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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Ausgang geben. Und wenn nicht – Markert würde nicht ewig warten. Falls sie gar nicht mehr ans Tageslicht fand, würde er dafür |20| sorgen, daß Bergman ein Rettungsteam rief und sie herausholte. Der lang anhaltende melodische Ton klang noch immer in ihrem
     Ohr. Allerdings konnte sie nicht ausmachen, um was für eine Art Instrument es sich handelte. Sie leuchtete in eine der Kammern
     hinein, und der Schein, der daraus zurückgeworfen wurde, ließ ihr einen Schreck in die Glieder fahren. Ungläubig schüttelte
     sie den Kopf und trat auf die erste Stufe. Zögernd stieg sie hinab, in dieses unberechenbare Reich, in dem es etwas gab, was
     den Strahl ihrer Stablampe erwiderte. Stufe für Stufe, sieben an der Zahl, ging sie weiter. Der Raum war recht klein, maß
     vielleicht drei mal vier Meter. Doch im Vergleich zu den übrigen Gängen und Hallen war er regelrecht vollgestopft mit unzähligen
     Artefakten. Offenbar handelte es sich um eine Grabkammer. Neben einem steinernen Sarkophag, der aus einem Felsblock gehauen
     und mit einem schweren, steinernen Deckel versehen war, befand sich noch eine zweite Kiste, weit weniger massiv. Doch auch
     sie war mit einem Deckel versehen. Im jüdischen Altertum diente ein solches Ossarium zur Aufbewahrung sterblicher Überreste
     von Menschen. Es war die reinste Gotteslästerung, es zu berühren, nachdem es verschlossen worden war. Auf einem Steinabsatz
     über dem größeren Sarkophag hatte man Silberspiegel angebracht, davor – und nun mußte sie wirklich schlucken – stand ein achtarmiger
     Chanukkaleuchter aus purem Gold. Alleine diese, mit kleinen silbernen Schalen für Öllichtern versehene, uralte Lichtquelle
     mußte unendlich kostbar sein. Darüber befand sich eine Inschrift. Sie war in Koiné verfaßt, jener altgriechischen Sprache,
     die zu Zeiten Jesu von der hellenistisch beeinflußten Oberschicht gesprochen worden war, und erstaunlich gut zu entziffern.
    Du bist das
… Vorsichtig umrundete Sarah die beiden Särge. Ehrfürchtig beugte sie sich über den filigranen Leuchter, ängstlich bemüht,
     nichts zu berühren. Während sie die silberne Oberfläche der Inschriftentafel eingehend studierte, übersetzte sie den Text
     ohne Probleme ins Hebräische.
    |21|
Du bist das Licht,
    Mirjam von Taricheae
    das Oben und das Unten
    das Gestern und das Morgen
    zeitlos verbunden
    mit allem was Er geschaffen hat
    Unendlich
    wie die Liebe
    in den Herzen der Erleuchteten
    Es gab nur eine »Mirjam von Taricheae«. Sarah stockte der Atem. Sie selbst bezeichnete sich gerne als eine überzeugte Agnostikerin,
     und wenn sie ehrlich war, hatte sie die christliche Lehre nur insoweit studiert, wie es ihrer Arbeit nutzte, und doch wurde
     ihr schlagartig klar, daß sie mit hoher Wahrscheinlichkeit soeben das Grab der »Maria von Magdala« entdeckt hatte, jener Frau,
     von der manche behaupteten, sie sei die Gefährtin Jesu Christi gewesen. Unendlich viele Legenden rankten sich seit jeher um
     diese biblische Gestalt. Niemand wußte genau, wo ihre sterblichen Überreste verblieben waren. Doch … wenn sich in dem Sarg
     tatsächlich die sterblichen Überreste der Maria Magdalena befanden – wer lag dann in dem zweiten Sarg?
    »Bei Moses!« flüsterte Sarah, obwohl sie sich nur selten überirdischen Beistandes bediente. Ihr Herz raste, als sie sich vorzustellen
     versuchte, was sich unter den steinernen Deckeln befand. Doch bevor nicht ein Team von Spezialisten alles dokumentiert hatte,
     durfte sie nichts berühren.
    Die Sphärenmelodie, die sie gehört zu haben glaubte, war verklungen. Ohne einen klaren Gedanken fassen zu können, begab Sarah
     sich zurück in den Höhlengang. Wie in Trance, als würde sie geleitet, schritt sie voran.
    »Sarah!« Jemand schrie mit heiserer Stimme ihren Namen. »Sarah! Wo sind Sie? Können Sie mich hören?«
    |22| Im ersten Moment glaubte sie, Markert habe sich aus reiner Ritterlichkeit ebenfalls in die Höhle abgeseilt, doch dann konnte
     sie den Schutthaufen erkennen, über dem sie eingestiegen war. Der Deutsche stand immer noch oben an der Abbruchkante, das
     blonde Haar vollkommen naß, während sich seine sorgenvolle Miene langsam erhellte.
    »Gott sei Dank«, rief er. »Ich dachte schon, ich müßte Ihren Chef anrufen und eine Vermißtenanzeige aufgeben!«
    »Nein«, erwiderte sie tonlos, während sie ihren Karabiner einhakte. »Ziehen Sie mich bitte nach oben. Bergman können Sie trotzdem
     anrufen. Es gibt da ein paar Neuigkeiten, die er

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