Die Gegenpäpstin
war krank, und ich bin
in der fraglichen Zeit zu ihm hingefahren, um ihm zu helfen.«
»Schämen Sie sich nicht?« Regine von Brest war aufgesprungen. Ihr Gesicht glühte vor Empörung. »Uns weiterhin solche |294| Lügengeschichten aufzutischen, nach allem, was Sie uns angetan haben?«
»Und was wäre, wenn er die Wahrheit sagt?« Sarah hatte mit fester Stimme gesprochen. Padrig konnte spüren, daß sie an ihn
glauben wollte.
»Es ist die Wahrheit«, sagte Padrig beschwörend. »Ich hatte ohnehin gehofft, der Orden könnte sich des Schicksals der Jungen
annehmen. Aber ich wollte es nicht sofort an die große Glocke hängen, weil die Jungs mich gebeten haben, ihren Unterschlupf
nicht an die Behörden zu verraten.«
Hellriegel sah ihn immer noch mißtrauisch von der Seite her an. »Diese rührende Geschichte läßt sich wahrscheinlich mühelos
nachprüfen. Selbst wenn sie nicht stimmt, wird es uns schwerfallen, Ihnen eine Mittäterschaft zu beweisen, solange Sie kein
Geständnis ablegen und es keine Zeugen gibt. Aber es bleibt eine pikante Angelegenheit. Der Vatikan schickt einen Spion unter
falschem Namen nach Deutschland. Der ist in eine Schießerei verwickelt und tötet währenddessen einen nicht identifizierbaren
Angreifer in angeblicher Notwehr. Und wer weiß …« Der Kommissar lächelte gehässig, und sein mitleidloser Blick wanderte zwischen
Regine von Brest und Padrig hin und her. »Vielleicht hat er auch eine unschuldige Frau und zwei Perserkatzen auf dem Gewissen.
Was meinen Sie, wie sich die Presse auf eine solche Neuigkeit stürzen würde?« Er wandte sich an seine bereitstehenden Kollegen.
»Das sind Fälle, die sich kein Ermittler wünscht, habe ich recht?« Seine Miene wechselte so plötzlich, wie das Wetter in den
Alpen, als er sich umdrehte und sein stechender Blick auf Padrig traf. »Sie können von Glück sagen, McFadden, daß die Beweislage
für Sie spricht und der Beginenorden keine öffentliche Einrichtung ist. Ansonsten würde ich ihnen den Verfassungsschutz auf
den Hals jagen und dafür sorgen, daß alle Ermittlungen bis nach Großbritannien dringen. Dort lauert man gewiß nur darauf,
daß einer wie Sie erneut in den Knast wandert.« |295| Kommissar Hellriegel rauschte mit seinen Männern ab, und Padrig fragte sich, ob das Ziel dieses Auftritts einzig und alleine
darin gelegen hatte, ihn vor den Beginen und nicht zuletzt vor Sarah zu brüskieren.
Niemand sagte ein Wort, und Padrig zog es vor, die Stätte seiner demütigenden Niederlage zu verlassen. Dabei fragte er sich,
ob Sarah ihm jemals verzeihen könnte und wie er Erzbischof Mendez sein klägliches Scheitern beibringen sollte.
Bevor er in den Flur hinaustrat, wandte er sich noch einmal um. »Ich werde Ihnen das Geld bis auf den letzten Cent zurückzahlen«,
sagte er zu Regine von Brest. »Darauf können Sie sich verlassen.«
»Behalten Sie es!« erwiderte sie giftig. »Auf so eine kleine Summe bin ich nicht angewiesen, und angeblich haben Sie das Geld
ja für einen guten Zweck verwendet.«
»Es tut mir aufrichtig leid«, flüsterte er und wagte es nicht, in die Runde zu schauen.
»Gehen Sie endlich«, erklärte Regine streng, »und treten Sie mir nicht mehr unter die Augen. Bestellen Sie Ihren Auftraggebern
einen schönen Gruß. Sollten sie sich einen weiteren Coup dieser Art leisten, werde ich es an sämtliche interessierten Nachrichtenagenturen
herausposaunen. Dank Ihrer erfolgreichen Arbeit wissen Ihre Mitstreiter ja wohl, was am 25. März auf sie zukommt. Aber wir
lassen uns nicht aufhalten, und wenn es der Teufel persönlich wäre, der es versuchen würde. Lassen Sie sich das gesagt sein!«
Padrig war bereits in der Halle und machte Anstalten, die Tür zu öffnen, als eine Hand an seine Jacke faßte und ihn zurückhielt.
»Denkst du wirklich, du könntest so einfach davonkommen?« fragte Sarah leise.
Padrig verspürte beinahe Erleichterung, als er ihren zornigen Blick wahrnahm. »Ich würde es dir so gerne erklären«, sagte
er mit sanfter Stimme.
|296| »Ich will nur wissen, ob du nicht lügst. Zeig mir die Jugendlichen, die du vorgestern abend angeblich aufgesucht hast.«
»Wir können sofort fahren, wenn du willst!« Demonstrativ hielt er ihr die Tür auf.
Auf dem Weg zu seinem Wagen fuhr ein eisiger Wind durch ihre Locken, und er konnte sehen, wie sie trotz Daunenjacke fror.
»Ist es weit?« Sie sah ihn fragend an, während sie den Sicherheitsgurt anlegte.
»Nein«,
Weitere Kostenlose Bücher