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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Susanna an den Haaren und zerrte daran, bis sie laut aufschrie.
    »Doch was hast du auf meinem Gemälde verloren?«, schrie er. »Neben den beiden anderen, die gehurt und betrogen haben, wollte ich Katharina in ihrer Blöße sehen, jenes hochfahrende Weibsbild, das glaubt, es könne sich alles erlauben, nur weil sein Mann Luther heißt. Aber doch nicht Abschaum wie dich, eine Magd, die den Küchenboden kehrt und Mist kratzt.«
    »Ich war nicht immer Magd«, sagte Susanna, da traf sie der zweite, nicht minder harte Schlag. »Sondern eine unschuldige Braut Christi …« Sie spuckte einen Schwall Blut aus.
    »Als ob ich das nicht wüsste! Dabei hättest du damals froh sein können, dass einer dich überhaupt anrührt – so trocken und spröde, wie du warst.«
    Mit einem Mal waren die Bilder wieder lebendig, die sie mit Mühe zurückgedrängt hatte.
    Er hatte sie dem Eber vor die Hufe gestoßen.
    Er war ihr auf dem Heimweg gefolgt und hatte sie gewürgt.
    Er hatte ihr Gewalt angetan, ihre Stimme gebrochen und sie lange in dem Glauben gelassen, sie hätte ihn getötet.
    Sie hatte sich nämlich gegen ihn gewehrt, die Gabel ge packt und zugestochen …
    Er schien zu ahnen, was ihr soeben durch den Kopf schoss, denn plötzlich zog er sein Hemd über den Kopf und stand vor ihr mit nacktem Oberkörper. Seine Brust war glatt, abge sehen von einem spärlichen Nest dunkler Haare. Am Hals freilich verästelte sich wulstiges Narbengewebe, geschwollen und dunkelrot, das wie eine blutende Wunde aussah.
    »Wer bist du?«, fragte Susanna mit bebenden Lippen.
    »Das wirst du gleich sehen!«
    Er kam ihr so nah, dass sie nach Luft ringen musste.
    »Die Forke des Teufels hast du mir hinterlassen. Sein Mal ist jetzt für alle Zeit auf meiner Haut. Dafür hast du den Tod verdient, doch du bist mir zweimal entwischt. Schon sehr bald wirst du das aus tiefstem Herzen bereuen, glaube mir, elendes Weib!«
    Seine Hand löste am Hinterkopf das Band, das die Maske hielt.
    »Denn du bekommst selbst am lebendigen Leib zu spü ren, wozu der Teufel imstande ist.«
    *
    Marlein schnappte nach Luft, als sie den Mann mit der Maske im Refektorium erblickte.
    »Keinen Schritt mache ich weiter!«, schrie sie schrill. »Wollt ihr mich ihm zum Fraß vorwerfen, um mich loszuwerden? Wo ist Griet? Weiß sie davon?«
    »Keiner will dich loswerden.« Muhme Lene tätschelte be ruhigend ihren Arm. »Wir sind alle hier bei dir. Niemand kann dir etwas tun, vertraue mir!«
    Marlein ging ein kleines Stück weiter, dann streckte sie ihren Kopf vor und begann zu schnuppern.
    »Ich rieche nichts«, murmelte sie. »Merkwürdig. Ob er sich gewaschen hat?«
    »Was soll das heißen?«, fragte Katharina.
    »Nun, beim letzten Mal hat er so abscheulich gestunken, als hätten die Pforten der Hölle ihn ausgespuckt. Danach hat sie mich übrigens auch gefragt, diese Susanna, die Magd, die mich nicht aus der Zelle lassen wollte, obwohl ich sie angefleht habe. So heißt sie doch, oder nicht?«
    »Susanna?«, sagte Bini. »Du kennst sie?«
    »Bist du taub?«, gab Marlein zurück. »Ich gehe jedenfalls keinen Schritt näher zu ihm. Nicht einmal, wenn er in einem ganzen Zuber voller Seifenlauge schwimmt. Das Metall habe ich ihm doch nur heruntergerissen, damit er endlich von mir ablässt. Woher sollte ich ahnen, dass ich dem Teufel begegnen würde?«
    Jetzt ruhten die Blicke aller auf Falk.
    Unendlich langsam fuhren seine Hände zum Hinterkopf und lösten die Bänder der Maske.
    Dann wurde es totenstill.
    »Wie ekelhaft!«, sagte Marlein. »Wie eine uralte Schlangenhaut, die im Feuer geschmolzen ist.« Sie wandte sich rasch ab.
    »Erkennst du ihn?«, fragte Luther eindringlich. »Dreh dich wieder um und schau noch einmal ganz genau hin! Ist das der Patron, der dich gewürgt und eingesperrt hat?«
    »Ich dreh mich nicht um«, rief Marlein voller Empörung. »Was ich sehen sollte, habe ich doch schon längst gesehen. Nein, das ist nicht der Teufel, der mich töten wollte. Dem da mit den hässlichen Narben bin ich noch nie zuvor im Leben begegnet.«
    *
    Auf dem Weg in die Judengasse musste sie immer wieder stehen bleiben. Die Wunde war in schlechtem Zustand, pochte, nässte und erinnerte Griet bei der kleinsten Gesichtsbewegung daran, was der Patron ihr angetan hatte. Sie hatte einen Schleier angelegt, was sie inzwischen bereute, denn die Spitze klebte fest und schränkte zudem die Sicht stark ein.
    Zum Glück hatte Els darauf bestanden, sie zu begleiten, sonst wäre sie womöglich noch

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