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Die geheime Reise der Mariposa

Die geheime Reise der Mariposa

Titel: Die geheime Reise der Mariposa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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Sie warteten auf ihn, umkreisten ihn, tauchten unter ihm durch … Jonathan wurde schwindelig von ihrem Tanz unter und über Wasser, und dann glitt einer der Delfine ganz nah heran und er bekam seine Rückenflosse zu fassen. Der Delfin zog ihn durchs Wasser, genau so, wie es in Mamas Büchern gestanden hatte. Jonathan schloss die Augen. Und auf einmal war es, als ließe er alles hinter sich: die brennende Hamburger Nacht, die Reise mit Waterweg, José und die Mariposa. Da waren nur er und der Delfin und das Meer.
    »Jonathan!«, hörte er José brüllen. »Komm zurück, du Idiot!«
    Jonathan öffnete die Augen. Die Mariposa war schon ein ganzes Stück weit weg. Einen Moment lang zögerte Jonathan. Dann ließ er die Rückenflosse des Delfins los.
    »Ich komme«, flüsterte er. »José, ich komme. Noch ist es nicht Zeit, dich und die Mariposa zu verlassen.« Er wandte sich den Delfinen zu, die sich noch immer um ihn im Wasser tummelten. »Ich habe ihm versprochen, ihn bis zur Isla Maldita zu begleiten«, erklärte er ihnen. »Danach komme ich vielleicht mit euch. Erst danach.«
    Damit drehte er sich um und begann zurückzuschwimmen. Die Delfine folgten ihm nicht. Als Jonathan sich einmal umdrehte, waren sie in einer langen Bahn aus waghalsigen Sprüngen auf dem Weg hinaus in den Ozean, fort von ihm. Hatten sie verstanden, was er zu ihnen gesagt hatte? Die Mariposa war nicht mehr als ein Fleck aus goldgelbem Licht. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder zu einem Schiff wurde, und noch eine Weile, bis Jonathans ausgestreckte Hand ihren Rumpf berührte. Ein wenig war es wie Nachhausekommen.
    »Du hirnverbrannter Blödmann!«, rief José. »Was sollte das denn jetzt wieder? Wolltest du, dass sie dich mitnehmen bis an den Horizont?«
    Jonathan hielt sich an der Aluminiumleiter am Heck fest und atmete ein paarmal tief durch.
    »Wäre interessant gewesen«, sagte er. »Vielleicht wäre ich dem Schiff begegnet. Dem, von dem Julias Bär stammt.«
    »Es war der falsche Horizont«, sagte José. »Verkehrte Richtung. Komm jetzt raus da!«
    Jonathan ließ die Leiter los und schwamm ein Stück zurück und plötzlich spürte er den Übermut der Delfine in sich. »Komm du doch rein!«, rief er. »Ist schön kühl!«
    »Okay«, sagte José. »Dann komme ich eben, du Idiot.«
    Damit streifte er Hemd und Hose ab, legte sie auf die Bank, wo Carmen in einen Ärmel schlüpfte, und sah sich um. Jonathan betrachtete seine tiefblauen Flecken, deren Herkunft er noch immer nicht kannte. Doch als José mit einem Kopfsprung neben ihm im Wasser landete, da wünschte er sich für einen Augenblick, genauso auszusehen wie er, ein paar blaue Flecken hin oder her. So kräftig und sonnenbraun, so … lebendig. Er wünschte, er hätte es ihm sagen können. Wenn mein Körper so aussehen würde wie deiner, würde ich nicht in meinen Kleidern schwimmen.
    »Bitte, hier bin ich!«, erklärte José, schwamm auf ihn zu und tauchte ihn mit beiden Armen unter. Jonathan kam hoch und schüttelte sich.
    »Wieso bist du eigentlich wieder so gesund?«, fragte er. »Was ist mit deiner Gehirnerschütterung?«
    »Hat sich wohl zu Ende erschüttert«, meinte José und grinste. Und tauchte ihn ein zweites Mal unter. Er meinte es nicht böse, Jonathan wusste das; es war ein Spiel wie das der Delfine. Doch Jonathan war kein Delfin. »Es … es reicht«, keuchte er. »Hör auf. Du bist zu stark für mich.«
    José musterte ihn besorgt. »Stimmt irgendwas nicht mit dir?«
    »Nein«, meinte Jonathan, wassertretend und nach Atem ringend. »Doch. Ich bin nur … anders als du.« Er versuchte sorglos zu lachen. »Ich … habe eben nie auf einer Farm gearbeitet.«
    »Hm«, sagte José, und dann sagte er. »Mierda! Die Mariposa!«
    Jonathan sah sich um. Der Wind war zurückgekehrt. Plötzlich kräuselten leichte Wellen das Wasser und die Mariposa trieb sachte davon. Sie beeilten sich, ihr hinterherzuschwimmen.
    »Herrenlose Schiffe stellen sich eigentlich in den Wind«, sagte José. »Aber ich habe das Steuer festgehakt, ich Esel. Komm, schnell.« Er streckte einen Arm aus und seine Finger berührten die Bordwand schon, da griff eine Böe in die Segel und schob das Schiff fort wie eine große Hand, ließ es schneller und schneller werden …
    »Warte!«, schrie José. »Du dummes Honigboot, warte …«
    Aber obwohl die Mariposa ein gutes Schiff war und obwohl sie eine Menge Dinge besaß wie Taue und Segel und einen Motor, so besaß sie doch keine Ohren. Jonathan sah einen rosa Hals,

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