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Die geheime Reise der Mariposa

Die geheime Reise der Mariposa

Titel: Die geheime Reise der Mariposa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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tippte Jonathan ihm auf die Schulter und zeigte stumm hinter sie. »Das Schiff«, flüsterte er. »Das Schiff, das nicht die Roosevelt ist und uns trotzdem folgt. Es ist wieder da.«
    José kniff die Augen zusammen. Ja. Da war ein weißer Punkt am Horizont. Vielleicht war es ein Schiff.
    »Waterweg«, sagte Jonathan, und seine Stimme klang gequält.
    »Wie bitte?«
    »Es ist nur eine Vermutung … aber er könnte es sein. Julias Bär war zuletzt bei seinem Gepäck.«
    »Wer ist Waterweg?«
    »Mein Onkel. Ich meine, zurzeit heißt er natürlich Smith.«
    »Natürlich.« José verschränkte die Arme und wartete auf eine Erklärung.
    »Sein Name … er … kommt aus Holland, das hatte ich ja schon erwähnt … Aber auf der Reise hierher hat er so getan, als wäre er mein Vater, Mr Smith. Er sagte, es wäre einfacher.«
    José nickte. Aber die Abuelita schüttelte den Kopf, er spürte es.
    »Kann es sein, dass dein Onkel seinen Namen aus irgendeinem Grund … loswerden musste?«, fragte José. »Und wieso glaubst du, er würde uns folgen?«
    Jonathan seufzte. Und dann sagte er zu Josés Überraschung: »Ich hasse ihn.«
    »Du … hasst ihn?«
    Jonathan nickte grimmig. »Ihn haben sie nicht in den Krieg geschickt. Er hatte gute Kontakte. Ihn hat niemand in Frankreich abgeschossen. Er weiß, wie man sich davor drückt, gefährliche Dinge zu tun …«
    »Halt!«, sagte José. »Kontakte zu wem?«
    »Zu den Nationalsozialisten.«
    »In England gibt es Nationalsozialisten?«
    »Nein«, sagte Jonathan. »Doch.« Er verhaspelte sich zusehends und die Abuelita hob misstrauisch einen Zeigefinger. »Er hat … er hatte … Kontakte zu den deutschen Nationalsozialisten. Vor dem Krieg. Deshalb haben Mama und er nicht mehr miteinander gesprochen. Er … er kann sogar Deutsch. Weißt du, ich bin mir nicht so sicher, warum er hergekommen ist. Vielleicht hat es nichts mit Mamas altem Traum zu tun. Er wollte jemanden treffen. Einen Freund, hat er gesagt. Auf Isabela. Wir haben gewartet. Er hat gewartet. Der, den er treffen wollte, kam nicht. Schließlich sagte Waterweg, wir sollten ihm besser entgegenfahren. Deshalb sind wir mit der Isabelita nach Baltra gefahren. Nach Baltra, wo der Militärstützpunkt der Amis ist.«
    »Und … was schließt du daraus?«
    »Das ist offensichtlich, oder? Er spioniert. Für die Deutschen.«
    »Das ist verrückt. Ein Engländer? Für die Deutschen?«
    »Ja«, sagte Jonathan. »Das ist verrückt. Der Krieg ist verrückt. Waterweg ist vielleicht nicht ganz so verrückt. Geld ist Geld. – Dein Fisch brennt an.«
    José fluchte und wendete den Fisch in der kleinen Aluminiumpfanne.
    »Diese Karte«, sagte Jonathan. »Kann es sein, dass auch Waterweg hinter der Karte her ist?«
    »Vermutlich«, antwortete José düster.
    »Was … was ist eigentlich darauf? Hast du sie dir angesehen?«
    »Natürlich«, sagte José. »Der Umriss der Isla Maldita. Eine Menge Linien. Ein bisschen unlesbares Gekritzel. Und ein Kreuz.«
    »Ein Kreuz?«
    »Ja, ein verdammtes Hier-ist-der-Schatz-Kreuz. Sie sieht aus wie eine Karte aus einem Kinderspiel. Ich begreife nicht …«
    »Und wenn es Tarnung ist?«, fragte Jonathan ernst. »Wenn es Absicht ist, dass sie aussieht wie eine Karte aus einem Kinderspiel?«
    »Angenommen, sie hätte wirklich etwas mit dem Krieg zu tun«, sagte José. »Wie konnte mein Urgroßvater sie dann schon besitzen? Mein Vater hat gesagt, er habe sie von der alten Karte abgezeichnet, mit der mein Urgroßvater zur Isla Maldita aufgebrochen ist.«
    »Ja«, sagte Jonathan. »Das hat er gesagt. Weißt du, ob es stimmt?«
    »Du meinst … er hat mir diese Karte … untergejubelt? Warum?«
    »Bei dir hätte niemand danach gesucht. Du hättest sie mit nach Isabela genommen, zu eurer Farm. Dein Vater konnte ja nicht wissen, dass du die Mariposa klaust.«
    »Ich habe sie nicht geklaut!«, rief José ärgerlich. »Sie gehörte keinem. Jetzt gehört sie mir! Sie … sie hat sogar auf uns gewartet, heute Morgen. Und sie hat sich selbst aus den Felsen befreit. Es ist, als wollte sie mit mir zur Isla Maldita segeln. Mit … uns.« Er fuhr mit der Hand über das honigfarbene Holz der Reling. »Überhaupt, es ergibt keinen Sinn. Wenn mein Vater eine Karte besaß, die er vernichten wollte, dann hätte er das ebenso gut selbst tun können. Und weshalb besaß er sie überhaupt? Was ist darauf eingezeichnet? Was gibt es auf der Isla Maldita, das wichtig für den Krieg ist?«
    Jonathan zuckte die Schultern. »Ich nehme an, das

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