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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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Taschentuch zuwinkte. Seine Gemahlin, bleich und gedrungen, lächelte nicht einmal über seinen Triumph. Wie viele Jahre würde er diese abergläubische, italienische Kaufmannstochter noch ertragen müssen?
    Erneut Trompetenschall und erneut Sieg. Mag der Herzog von Alba zu seinem Herrn zurückkehren, diesem alten Mann, der sich in seinen Palästen verkriecht, und ihm erzählen, daß König Heinrich von Frankreich der größte Ritter und auf dem Feld der Ehre noch immer der Beste ist. Le Malheureux war jetzt naß von Schweiß, und die schwarz-weiße Satteldecke hing ihm feucht auf den Flanken. Die dritte und letzte Begegnung – sein eigener Rittmeister von der schottischen Garde. Erst achtundzwanzig Jahre alt, eine Herausforderung, die seiner würdig war.
    Als Montgomery angekündigt wurde und in die Schranken sprengte, wurden die Lippen der Königin weiß. Der Jüngere ritt einen schönen Braunen aus dem königlichen Stall und trug am linken Arm einen Schild mit seinem Wappen: Sofort fiel ihr auf, daß darauf wie im Feuer gemalt ein roter Löwe prangte. Der junge Löwe, schoß es ihr durch den Kopf. Da kommt der Tod. Eine letzte Begegnung, dann waren die drei Durchgänge, wie sie die Turnierregeln erforderten, abgegolten. Maria, Himmelskönigin, betete sie stumm, während die beiden gewappneten Ritter an den Schranken entlang aufeinanderzurasselten. Sie trafen mit einem Donnerkrach zusammen; Montgomery saß fest im Sattel, der König wankte, konnte sich aber halten. Er hatte einen Steigbügel verloren. Man hörte ein Aufstöhnen, dann einen Aufschrei der Frauen ringsum, von den Fenstern, von der Menge zu ebener Erde. Doch die Königin sah mit eherner Miene zu und spürte, wie ihr Herz wieder anfing, Blut zu pumpen. Ihre Gebete waren erhört worden. Der König hatte überlebt. Heute abend würde er tanzen, speisen und seiner Tochter Lebewohl sagen. Alles war gut. Die Gefahr war gebannt; neunundsechzig Jahre hatte Nostradamus gesagt. Das Königreich würde sich von diesem mörderischen, nutzlosen Krieg erholen. Es würde die religiöse Spaltung überwinden, die es zu zerreißen drohte, und das größte Königreich der katholischen Christenheit werden. Frankreich würde England einnehmen, die Ketzerei besiegen, Gott dienen und noch mehr Macht gewinnen. Doch dann sah sie entsetzt, daß ihr Gemahl am hinteren Ende der Schranken nicht abgestiegen war.
    Während Stallknechte seinem Pferd den Schweiß abwischten, trank König Heinrich einen Becher Wasser und reichte den leeren Becher herunter.
    »Ich habe einen Steigbügel verloren«, sagte er. »Durch Montgomery habe ich einen Steigbügel verloren; ich möchte noch einmal gegen ihn antreten.«
    Der Sieur de Vieilleville, der schon voll gerüstet und beritten auf den nächsten Durchgang mit Montgomery wartete, entgegnete: »Sire, Ihr habt Euch ehrenvoll geschlagen, die nächste Begegnung gehört mir. Reitet nicht noch einmal.«
    Doch der König murrte erzürnt und dachte an die Schande, daß er vor dem Herzog von Alba einen Steigbügel verloren hatte. »Tretet zurück«, befahl er, »ich reite noch einmal gegen Montgomery, und dieses Mal besiege ich ihn.«
    Aus der Ferne sah die Königin zwei gerüstete Gestalten, die sich hoch zu Roß unterhielten. Sie wandte sich an ihre Tochter. »Der König, dein Vater, möchte zum vierten Male reiten.« Die zarte Vierzehnjährige blickte sie verständnislos an. Drei Pagen standen hinter den Königinnen und hielten sich für kleine Botengänge zur Verfügung. Die Königin schickte den schnellsten mit einer Botschaft über den Turnierplatz.
    Die lange Pause hatte die Menge unruhig gemacht. Die drei Durchgänge des Königs waren vorbei. Was war geschehen? Ein ungeduldiges Gemurr erhob sich, und als der König das hörte, bestätigte es ihn noch in seinem Entschluß. »Schickt eine Botschaft an Montgomery, daß die nächste Begegnung dem König gehört«, sagte er. »Ich bestehe auf Satisfaktion.«
    Vieilleville blickte seinen Herrscher lange und fest an. »Majestät, in den letzten drei Nächten haben mich böse Träume gequält. Ich flehe Euch an, laßt ab von der nächsten Begegnung. Ich bin da, der Ehre ist Genüge getan. Laßt mich an Eurer Stelle auf Montgomery treffen.« Zwei kleine Pagen kamen angerannt, einer in Montgomerys Livree, einer in der der Königin.
    »Was sagt Montgomery?« fragte der König.
    »Euer Majestät, er sagt, der Ehre ist Genüge getan, und er bittet darum, nicht noch einmal gegen Euch antreten zu müssen«,

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