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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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Ehrenplatz warten, während Elisabeth, ihre Elisabeth, Königin von Spanien war. Ach, heute mögt ihr allesamt dasitzen und noch soviel über Maria und Kaufmannstöchter tuscheln – mein Kind ist Königin von Spanien!
    Ein Page in seidener Livree bahnte sich einen Weg durch die Menge. Lebhaft wandte sich die Königin dem hochaufgeschossenen Zwölfjährigen zu, ja, so lebhaft, daß die Zofe, die ihr die Halskrause ansteckte, sie um ein Haar gepiekst hätte. »Was hat der König, mein Gemahl, gesagt, als ich ihm meine Farben geschickt habe, damit er sie morgen beim Turnier trägt?«
    »Majestät«, kiekste der Page, der im Stimmbruch war und in heller Aufregung von Hoch nach Tief rutschte, »Seine Majestät, der König, hat gesagt… er… würde die Farben… der Herzogin von Valentinois tragen.«
    »Danke«, sagte die Königin so kalt wie Eis. In ihrem Herzen erstarrten Freude und Ruhm zu Stein, zu einem Grabstein, und der war schwer und hart. Die Herzogin von Valentinois, die ihr ausgerechnet ihren Augenblick des Triumphes verdarb. Wie lange, wie lange noch mußte sie auf die Erfüllung ihres anderen Wunsches warten?

    In den königlichen Ställen von Les Tournelles hatte in der vergangenen Woche ein Heer von Schmieden, Stallknechten und Stalljungen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gearbeitet. Das Gebrüll des Löwen in der Menagerie und das Kreischen der Pfauen im Park vermischte sich mit dem Klirren und Klappern vom Beschlagen der Pferde, von Pferderüstungen, die angepaßt wurden, und mit dem Geschrei von Bediensteten, die verlangten, andere sollten Platz machen, wenn eines der riesigen, gefährlichen Turnierpferde durch die Ställe in seine Box gebracht wurde. Dann begann ein allgemeines Mähnenflechten und Bürsten und Blankputzen und Schneiden und Hufevergolden – die ganze Schniegelei und Striegelei, damit das Turnierpferd eines Edelmannes in der Sonne wie poliertes Metall glänzte. Überall Karren mit Hafer, Stalljungen mit Eimern voller Wasser, Sattler mit neuen Zügeln, die mit Silberfransen verziert waren – es herrschte große Enge in den Stallungen, denn einige der Gäste hatten ihre eigenen Pferde zum Turnier mitgebracht. Alle hatten ihre Ausrüstung dabei, und Männer und Rüstungen mußten irgendwo untergebracht werden.
    »Wird der König Le Victorieux reiten?« fragte ein Stallknecht den Oberstallmeister.
    »Keinen Rötlichbraunen und keinen Kastanienbraunen. Er wird zu Ehren der Herzogin von Valentinois ganz in Schwarz und Weiß gehen und ein schwarzes Pferd wählen. Le Malheureux, ein Geschenk des Herzogs von Savoyen. Dort hinten, in der letzten Box. Und wir sollen Le Défiant bereithalten.«
    Ein Stalljunge führte den großen türkischen Hengst, den der König reiten würde, aus seiner Box. Während zwei Stallknechte ihn auf Hochglanz striegelten, widmete sich ein dritter der heiklen Aufgabe, seine Hufe zu vergolden. Bei der Arbeit pfiff er leise vor sich hin. Er würde am nächsten Tag einen guten Blick haben, wenn auch nur vom Boden aus.

    In dieser Nacht fuhr Katharina von Medici, die sich in Zauberei und Schwarzer Magie übte, schreiend aus dem Schlaf. Es war spät, sehr spät, und in den verschatteten Sälen des Louvre waren die Fackeln fast niedergebrannt. Ein Bogenschütze, der auf dem Treppenabsatz unter den Gemächern der Königin Posten bezogen hatte, meinte, etwas gehört zu haben, aber das mochte eine Katze oder vielleicht eine seltsame nächtliche Brise gewesen sein. Die Laken der Königin waren zerwühlt und schweißfeucht, und es kam ihr vor, als wäre sie aus großer Höhe gefallen. Entsetzen lauerte hoch oben in den Winkeln des brokatenen Betthimmels, und in ihren Ohren hörte sie das metallische Gelächter eines seit Jahrhunderten toten Kopfes. In ihrer Vorstellung verbarg sich das Ding irgendwo im Raum, irgendwo in seinem Kasten, und es lachte sie aus. »Dein Herzenswunsch geht in Erfüllung, erhabene Königin. Die Zeit wird die Wahrheit erweisen«, sprach das mumifizierte Ding mit einer Stimme, die raschelte wie tote Blätter. Und das Bild, das sie aufgeweckt hatte, wollte ihr nicht aus dem Kopf: Ihr Gemahl, der König, starr und tot in einer Blutlache, sein Auge eine gräßliche, blutende Höhle, sein Mund offen in einem letzten Ausdruck von Entsetzen und Überraschung.
    Nicht das, nicht das, lieber Gott, das habe ich nicht gewollt, dachte sie.
    »O ja, das alles und noch mehr«, sprach die raschelnde Stimme. »Ich habe dem Einfluß von Diana von Poitiers, der

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