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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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Einladung abgelehnt, wenn ich nicht gehört hätte, daß der Sieur de Vielleville höchstpersönlich teilnimmt.« Der Gast musterte das schwere Silber auf den langen Tischen, den märchenhaft möblierten Raum, die erlesenen Gemälde, die vergoldete Täfelung, die Girlanden, und er rümpfte die Nase, als röche er etwas Unpassendes.
    »Sein Onkel… Heutzutage muß selbst das blaueste Blut den Bankiers seine Reverenz erweisen«, sagte sein Gefährte und spießte mit der Messerspitze eine Bratkartoffel und einen herzhaften Fleischkloß auf.
    »Wie ich höre, soll der Vater erst seinen Segen gegeben haben, als man die Mitgift auf zweihunderttausend Kronen erhöht hat.«
    Sein Tischgenosse legte eine Pause beim Abnagen eines Fasanenschlegels ein und spülte mit Wein aus einem schweren Silberpokal nach, den sie sich teilten. »Das und die Gunst, die der König höchstpersönlich den Bankiers erweist…«
    »Biragues, Gondi… Wann hört das endlich auf?«
    »Erst wenn die Zinsen für die Kriegsschulden gezahlt worden sind. Und dann kommen noch die Hochzeiten, die den Frieden absichern. Ja, wir leben in bösen Zeiten, wenn aus Bankiers schneller Edelleute werden als aus Maden Fliegen.«
    »Aber Ihr müßt trotz allem zugeben, daß diese Liebesheirat auch den Anforderungen einer Vernunftehe gerecht wird: D'Estouville stößt sich finanziell gesund, und dieser Kerl, dieser Montvert, rückt noch enger an den Thron heran.«
    »Und dennoch ist es obszön. Seht doch nur, wie er sie anhimmelt. Er erzählt überall herum, daß sie ihn zu seinem Heldenmut bei Thionville inspiriert habe… Widernatürlich, das alles, sie ist nicht einmal seine Mätresse gewesen. Wie kann man nur die Farben einer Bankierstochter tragen? Ah, noch ein Hochzeitstrinkspruch… Ja, laßt uns trinken: auf ein langes Leben und viel Glück!« Und unter fröhlichem Jubel erhoben die Gäste erneut ihre Pokale.
    Während sich die Gäste ins Schlafzimmer drängelten, um sich anzusehen, wie man Braut und Bräutigam zu Bett brachte, und um den Vollzug der Ehe mitzubekommen, erblickte man die Brautmutter, die sich mit einer hochgewachsenen, etwas vergrämt aussehenden jungen Frau in tiefer Trauer unterhielt.
    »Ach, meine Liebe, wie werde ich mich freuen, wenn mein Nicolas endlich auch so gut verheiratet ist«, sagte die Ältere.
    »Ich weiß nicht, wie das jemals gelingen sollte«, seufzte die Jüngere.
    »Man darf die Klugheit meines teuren Montvert nicht unterschätzen«, sagte die Ältere in zufriedenem Ton. »Bei seinen neuen Beziehungen hofft er darauf, daß er für Nicolas eine Begnadigung erwirken kann, und dann kommt er nach Haus. Ein wenig Geld hier und da, na ja, Ihr wißt schon… Die Friedensverhandlungen laufen nämlich gut, und dem neuesten Klatsch zufolge gibt es schon bald eine königliche Hochzeit. Monsieur Montvert erhofft sich seit kurzem eine Generalamnestie, falls Prinzessin Elisabeth den spanischen König heiratet. Dann will er das Thema anschneiden. Aber laßt ihn niemals wissen, daß ich Euch das erzählt habe, er liebt Überraschungen. Und da, nun ja, dieses… ähm… dieses kleine Ding kein Problem mehr zu sein scheint, hegt er auch nicht den allerleisesten Zweifel mehr an der Schicklichkeit Eurer Verbindung. Wie Ihr wißt, meine Liebe, hat mein Gatte Euch und Eure Tante ins Herz geschlossen.«
    Die in der Nähe Stehenden sahen, wie sich das Gesicht der Jüngeren verwandelte. Die Farbe kehrte in ihre Wangen zurück, und sie strahlte übers ganze Gesicht.

Kapitel 21
    E s gehört zu den Taschenspielertricks von Königen, ein schlechtes Friedensabkommen mit einem prächtigen Fest zu kaschieren. Und das hier würde ein großes Fest werden: zwei Hochzeiten in Folge mit großen öffentlichen Festlichkeiten, bei denen sich die Tochter des Königs mit dem früheren Feind, dem König von Spanien, mittels Stellvertreter vermählen und sich die unverheiratete alte Schwester des Königs mit dem Herzog von Savoyen verbinden würde. Für diese große Angelegenheit schufteten Arbeiter, Weber, Maler und Tischler Tag und Nacht und verwandelten die ganze Stadt Paris in einen Empfangssaal. Die Strecke des Umzugs wurde mit Fahnen dekoriert, Schätze wurden aus ihrer Verwahrung zur Ausschmückung der Kathedrale hervorgeholt, und da die Fläche am Louvre und sogar bei Les Tournelles als zu klein für die Schar von Würdenträgern und Gästen erachtet wurde, machte man die breite Rue St. Antoine, die sich vor dem Palast von Les Tournelles hinzog, zu einem

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