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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Kurprinzessin?« Jan blieb stehen und massierte seinen rechten Schenkel, der sich beim Gehen abermals ver steift hatte. »Sibylle von Sachsen weiß ebenfalls von den drei Grazien?«
    »Im Gegenzug hat sie mir den Namen des Mannes mit der Maske verraten: Falk von Thorau, seines Zeichens Archivar des Kurprinzen.«
    »Ein Archivar, der mordet und ein Hurenhaus betreibt?«, fragte Jan. »Wie soll das alles zusammenpassen?«
    Cranach zuckte die Schultern.
    »Die Kurprinzessin mag noch immer nicht an seine Schuld glauben, doch vieles spricht gegen ihn. Er war es, der mir den Auftrag erteilt hat. Und du hast ihn doch selbst vom Nebenraum aus gesehen, mit der dunklen Maske auf dem Gesicht. Außerdem ist er offenbar geflüchtet. Hätte er das getan, wenn er unschuldig wäre?«
    Er schaute Jan bedeutungsvoll an.
    »Übrigens hast du in der Kurprinzessin eine große Fürsprecherin, ist dir das eigentlich bewusst? Ohne Sibylle von Sachsen wärst du womöglich noch immer nicht frei.«
    »Jener Mann mit der Maske hat mir einmal das Leben gerettet«, sagte Jan nachdenklich. »Auf dem Ball im Schloss war Altenstein schon über mir, da hat er ihn mit einem gezielten Schlag zu Fall gebracht und mir somit ermöglicht zu entkommen. Was für Beweggründe könnte einer wie er dafür gehabt haben – jemand, auf dem so große Schuld liegt?«
    »Vielleicht ein alter Zwist? Soll mir auch ganz egal sein. Ich will nur noch eins: den wahren Mörder endlich hängen sehen.«
    Sie waren am ehemaligen Schwarzen Kloster angelangt.
    Als Cranach an die Tür schlug und Bini nach einer Weile öffnete, drohte Jan seine mühsam aufrechterhaltene Beherrschung zu verlieren.
    »Wo ist Susanna?«, rief er. »Ich muss sie sehen!«
    Ungeduldig schob er Bini zur Seite und stürmte an ihr vorbei direkt ins Refektorium. Katharina und Luther nickte er nur flüchtig zu, dann flog sein Blick erstaunt über Mar lein, die auf einem Stuhl zusammengesunken war, und bohr te sich schließlich in den des Mannes, der unweit von ihr stand und inzwischen wieder seine dunkle Maske angelegt hatte.
    »Ihr?«, rief Jan. »Was habt Ihr hier zu suchen?«
    »Du kennst ihn?«, fragte Katharina.
    »Ja, ich kenne ihn. Wo ist Susanna?«
    »Verschwunden«, sagte Bini kleinlaut. »Schon seit dem Mor gengrauen. Niemand weiß, wo sie sein könnte.«
    »Habt Ihr etwas damit zu tun?« Jans Stimme zitterte. »Dann gebt meine Braut sofort heraus, oder Ihr werdet mich kennenlernen.«
    »Susanna ist mir lediglich aus Erzählungen bekannt«, sagte Falk mit ruhiger Stimme. »Bini hat bei unseren Zusammen künften immer wieder von ihrer lieben Gefährtin gesprochen. Gesehen habe ich sie bislang noch kein einziges Mal.«
    »Er lügt, wenn er nur den Mund aufmacht«, rief Cranach. »Wahrscheinlich hat er sie verschleppt. An jenen Ort, an den er schon die Frauen vor ihr gebracht hatte. Gesteh endlich, Thorau oder Müllerer oder wie auch immer du heißen magst! Du sitzt in der Falle. Das Spiel ist aus.«
    »Ihr täuscht Euch.« Falk von Thorau schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht der Mann, den Ihr zur Strecke bringen wollt. Fragt das Mädchen dort – sie kennt sein wahres Gesicht.«
    Während Marlein nickte, wurde Jan immer verzweifelter.
    »Dann müssen wir sie suchen«, rief er. »Aber wo könnte sie sein?«
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte Bini. »Ich kann nur beten, dass Susanna nichts zugestoßen ist.«
    »Wo ist die Schlafkammer der Mägde?«, fragte Jan plötz lich.
    »Oben«, sagte Katharina. »In einer der ehemaligen Zellen.«
    »Führt mich dorthin!«, verlangte er.
    »Aber was willst du denn dort?«
    »Das weiß ich selbst noch nicht genau. Tu es einfach!«
    Er folgte ihr, während sie vor ihm hinaufstieg, schwerfällig, als plagten sie ebenfalls brennende Beine. Ein kleiner brauner Hund, fast noch ein Welpe, den Jan noch nie zuvor im Luther- Haus gesehen hatte, rannte ihnen hinterher. Schließlich überholte er sie und schlüpfte in eine Kammer, deren Tür angelehnt stand.
    »Tölpel!«, rief Katharina, da schnüffelte er bereits unter der Decke. »Was machst du denn schon wieder?«
    Die Kammer war eng und spärlicher möbliert als seine im Cranach-Haus. Wie bescheiden die beiden hier lebten!
    Zwei Strohsäcke, ein paar alte Laken und Decken, eine Truhe für die Kleider, zwei Stühle, mehr gab es nicht zu sehen.
    Etwas Bitteres stieg in Jan auf.
    Ich werde dir ein schöneres Leben schenken, dachte er. Denn das hast du verdient. Doch dazu musst du erst wieder bei mir sein.
    Der Hund hatte

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