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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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bei Euch zu bleiben…« Die Königin beugte sich vor und begutachtete die junge Frau neugierig.
    »Ha! Die Königin der Becher. Ich habe gewonnen! Meinen Preis, Demoiselle!«
    »Also, wenn er zu Euch zurückkehrt, dann müssen wir dafür sorgen, daß Ihr dem Hof folgt. Eine Anstellung vielleicht, ein geeigneter und fügsamer Ehemann… Ihr sagt, der zweite Band hier enthält keine Gedichte?«
    »Nur ein sehr kleines Werk mit dem Titel Ein Dialog der Tugenden.«
    »Ich habe gesagt, nur einen! Nur weil Ihr das Spiel gewonnen habt, bedeutet das noch lange nicht, daß Ihr das Recht auf mehr als auf einen Kuß habt…«
    »Als Eure Gönnerin. Eine Lesung hier und einen Verleger…«
    »Kalte Kompressen gegen das Fieber…«
    »Eure Majestät, die – die Ehre ist zu groß für mich…«
    »Dankbarkeit und Stillschweigen. Unser kleines Geheimnis…« Vom hinteren rechten Rand des Teppichs kam ein Aufschrei, die Demoiselle stand jäh mit hochrotem Gesicht auf, weinend vor Wut und Verlegenheit.
    »Wie könnt Ihr es wagen, in meiner Gegenwart«, zischte die Königin mit einem bösen Blick in ihre Richtung. »Fort mit Euch, alle beide – ich möchte Euch hier nicht wieder sehen.«
    »Aber, aber das war doch er…«, schniefte die junge Frau.
    »Man sollte Euch auspeitschen lassen«, sagte die Königin zu der kleinen Hofdame, dann wandte sie sich wieder der hochgewachsenen Bittstellerin zu. »Und jetzt, o ja, Euer Dialog der Tugenden. Genau die Art Literatur, die ich fördern möchte. Wie ungewöhnlich für eine Frau, ein solches Werk zu schreiben. Habt Ihr die Alten Meister studiert?«
    »Ein wenig. Vor allem aber die Naturwissenschaften.«
    »Ach ja«, meinte die Königin vielsagend. »Ja, ungewöhnliche Studien. Vielleicht möchte ich Euch von Zeit zu Zeit zu den Naturwissenschaften befragen.« Als sich die junge Dame zurückzog und zu ihrer Duena gesellte, einer sehr üppigen und farbenprächtigen Gestalt, wandte sich die Königin an Madame Gondi und sagte auf italienisch: »Ich hätte nie gedacht, daß es so leicht sein würde. Natürlich hat sie etwas zu verbergen, aber offensichtlich spürt sie meine eigenen spirituellen Kräfte. Wir, die wir dem Jenseits befehlen, erkennen einander. Man hat es einfach im Gefühl – eine Art Kribbeln, das man gar nicht falsch deuten kann. Und wie bescheiden: sie will lediglich einen Platz bei Hofe. Deswegen spielt sie mir Streiche mit meiner schönen neuen Schatulle. Und Schriftstellerin. Wer hätte das gedacht? Schriftsteller sind allesamt so eitel, so leicht zu blenden. Ein wenig Lob, von Zeit zu Zeit eine Börse mit Geld oder ein Orden, und die Peitsche hübsch verbergen. Sie gieren nach Lob wie Kleinkinder nach Süßigkeiten.« Sie seufzte und dachte an Cosmo Ruggieri. Wenn der doch nur Gedichte schreiben würde…
    »Maddalena, man denke nur, jetzt habe ich nicht nur meine Schatulle, sondern auch einen beträchtlich gefügigeren Cosmo, seit er weiß, daß sie die Hüterin ist und daß mir die Kräfte dieser seltsamen Schatulle ständig zu Diensten stehen.« Auf einem niedrigen Tisch neben einer juwelengeschmückten Elfenbeinstatue der Jungfrau mit Kind und einem gebundenen Manuskript über die Heiligkeit der Ehe, Geschenke dieses Tages für die Königin, wirkte die versilberte Schatulle angemessen. Niemand saß so nahe, daß er das eigenartige Pulsieren spüren oder das leise Gesumm im Innern des Kastens hören konnte.

    Cosmo Ruggieri quälte sich hinter seinem neunjährigen Neffen die dritte Außenstiege zu den Räumen seines Bruders hinauf. Im Lederbeutel an seiner Hüfte trug er ein Destillat aus Eisenhut, das rasch wirkte und garantiert tödlich war. Der Donner rollte in größeren Abständen, da das Gewitter langsam abzog, doch ein letzter Regenschauer durchnäßte das schwarze Lederwams.
    »Vater sagt, du sollst die Hintertür nehmen, weil der Mann jeden Augenblick zur Vordertür reinkommen kann.« Der Junge kratzte leise an der Hintertür, dann ließ Lorenzos Frau in Haube und Schürze ihren Schwager verstohlen in die Küche. Im Raum war es erstickend heiß, und es roch nach feuchter Wäsche und gebratenem Fleisch. Beatrice bot Cosmo einen Schemel an, legte den Finger auf die Lippen und zeigte auf die geöffnete Tür hinter einer Wäscheleine, auf der Windeln trockneten. Die Stimmen im Raum drüben waren deutlich zu hören.
    »Noch immer ziert sie sich trotz allem, wozu Ihr mir geraten habt.«
    »Habt Ihr den Dichter angeheuert, wie ich empfohlen habe?«
    »Ich habe ihr

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