur eine kleine Gruppe von acht jungen Burschen angekommen, doch in der Ferne sah man bereits den nächsten, bunt zusammengewürfelten Haufen herannahen. Bradens Aufruf war überall in seinem Land gehört worden.
„Na, dann wollen wir doch mal!“
Druce, der eben noch zusammen mit einigen Bauern einen schweren Deckenbalken für die Halle geschleppt hatte, klopfte sich jetzt den Staub vom Gewand und strahlte übers ganze Gesicht.
„Sind ein paar gute Burschen darunter“, meinte er zu Braden, der ebenfalls stand, um die zukünftigen Kämpfer zu mustern.
„Aus denen lässt sich was machen.“
Braden nickte nur, die anstehende Aufgabe schien ihn im Moment noch erstaunlich wenig zu begeistern. Stattdessen glitten seine grauen Augen für einen kurzen Moment über die beiden Frauen, und sein Kiefer spannte sich an. Da stand sie, starrte die jungen Männer an und tat, als sei nichts geschehen. Er hatte große Lust, sie bei den langen, roten Locken zu packen und kräftig durchzuschütteln. Verflucht, er war ihr Dank schuldig, und sie nutzte es gnadenlos aus um ihn zu demütigen.
„Sie sollen erstmal essen und trinken“, sagte er dann zu Druce, der bereits Luft holte, um die Kerle herbeizurufen. „Danach kann jeder einzelne uns zeigen, was er schon kann.“
Auf dem Burghof herrschte jetzt ein buntes Treiben. Während die neu Angekommenen ihre Morgensuppe erhielten und noch etwas scheu in der Gegend herumstanden, waren die Bauern jetzt an ihre Arbeit gegangen. Axtschläge hallten über die Festung, Lehm wurde mit Wasser gerührt und in Ledereimern am Turm hochgezogen, kräftige Kerle hockten halsbrecherisch auf den Dachsparren der großen Halle um das Dach zu decken. Bald jedoch zogen die ersten Übungen der jungen Männer alle Blicke auf sich, man ließ von der Arbeit ab, stieg auf die Mauer, um die Vorführungen draußen vor der Burg grinsend zu beobachten, und jeder hatte seine dummen Bemerkungen dazu parat.
„Springt wie ein Lämmchen im Frühjahr, der Bursche!“
„Den holt ja die Schnecke im Halbschlaf noch ein!“
„Dünn wie ein Fädchen, die Beine. Und daraus soll ein Ritter werden!“
„Hat sich die Lanze an die eigene Nase gehauen, der Wicht.“
Auch Aisleen hatte sich mit ihrer kleinen Tochter auf die Mauer gesetzt, um dem Schauspiel mit offenem Mund zuzusehen, während Marian eher gelangweilt war. Sie kannte diese Übungen, die ihr Bruder Ewan mit seinen Freunden vom frühen Morgen bis zum späten Abend auf dem Burghof vollführt hatte. Laufen, über kleine Hindernisse
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