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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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ein Rondeau, drei Sonette und eine Villanelle geschickt, alles sehr teuer, möchte ich hinzufügen, doch sie weigert sich, sich allein mit mir zu treffen.«
    »Habt Ihr sie bei Vollmond mit dem Zauber verhext, den ich Euch gegeben habe?« Lorenzos Stimme drang durch den Vorhang aus Windeln. Verstohlen holte Cosmo die kleine braune Flasche mit dem Gift aus seinem Beutel und reichte sie Beatrice.
    »Gieß das in eins davon«, flüsterte er und deutete auf mehrere leere grüne Glasgefäße auf dem Tisch. Sie trugen in großen eckigen Lettern die Aufschrift »Liebestrank«. »Paß auf, daß du die Flüssigkeit nicht berührst.«
    Beatrice nickte stumm. »Ich brauche dazu einen Trichter«, wisperte sie, ergriff die braune Flasche und eine der grünen und verschwand hinter einer durchhängenden Wäscheleine mit Unterhemden und Kinderstrümpfen.
    »Einmal bei Vollmond und einmal sicherheitshalber bei Neumond«, hörte man den Besucher im anderen Zimmer sagen.
    »O weh, dann haben sie sich gegenseitig aufgehoben. Seid Ihr sicher, daß Ihr über keine anderen Mittel verfügt, sie zum Heiraten zu bewegen?« Lorenzos Stimme klang brüsk und fachmännisch, Beatrice tauchte wieder hinter der Wäscheleine mit den Hemden und Socken auf, reichte Cosmo stumm die umgefüllte Flasche und nickte verschwörerisch. Als Cosmo die kleine grüne Flasche mit der Aufschrift »Liebestrank« musterte, huschte der Anflug eines verkniffenen Lächelns über sein Gesicht.
    »Ich muß schnell heiraten; wir ziehen ins Feld, und ich brauche einen neuen Brustharnisch und Helm, wie es sich für meinen Rang schickt. Monsieur d'Andelot fordert meine Spielschulden ein. Selbst mein Schneider will meine samtverbrämte neue Kniehose nicht ausliefern. Ich habe geschworen, er bekommt die Pferdepeitsche zu spüren, wenn er es noch länger hinauszieht. Ihr habt keine Ahnung, welche Schwierigkeiten mich plagen. Ihr Vormund ist eine wahre Goldgrube. Falls ich sie liebestoll machen und kompromittieren kann, wird sie mich anflehen, sie zu heiraten, je schneller, desto besser. Ich brauche den Liebestrank. Habt Ihr schon einen gemischt?«
    »Ich glaube schon – laßt mich im Hinterzimmer nachsehen. Aber zunächst brauche ich mein Honorar im voraus. Habt Ihr Bargeld bei Euch?«
    »Aber ja doch, was denkt Ihr von mir?«
    »Daß Ihr ein Mann von Stand seid und ich ein armer Bürgerlicher, der nicht von den bloßen Versprechungen hochstehender Herren leben kann.«
    Cosmo konnte den Mann mit einer Börse klappern hören, dann tauchte sein Bruder auf, duckte sich unter den Windeln. »Hast du es?« flüsterte dieser.
    »Hier«, wisperte Cosmo und reichte ihm die kleine Flasche mit dem stark destillierten Eisenhut. Es war eigene Herstellung, eine Spezialität, und tötete garantiert in Sekundenschnelle. Ein stummes Nicken, und sein Bruder verschwand wieder hinter den Windeln. Stimmen wehten durch die Türöffnung.
    »Das hier bewirkt, daß sich jeder, der es trinkt, auf der Stelle und heftig in den ersten Menschen verliebt, den er nach dem Aufwachen erblickt.«
    »Aufwachen? Also schläft man davon ein?«
    »Man fällt in eine todesähnliche Ohnmacht. Entscheidend ist, daß Ihr der erste seid, den sie sieht, wenn sie die Augen wieder aufschlägt.«
    »Aha, aha, aber das dürfte schwierig zu bewerkstelligen sein. Ihr Vormund ist ein furchtbares altes Weib und könnte mich daran hindern, falls sie ohnmächtig wird.«
    »Ah, Ihr müßt es ihr also in Gesellschaft verabreichen, das ist nicht so einfach«, sagte Lorenzo. »Für gewöhnlich verabreicht es ein… Liebender… wenn man allein ist, danach läßt man der Natur freien Lauf, falls Ihr wißt, was ich meine. Dann habt Ihr sie gehabt, und sie erwacht liebestoll.«
    »Das ist ein Problem, aber kein unlösbares; ich muß mir eine Einladung zu einem Diner verschaffen, das ist alles, und dabei neben ihr sitzen.«
    »Genau das ist es, genau. Viel Glück, mein Herr. Bald seid Ihr reich.«
    Schön, dachte Cosmo auf seinem Horchposten in der Küche. Sie stirbt, und ihm gibt man die Schuld daran. Der Gedanke, wie der wohledle Philippe d'Estouville einer Leiche Luft zufächelte und sie anschmachtete in der Hoffnung, sie würde sich liebestoll wiederbeleben, freute ihn über die Maßen. Er mußte nur noch herausfinden, wann die Einladung zum Diner war, und den Kasten an sich nehmen, wenn sie nichts mehr mitbekäme…

Kapitel 14
    W ährend Nostradamus im Palast des Kardinals von Bourbon mit Gicht das Bett hütete, tagte König Heinrich

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