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Die geheime Reise der Mariposa

Die geheime Reise der Mariposa

Titel: Die geheime Reise der Mariposa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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um Helden zu spielen!«, schrie Casaflora. »Ich komme schon klar! Du kannst die Mariposa segeln, José! Segle sie!«
    »Nein!«, rief Marit und streckte ihre Hand wieder nach Casaflora aus, doch jetzt schlug er sie mit aller Kraft weg. Sie spürte, wie José sie packte und weiterzog. Und wieder rannte sie. In ihren Ohren sang das Feuer mit der Verzweiflung ein grausiges Duett. Sie hasste Casaflora, aber wie konnten sie ihn hierlassen? Wie konnte er etwas so Schreckliches von ihnen verlangen? Sie lief hinter José über den Strand, wo die Krabben noch immer verwirrt hin und her rannten – und hechtete ins Wasser. Es war kühler als die Luft, doch auch das Wasser hatte sich bereits erwärmt. Irgendwo hörte Marit das Zischen der Lava, die an anderen Stellen der Insel bereits ins Meer stürzte. Sie sah die Mari Nocturna auf den Wellen liegen, zu nahe an der Insel, doch sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Sie kletterte José nach, an Bord der Mariposa, und Sekunden später breitete das Honigboot die weißen Flügel seiner beiden Segel aus. Casaflora hatte es bereits startklar gemacht – er hätte einfach wegsegeln können, dachte Marit, aber er war noch einmal an Land gekommen, um José zu holen.
    Warum hatte er das getan?
    Die Mariposa glitt aus der kleinen Bucht, hinaus in die blaue Freiheit des Meeres. Es wehte nur ein schwacher Wind und sie kamen mit tödlicher Langsamkeit voran. Marit hockte auf dem Boden des Schiffs. Eine kleine, weiche Schnauze bohrte sich in ihre Ellenbeuge: Carmen. Und da sah sie auch die anderen Mitglieder der Mannschaft, die verängstigt unter den beiden Sitzbänken kauerten: Eduardo den Flamingo, Kurt den Albatros und Oskar den Pinguin. Und – war das nicht Uwe der Wasserleguan?
    Sie fragte sich, wie Kurt und Oskar auf das Schiff gekommen waren, die beiden, die nicht fliegen konnten. Casaflora musste sie aus dem Wasser an Bord gehoben haben.
    »Jetzt ist seine Karte ein für alle Mal zerstört«, sagte José. »Ich habe sie in den Vulkankrater geworfen und nun brennt sie wie in einem Ofen. Die deutschen U-Boote und Flieger werden nie von dem amerikanischen Stützpunkt auf Baltra erfahren.«
    Er streichelte Uwes schuppigen Drachenkopf. »Jetzt gibt es nur noch eine Karte«, fügte er stolz hinzu. » Meine Karte. Die Karte meines Urgroßvaters, die Schatzkarte von der Isla Maldita.«
    »Und du meinst, hinter der sind unsere Verfolger nicht her?«
    »Verfolger?«, fragte José. »Wenn du Waterweg meinst, den sind wir los. Sein Schiff ist immer noch viel zu nah am Land. Ich glaube, er schläft. Er verschläft gerade seinen eigenen Tod.«
    Marit schüttelte den Kopf und deutete aufs Meer hinaus. Das Feuer des Vulkans hatte die See weithin erhellt und in seinem Schein zeichneten sich deutlich zwei Schiffe vor dem Himmel ab. Schiffe an der Horizontlinie, die auf etwas zu warten schienen. Eines von ihnen war die Roosevelt. Das andere war eine Jacht, ähnlich der Mariposa, um einiges größer allerdings.
    »Der Umriss kommt mir bekannt vor«, murmelte José. »Ich weiß nur nicht, woher …«
    Er lenkte die Mariposa hart nach Steuerbord, in Richtung der Isla Maldita.
    Und es schien Marit so, als nähmen die beiden Schiffe die Verfolgung auf.
    Die Starre löste sich erst aus Waterweg, als er die Mariposa lossegeln sah. Da waren zwei Gestalten an Bord. Kinder. Marit und José waren in Sicherheit. Doch es stand noch jemand am Strand von Marchena, vor dem brennenden Busch. Waterweg ließ den Motor seines Schiffs aufheulen und steuerte den Strand an.
    »Die Karte!«, rief er Casaflora über die Reling zu.» »Die Karte von Baltra und Bartolomé! Würden Sie sie noch einmal zeichnen? Aus dem Kopf? Für Deutschland?«
    Casaflora hinkte ein Stück weiter ins Wasser hinein. Etwas schien mit seinem Bein nicht zu stimmen. »Ja!«, schrie er. »Natürlich!«
    Da gab Waterweg dem Steuer einen Stoß und das Schiff drehte ab.
    »Es tut mir leid, Juan«, sagte er. »Aber Sie haben soeben Ihr Todesurteil unterschrieben.«
    Sekunden später war die Mari Nocturna auf dem Weg hinaus auf den Pazifik und ließ das brennende Chaos zurück, in das sich die Insel Marchena verwandelt hatte. Wo die Lavaströme sich ins Meer ergossen, brodelte es auf wie in einem Hexenkessel, und das Letzte, was Juan Casaflora sah, war ein blauer Schmetterling mit goldenen Flecken auf den Flügeln, der benommen durch die Hitze torkelte.
    Casaflora lächelte.
    Die Welt war noch lange voller Funken – lange nachdem sie Marchena

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