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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Er wußte nur zu gut, worauf sie hinauswollte. Immer wieder hatte er versucht,
     die Brüder des alten Glaubens mit der neuen Lehre seines Bruders zu einen, doch leider ohne Erfolg. Manches Mal war er sich
     dabei wie ein Verräter vorgekommen, vor allem, wenn er Kompromisse eingegangen war, die einer Selbstverleugnung gleichkamen.
    Der Junge war auf seinem Lager zusammengesunken und schlief. Durch den Spalt eines klapperigen Fensterladens schimmerte das
     goldene Licht des Nachmittags herein und ließ Mirjams Haar aufleuchten.
    |28| »Damals, Jaakov, als Jeschua noch lebte, waren wir unendlich«, flüsterte sie. »Unendlich in der Liebe, unendlich im Glauben,
     und unsere Tage schienen in ihrer Zahl so unendlich wie die Tropfen im Ozean. Ja, wir waren unendlich, doch
er
wußte es schon lange vor uns: Um im Geist der Menschen unendlich zu werden, braucht es ein frühes, jähes und vor allem grausames
     Ende.« Tränen schimmerten in ihren Augen.
    »Willst du sie aufsuchen und ihr sagen, wer ihre wahren Eltern sind?« Jaakov hatte sich kaum getraut diese Frage zu stellen.
     Obwohl er ein solches Ansinnen beinahe für selbstverständlich gehalten hätte. Welcher Mutter fiel es leicht, so einfach auf
     ihr Kind zu verzichten? Mirjam war es nicht leichtgefallen. Ebenso wie Jeschua, dem das Schicksal seiner Familie und das seiner
     Jüngerinnen und Jünger niemals gleichgültig gewesen war.
    »Jaakov«, antwortete sie leise. »Ich werde bald sterben. Ich spüre es. Es wäre zu grausam, einem Kind die Mutter zurückzugeben,
     nur damit es sie kurz darauf wieder verliert.«
    Er sah erschrocken auf. »Wie kommst du darauf? Du siehst aus wie das blühende Leben.« Inbrünstig hatte er gebetet, sie möge
     bei ihm bleiben. Wenigstens die letzten Tage seines Daseins wollte er an ihrer Seite verbringen.
    »Die scheinbare Welt täuscht uns oft über die Wirklichkeit hinweg, die sich dahinter verbirgt, das solltest du wissen, nach
     allem was
er
uns gelehrt hat«, entgegnete sie feinsinnig.
    »Und du denkst, es gibt keine Heilung? Vielleicht kann ich dir helfen?«
    »Nein«, erwiderte sie lächelnd. »Ich kann nicht einmal mir selbst helfen, obwohl ich so vielen anderen geholfen habe. Alles
     hat seine Zeit. Und wenn Gott der Allmächtige uns zu sich ruft, müssen wir seinem Ruf folgen. Kein Mensch dieser Erde, und
     sei er noch so weise, kann dies verhindern.«
    »Hast du Angst?«
    »Nein, warum sollte ich? Ich werde Jeschua wiedersehen. Ich |29| werde wieder mit ihm vereint sein. Nur tausendmal inniger. Ich freue mich. Meine Aufgabe ist beinahe erfüllt. Es gibt nur
     noch eines, was ich tun muß.«
    »Was wird das sein?«
    »Ich möchte, daß du meine Geschichte aufschreibst. Für meine Tochter, damit sie eines Tages, wenn die Zeit reif ist, erfährt,
     wofür ihre Eltern gekämpft haben. Außerdem möchte ich, daß meine sterblichen Überreste nach meinem Tod hier an diesem Ort
     bestattet werden. Unten in den Katakomben. Trotz allem, was geschehen ist, fühle ich mich hier immer noch zu Hause.«
    »Dann bist du nur hergekommen, um zu sterben?« Er wagte nicht, ihr ins Gesicht zu schauen, aus Angst, sie könne die Tränen
     in seinen Augen bemerken.
    »Jaakov, mein Guter«, antwortete sie und rutschte auf Knien zu ihm hin, um sich an ihn zu schmiegen, wie eine Katze, die gestreichelt
     werden möchte. »Ist es nicht ein Zeichen meiner tiefen Liebe und meines Vertrauens zu dir, wenn ich meine letzten Tage an
     deiner Seite verbringen will und dich zum Hüter all meiner Geheimnisse mache?«
    »Ja«, seufzte er und zog sie näher zu sich heran. Er sah ihr tief in die Augen, und dann küßte er sie sanft auf ihren weichen,
     immer noch schönen Mund.

|30| 3.
Januar 2007 – Totenruhe
    Obwohl es am Anfang nicht danach ausgesehen hatte, daß Bergman bereit war, Sarahs Verdacht ernst zu nehmen, daß sie einen
     sensationellen Fund gemacht hatte, verwandelte sich der unscheinbare Hügel wenig später in ein regelrechtes Hornissennest.
     Mehr als zehn Mitarbeiter der Archäologischen Abteilung der Universität Haifa hatten sich binnen kürzester Zeit an dem Loch
     in der Straße eingefunden und packten ihr Equipment aus.
    Ihrem deutschen Kollegen verschlug es schier den Atem, als Sarah ihn darüber unterrichtete, was sie in der Höhle entdeckt
     hatte.
    Der Bauleiter, dem die ganze Angelegenheit suspekt vorkam, setzte eine ungläubige Miene auf, als Bergman ihm erklären wollte,
     daß der Fund so unspektakulär sei, daß man darüber

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