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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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Familie seid. Ihr müßt zugeben, daß das wahre Hindernis für Eure Heirat weitaus ärgerlicher und schwerwiegender ist als normalerweise. Zunächst besitzt Ihr einen verfluchten Kasten – eindeutig ein Nachteil für eine Schwiegertochter. Ich befürchte, Ihr entkommt seinem teuflischen Einfluß niemals. Jetzt, da Ihr den Kasten endlich loswerden könnt, bringt Euch Euer Wissen um die Machenschaften der Königin in größere Gefahr denn je. Es sei denn, Ihr behaltet den Kasten, der Angst und bei gewissen Leuten das unverständliche Verlangen weckt, ihre Seele zu verkaufen. Wie auch immer, falls Ihr ihn behaltet, schwebt Ihr ständig in Gefahr. Eine verzwickte Lage – ich fürchte, noch verzwickter als die Menanders. Auch ich habe noch keinen Ausweg gefunden, außer Ihr flieht an einen Ort, wo Euch die Spione der Königin nicht erreichen können, und vergrabt den Kasten unterwegs an unbekannter Stelle. Aber können wir völlig gewiß sein, daß er die Fähigkeit verloren hat, Euch noch immer zu folgen? Ein Problem, ein Problem… Wir müssen es der Hand des Schicksals überlassen, uns einen Ausweg zu weisen.«

    »Königin von Spanien, ja, Königin von Spanien! Mein innigster Wunsch geht in Erfüllung, genau wie ich es gewollt habe. ›Einen Thron für jedes meiner Kinder‹ habe ich gesagt, und siehe da, sie wird Königin genau in dem Alter, in dem man mich nach Frankreich geschickt hat.« Während all der Tage mit Bällen, Maskeraden und Festlichkeiten, die der Vermählung folgten, freute sich Katharina von Medici, ja, sie freute sich diebisch und klammerte sich an die Erinnerung, die auf ewig in ihrem Herzen eingegraben war: Elisabeth mitten in der großen Kathedrale in einem juwelenstarrenden Kleid, wie man ihr die schwere Krone von Spanien auf den schmalen kleinen Kopf setzte. Neben ihr König Philipps Stellvertreter, der Herzog von Alba, mit seinem langen, schütteren Ziegenbart, seiner Spitzenkrause, die sein kaltes schmales Gesicht eng umschloß, und ringsum die Blüte des französischen Adels, mit Stammbäumen, die so alt waren, daß sie sich im Dunkel der Geschichte verloren… Und alles verneigte sich vor ihrem kleinen Mädchen, ihrer Elisabeth, die zur Königin von Spanien ausgerufen wurde. Königin eines der bedeutendsten Reiche der Geschichte. Schwiegertochter des großen Karl V. der über zwei Kontinente und zwei Welten geherrscht hatte. Ha, das hatte die Herzogin von Valentinois nun von ihren Kränkungen. Ha, das hatte sie von den Jahren geheuchelter Freundschaft. Eure Nichte bekommt keinen Fürsten von Geblüt. Meine Tochter ist jetzt Königin.
    »Das ist Schicksal, Majestät. Euch ist es zu verdanken, daß das Haus Valois von Sieg zu Sieg schreitet.« Während eine Zofe Katharinas Schnürleib enger zog, holte Madame Gondi die goldbestickten Unterröcke aus dem verschlossenen Kleiderschrank, und Madame d'Alamanni nahm das juwelenbesetzte Kleid heraus, das die Königin auf dem abendlichen Maskenball tragen wollte. Morgen sollte das letzte und größte Ereignis stattfinden, bevor Elisabeth nach Toledo aufbrach: das Drei-Königinnen-Turnier. Und dann – und dann – wäre Elisabeth nicht mehr da.
    »Was für Gefahren habe ich auf mich genommen, was für Sorgen – und alles heimlich! Denn das ist ein Opfer, das Opfer einer Mutter. Elisabeths Gesellschaft fehlt mir schon jetzt. Sie ist eine so kluge Beobachterin, so rundum gebildet mit ihren vierzehn Jahren. Meine große Stütze, meine Freude… Aber Königinnen leben anders als gewöhnliche Menschen.« Katharina seufzte. Von all ihren Kindern war Elisabeth ihre wahre Gefährtin, ihr Lieblingskind. Sie allein war weder entstellt noch verkrümmt oder gar schwachsinnig, sondern hatte leuchtende Augen, eine olivfarbene Haut, eine rasche Auffassungsgabe, war taktvoll, aber auch lebhaft. Welche Mühe hatte sie sich gegeben, sie großzuziehen, obwohl sie als Kind oft gekränkelt hatte. Und wie selten, wie kostbar war solch ein Schatz! Doch jetzt würden sie beide Königin sein. Elisabeth würde für immer zu ihrer Rechten sitzen, wenn sie sich trafen, genau wie beim Drei-Königinnen-Turnier, das am morgigen Tag die Hochzeitsfeierlichkeiten krönen sollte. Und insgeheim war Katharina entzückt, denn zu ihrer Linken würde die Königin von Schottland sitzen, ihre schnippische Schwiegertochter – die Königin-Dauphinesse, wie sie jetzt genannt wurde. Diese Königin einer schäbigen halben Insel konnte noch jahrelang schmollend und verwöhnt auf Katharinas

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