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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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Kronrat trafen, ihre gut abgestimmten Argumente zu und beeinflußten allzu schnell die Meinung des Königs. Fürwahr, bei Ratssitzungen argumentierten zwei aufeinander abgestimmte Köpfe immer besser als einer, besonders wenn sie vorgaben, unterschiedlicher Meinung zu sein. Und dieser unselige Antoine von Bourbon, der sich sonst immer unaufmerksam räkelte, war nun ganz Zustimmung, da es um einen Krieg ging, der ihm die spanische Hälfte seines Königreiches Navarra wiederbringen sollte. Da sieh ihn dir an, wie er nickt und mit jedem übereinstimmt und sich den jämmerlichen Ziegenbart in dem fetten, selbstgefälligen Gesicht streicht! Schau sie dir an, diese blinden Narren!
    »Ich werde eine Armee entsenden«, sagte der König. »Da ich dem Papst lediglich zu Hilfe komme, verletze ich nicht den Waffenstillstand mit Spanien. Der Herzog von Guise, unser getreuer Diener, wird das Expeditionskorps in Italien befehligen. Wir müssen, ungeachtet der Hungersnot, die Steuern erhöhen.«
    Guise. Er kann sich also rühmen, eine Armee zu befehligen. Frankreich wird verlieren, aber er nicht.
    »Majestät, Steinen kann man kein Blut auspressen. Wir müssen die Bankiers in Lyon fragen – die italienischen Bankiers«, wandte der Alte Konnetabel ein.
    »Und wer sagt das? Meine Gemahlin?« fragte der König.
    »Majestät, wir müssen sie um Hilfe bitten, und die Königin ist dafür die beste Vermittlerin. Ihr Rat ist keineswegs ohne Wert.«
    »Und ich sage Euch, ich möchte nicht, daß sich diese Frau in Staatsangelegenheiten einmischt! Begreift Ihr denn nicht, daß sie, wenn man ihr den kleinen Finger reicht, gleich die ganze Hand nimmt? Ich will nichts davon hören, sie darf sich nicht an Staatsgeschäften beteiligen. Frankreichs Thron finanziert seine Kriege selbst. Wir werden der Stadt Paris befehlen, mehr Geld zur Verfügung zu stellen…«
    »Majestät, das Parlament könnte dagegen…«
    »Das Parlament!« fauchte der Kardinal von Lothringen, der zugleich Großinquisitor im Königreich Frankreich war. »Ein Ketzernest! Jeder einzelne ein Verräter! Wenn ich doch jeden von ihnen hängen könnte.«
    Es gleitet mir aus der Hand, dachte Montmorency. Krieg, Krieg an zwei Fronten, und, falls Lothringen auf das Parlament losgelassen wird, vielleicht auch noch ein Bürgerkrieg, ein Religionskrieg. Und mitten drin, wie Dämonen im Rauch, steigen die Guise auf, wächst ihr Haus, ihr Einfluß. Das darf nicht geschehen. Dieses Spiel können auch zwei spielen; ich mache mir das Durcheinander zunutze. Mein Sohn ist ein großer Heerführer geworden, und wenn er erst einmal mit Diana von Poitiers verschwägert ist…
    Als die Guise zusammen aus dem Ratszimmer rauschten, hörte Montmorency, der allein ging, den Graf von Saint-Pol hinter sich zum König von Navarra sagen: »Habt Ihr gehört, was ich gesagt habe? Der König hat in meine Richtung genickt. Jetzt hört er auf meinen Rat. Ein empfindlicher Schlag, würde ich meinen…«
    Und dann wehte die Stimme jenes ich verliebten Hohlkopfs Navarra bis zu ihm, die sprach: »Gut, gut. Eure Ideen sind vielversprechend. Also, wenn es Krieg mit Spanien geben sollte, werde ich nach unserem Sieg um nichts weniger verhandeln als um die Rückkehr des spanischen Teils von Navarra in mein Königreich.«
    »Die Spanier, was sind die schon? In der Schlacht nimmt es ein tapferer, französischer Edelmann mit Dutzenden dieser verweichlichten Südländer auf.«
    Falls uns die Spanier den Krieg erklären, dachte der Alte Konnetabel, kann ich die Guise bei den Friedensverhandlungen überlisten, indem ich eine Heirat zwischen einer spanischen Prinzessin und dem Dauphin anstatt der Ehe mit dem GuiseMädchen, der Königin der Schotten, arrangiere. Nein, noch ist nicht alles verloren. Wir werden schon sehen, wer am Ende gebietet…

    Zwei schwerbewaffnete Männer suchten sich im Fackelschein einen Weg durch die schmalen, schlammigen Straßen von Paris. Das flackernde Licht fiel hier auf einen Torbogen, dort auf bemaltes Fachwerk von Fassaden, deren wuchtige Läden fest geschlossen waren. Es war die Stunde der Füchse und Wölfe in Menschenkleidern, der Mordbuben, der Einbrecher, der Verkäufer von Kleidern Toter und der gefallenen Frauen. Doch niemand kam diesen beiden Männern nahe. Der zweite, ein stämmiger, alter Soldat, war ein wohlbekannter escrimeur aus der übel beleumdetsten Fechtschule der Stadt. Der erste – nun ja, dieser genoß einen gewissen Ruf, und außerdem trug er eine Mandoline auf dem Rücken.

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