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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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den Rücken, als sie ein Paar Schuhe entdeckte,
     Sandalen, vielleicht mehr als zweitausend Jahre alt. Sie lagen so da, als hätte ihr Besitzer sie eben erst ausgezogen. Hier,
     in diesen Gängen war auf unerklärliche Weise die Zeit stehengeblieben. Voller Erstaunen wanderte ihr Blick über eine intakte
     Wand mit richtigen Fenstern, deren Umrandung kunstvolle Verzierungen aufwiesen.
    Eine Treppe führte hinunter zu einem kleinen Nebenraum.
    Einen Moment erschrak Sarah vor ihrem eigenen Schatten, und ein helles Licht ließ sie zusammenzucken. Wasser spiegelte sich
     im Schein der Lampe an der gegenüberliegenden Mauer. Eine |18|
Mikweh
. Ein jüdisches Ritualbad, etwa zwei Meter tief und schätzungsweise zweimal drei Meter groß, gefüllt mit glasklarem Wasser.
     Wie war das möglich? Hier unten war man mindestens noch vierhundert Meter vom Grundwasserspiegel entfernt. Eine Quelle? Sarah
     leuchtete die nackten Wände ab. Kein Tropfgestein, kein Moos, kein Hinweis auf Feuchtigkeit. Dicht über dem Wasserspiegel
     entdeckte sie ein kleines Loch in der Wand. Möglicherweise ein Zufluß, doch wo befand sich der Abfluß? Ein kühler Hauch umwehte
     ihren Nacken. Sarah drehte sich um. Das Gefühl, jemand stehe hinter ihr, hatte sie schlagartig überkommen. Ihr Atem ging schneller,
     als sie die Treppe wieder hinaufhastete. Rechts? Links? Für einen Moment war sie zu verwirrt, um zu wissen, woher sie gekommen
     war.
    Sie entschied sich, nach links zu gehen, doch anstatt aus der Höhle hinaus führte der Gang in eine weitere, große Halle. Gebannt
     blieb sie stehen und leuchtete in die Höhe. Mindestens fünf Meter bis zur Decke. In die umliegenden Wände waren weitere übereinanderliegende
     Hohlräume eingemeißelt worden. Hölzerne Leitern verbanden die einzelnen Abschnitte.
    Mit einem gewissen Unbehagen suchte Sarah die Umgebung nach Spuren menschlichen Lebens ab. Knochen, Skelette, Schädel. Sie
     entdeckte jedoch nichts …
    Das hier war eine Sensation, anders konnte sie es nicht bezeichnen. Jeder Archäologe träumte davon, eines Tages einen solchen
     Ort zu entdecken.
    Sarah schaute auf die Uhr. Mehr als eineinhalb Stunden lief sie bereits in diesem Höhlensystem herum. Ihr deutscher Kollege
     würde sich Sorgen machen. Zögernd wählte sie einen weiteren Gang, weil sie glaubte, von dort gekommen zu sein. Die Gänge,
     die ornamentumrankten Fenster und die zahlreichen Seitennischen, die sie an die Verkaufstände in den überdachten Marktstraßen
     in der Altstadt von Jerusalem erinnerten, sahen alle gleich aus. Während sie einen Fuß vor den anderen setzte, wartete sie |19| beinahe sehnsüchtig auf einen ersten Schimmer Tageslicht, der zu ihr herabfiel. Doch plötzlich stand sie vor einer Wand. Eine
     Sackgasse, verdammt, das hatte ihr gerade noch gefehlt!
    Beinahe panisch blickte sie zurück. Gähnende Dunkelheit lag da, nur ausgeleuchtet von einem einzigen Lichtstrahl, der sich
     wie ein Messer in einen schwarzen Tunnel schnitt. Angst war eigentlich nicht ihre Sache, aber nun hätte sie doch gern gewußt,
     wo sie sich genau befand.
    Für einen Moment schloß Sarah die Augen, um sich zu sammeln. Dann fiel ihr Blick wie zufällig auf ein Kreuz ein Stück über
     ihrem Kopf, eingemeißelt in den harten Fels. Ein koptisches Kreuz. Der Schein ihrer Taschenlampe glitt über das rauhe Gestein.
     Unter dem Kreuz befanden sich verzweigte, dünne Linien, unterschiedlich lang, die strahlenförmig in verschiedene Richtungen
     zeigten. Möglicherweise war das Kreuz ein Zeichen für einen Versammlungsort in einem frühchristlichen Unterschlupf. Neben
     einer der Linien bemerkte Sarah drei kleine wellenförmige Gebilde. Vielleicht standen sie für die
Mikweh
.
    Mit den Augen folgte Sarah den verschiedenen Wegen. Am linken oberen Rand war ein Haus mit einem spitzen Dach angedeutet.
     Der Ausgang?
    Sarah steckte die Lampe in die Armbeuge und zückte einen Stift und einen kleinen Gitterblock, den sie immer bei sich trug,
     wenn sie zu einer Ausgrabung gerufen wurde. Hastig zeichnete sie den eingemeißelten Plan nach. Dann machte sie sich auf den
     Weg, doch nach einer Weile landete sie schon wieder in einem Seitengang, von wo aus eine Treppe hinab in eine weitere Kammer
     führte. Sie wollte schon umkehren, aber auf einmal war ihr, als würde sie Musik hören. Wurde man so schnell verrückt, wenn
     man sich in einer Höhle verirrte? Unsinn, beschied sie. Immerhin hatten hier einmal Menschen gelebt, also mußte es auch einen
    

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