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Die geheime Geschichte: Roman (German Edition)

Die geheime Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die geheime Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Tartt
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Hampden haben zugemacht. Will jemand einen Kaffee?«
    Wir schlängelten uns durch eine kleine, düstere Versammlung von Hausmeistern und Reinigungsleuten zu dem Imbißwagen hinüber. »Drei Kaffee, zwei mit Milch, bitte«, sagte Francis zu der dicken Frau hinter der Theke.
    »Milch gibt’s keine; bloß Cremora.«
    »Na, dann wohl einfach schwarz.« Er wandte sich an uns. »Habt ihr heute morgen schon Zeitung gelesen?«
    Es war die Spätausgabe des Hampden Examiner. In einer Spalte auf Seite eins war ein unscharfes, aber ziemlich neues Foto von Bunny unter der Schlagzeile: »POLIZEI UND FAMILIE SUCHEN 24JÄHRIGEN – IN HAMPDEN VERMISST.«
     
    »Vierundzwanzig?« sagte ich verblüfft. Die Zwillinge und ich waren zwanzig, und Henry und Francis waren einundzwanzig.
    »Er ist auf der Grundschule ein oder zweimal sitzengeblieben«, sagte Camilla.
    »Aah.«
    Am Sonntag nachmittag besuchte Edmund Corcoran, bei Verwandten und Freunden als »Bunny« bekannt, eine Campus-Party, die er anscheinend irgendwann im Laufe des Nachmittags verließ, um sich mit seiner Freundin Marion Barnbridge aus Rye, New York, zu treffen, die ebenfalls in Hampden studiert. Das war das letzte Mal, daß irgend jemand Bunny Corcoran gesehen hat.
    Beunruhigt alarmierten Marion Barnbridge sowie einige Freunde Corcorans gestern die Staats- und Ortspolizei, die daraufhin sofort eine Suchaktion nach dem Vermißten einleitete. Heute beginnt die Aktion im Raum Hampden. Der verschwundene Jugendliche wird beschrieben als ... siehe Seite 5.
    »Fertig?« fragte ich Camilla.
    »Ja. Du kannst umblättern.«
     ... einen Meter sechsundachtzig groß und hundertneunzig Pfund schwer. Er hat aschblondes Haar und blaue Augen. Er ist Brillenträger und war, als man ihn zuletzt sah, bekleidet mit einem Sportsakko aus grauem Tweed, einer khakifarbenen Hose und einem gelben Regenmantel.
    »Hier ist dein Kaffee, Richard«, sagte Francis und drehte sich behutsam um; er hatte eine Tasse in jeder Hand.
    Auf der Vorbereitungsschule St. Jerome’s in College Falls, Massachusetts, betrieb Corcoran aktiv mehrere Sportarten wie Hockey, Lacrosse und Rudern und führte seine Football-Mannschaft, die Wolverines, als Kapitän in seinem letzten Schuljahr zur Staatsmeisterschaft. In Hampden diente Corcoran bei der freiwilligen Feuerwehr. Er studierte Literatur und Sprachen, wobei sein Schwerpunkt auf den klassischen Sprachen lag; seine Kommilitonen schilderten ihn als »Gelehrten«.
    »Ha!« sagte Camilla.
    Cloke Rayburn, ein Schulfreund Corcorans und einer von denen, die die Polizei verständigten, erklärte, Corcoran sei ein »echt straighter Typ – entschieden nichts mit Drogen oder so was«.
    Gestern nachmittag sei er aber mißtrauisch geworden und in Corcorans Apartment eingestiegen; danach habe er dann die Polizei verständigt.
    »Das stimmt gar nicht«, sagte Camilla. »Er hat sie nicht verständigt.«
    »Von Charles steht hier kein Wort.«
    »Gott sei Dank«, sagte sie auf griechisch.
    Corcorans Eltern, Macdonald und Katherine Corcoran aus Shady Brook, Connecticut, treffen heute in Hampden ein, um bei der Suche nach dem jüngsten ihrer fünf Kinder zu helfen. (Lesen Sie dazu auch »Eine Familie betet« auf Seite 10.) In
einer telefonischen Stellungnahme erklärte Mr. Corcoran, Präsident der Bingham Bank and Trust Company und Vorstandsmitglied der First National Bank of Connecticut: »Hier unten können wir nicht viel tun. Wir wollen aber helfen, wo wir können.« Er habe eine Woche vor dem Verschwinden seines Sohnes mit ihm telefoniert, aber dabei sei ihm nichts Ungewöhnliches aufgefallen.
    Katherine Corcoran sagte über ihren Sohn: »Edmund ist ein sehr familienorientierter Typ. Ich weiß, er hätte es Mack oder mir erzählt, wenn irgend etwas nicht in Ordnung gewesen wäre.« Fünfzigtausend Dollar Belohnung wurden für Informationen ausgesetzt, die zum Auffinden Edmund Corcorans führen; aufgebracht wurde das Geld durch die Familie, die Bingham Bank and Trust Company und durch die Highland-Heights-Loge des Loyalen Ordens der Elche.
    Es war windig. Mit Camillas Hilfe faltete ich die Zeitung zusammen und gab sie Francis zurück. »Fünfzigtausend Dollar«, sagte ich. »Das ist eine Menge Geld.«
    »Und du fragst dich, was all die Leute aus Hampden heute morgen hier machen?« Francis nippte an seinem Kaffee. »Mann, ist das kalt hier draußen.«
    Wir gingen zurück in Richtung Commons. Camilla sagte zu Francis: »Du weißt von Charles und Henry, nicht wahr?«
    »Na ja, sie

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