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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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aus violettem, goldbesticktem Samt. Auf ihrem roten Haar eine goldene Krone, über und über mit Perlen, Diamanten, Rubinen, Saphiren und Smaragden besetzt, in der Mitte ein großer Karbunkelstein, der fünfhunderttausend Kronen wert sein sollte. »Lang lebe… lang lebe…« Hinter ihr die Königin von Frankreich, die Königin von Navarra: »Lang leben die drei Königinnen! Lang leben… lang leben…«
    Am Portal der Kathedrale zog König Heinrich einen Ring vom Finger und reichte ihn dem Kardinal, der die Trauung vornehmen würde. Sodann wurde die Vermählung unter dem samt-goldenen Baldachin vor dem Kirchenportal vollzogen. Als Frischvermählte zogen Braut und Bräutigam mit der Hochzeitsgesellschaft zur Messe in die Kathedrale, die Herolde vor der Kathedrale warfen Gold- und Silbermünzen in die Menge.
    Monsieur Montvert sah der Balgerei unter dem Fenster zu, als sich die Menschen auf dem Kathedralenplatz schubsten und kreischend nach dem Geld sprangen, dann sagte er: »Bei solchen Gelegenheiten bin ich doch lieber am Fenster. Man weiß nie, was passiert, wenn eine so große Menschenmenge an einer Stelle zusammenläuft.« Nach diesen Worten ließ er das Essen kommen, das er bestellt hatte, kalten Kapaun und kalte Ente, Schinkenscheiben, drei Sorten Wein und verschiedene süße Marmeladen.
    »Balgerei draußen, Balgerei drinnen; am besten hält man sich davon fern«, seufzte Madame Tournet und nahm sich eine Scheibe Schinken.
    »O wie wahr«, pflichtete Monsieur Montvert ihr bei und strich sich den Bart, »aber oftmals wird man gegen seinen Willen hineingezogen. Sie haben so eine Art, das zu bewerkstelligen… Sie halten uns gern auf Trab. Vermutlich fühlen sie sich dadurch sicherer.« Und keiner im Raum wußte, ob er nun die Kriege meinte, die neuen Machtspiele oder etwas völlig anderes.

    Sechs Monate später, mitten in den Friedensverhandlungen mit dem König von Spanien, lag Königin Maria von England, die besiegte, wassersüchtige und unfruchtbare Königin, im Sterben. In ihrem großen Staatsbett, umgeben von Leibärzten, Priestern und weinenden Hofdamen keuchte sie ihr Leben Atemzug um Atemzug aus, bis sie am Ende, vor dem letzten Gebet um Erlösung, so leise sprach, daß ihr Arzt sich über sie beugen mußte, um sie zu verstehen. »Öffnet mein Herz, wenn ich tot bin«, sagte sie, »und Ihr werdet feststellen, daß darauf ›Calais‹ geschrieben steht.«
    Als der Bote aus England endlich im Louvre eintraf, ging König Heinrich persönlich zu seiner jungen Schwiegertochter und überbrachte ihr die Nachricht, daß sie nun legitime Königin von England war.
    Der König-Dauphin, Erbe des französischen Throns, und die Königin-Dauphinesse, seine junge Frau, vierten das englische Wappen in Erwarten des englischen Throns mit ihrem eigenen.
    In weiter Ferne, im Escorial, erreichte die Nachricht, daß seine unfruchtbare englische Gemahlin tot war, schließlich auch König Philipp. Er saß an seinem großen Schreibtisch, von dem aus er regierte, schrieb etwas nieder und versiegelte dann das Blatt. Am nächsten Tag ritten Gesandte nach Paris. Die Nachricht, die sie beförderten, hatte folgenden Inhalt: König Philipp von Spanien schlug vor, den Frieden mit Frankreich durch eine Vermählung mit Elisabeth Valois, der vierzehnjährigen Tochter des Königs von Frankreich, zu besiegeln.

    »Eindeutig unschicklich wie sie sich ansehen«, sagte Monsieur Damville mit einem Blick auf Braut und Bräutigam, die auf der Estrade am Kopf des Haupttisches saßen. Diener liefen im großen Saal des Hostel Montvert auf und ab, schenkten Wein nach und trugen immer neue und noch exotischere Gerichte zu den langen Tischen mit den Gästen. Verheiratete Frauen mit Kopfputz, Männer mit ihren besten Hüten, Geplauder und Musik von der Galerie – es war ein Hochzeitsfest, das man so schnell nicht vergessen würde, obwohl, wie hochrangigere Gäste recht spitz äußerten, alles ein wenig übertrieben war für einen Mann von zweifelhafter Herkunft, insbesondere da so viele der besten Familien durch den letzten Krieg ruiniert waren.
    »Ja, Ehen sollten niemals aus Liebe geschlossen werden«, bekräftigte sein Tischgefährte. »Die hält nach der Zeremonie kaum eine Woche vor. Man sollte sie zum Wohle beider Familien abschließen, denn das ist von Dauer.« Die Braut, zierlich, dunkelhaarig und rosenwangig, schnitt dem Bräutigam das Fleisch, denn dieser trug den rechten Arm in einer schwarzen Seidenschlinge.
    »Ich für mein Teil hätte die

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