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Die geheime Reise

Titel: Die geheime Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Abedi
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sanftes Schnurren war kein Vergleich zu Schröders satten Nähmaschinengeräuschen, aber Jo und Wanja schlossen das neue Familienmitglied vom ersten Augenblick an in ihr Herz. Wanja merkte, dass der Großmutter ihre gelungene Überraschung eine diebische Freude bereitete. Und Paula brachte einen Zug in ihr hervor, der Wanja neu war. Wie zärtlich die Stimme der Großmutter klang, wenn sie mit dem Kätzchen sprach. Und wie unermüdlich sie für Paula das kleine Gummischwein durchs Zimmer warf. Jo hatte es besorgt, und nachdem Paula das rosa Wesen misstrauisch beschnuppert hatte, wurde es ihr liebster Feind. Immer wenn sie mit der Tatze darauf trat, quiekste das Schwein. Paula bauschte ihren grauen Schwanz auf, fauchte das rosa Gummiding aus Leibeskräften an und trat noch einmal drauf. Quieks. Fauch. Quieks. Fauch. Die Großmutter grinste über beide Ohren. Und einmal, als Paula nach ihrer eigenen Schwanzspitze jagte und sich dabei wie ein wild gewordener Kreisel um sich selber drehte, kicherte die Großmutter wie ein kleines Mädchen.
    Aber Streit gab es doch. Wanja hörte es, als sie am Abreisetag der Großmutter die Treppen nach unten stieg. Der Koffer stand schon gepackt vor der Haustür. Die Tür zur Küche war geschlossen, aber die Stimmen drangen ihr im Flur entgegen. »Wenn du damals auf mich gehört hättest, wäre es nie so weit gekommen.«
    »Und dann?« Jos Stimme klirrte. »Dann wäre es auch zu deiner Enkelin nicht gekommen. Und jetzt lass mich endlich in Ruhe mit diesem …«
    »Mit diesem Thema?«
    Wanja öffnete die Küchentür. Paula flitzte an ihr vorbei in den Flur. Die Großmutter kniff die Lippen zusammen und griff nach ihrer Teetasse. Jo starrte aus dem Fenster. Das Telefon klingelte. Aber als Jo abnahm, war niemand dran.
    Klein und verloren sah die Großmutter aus, als sie neben Wanja und Jo zum Bahnsteig ging, und wie vor einer Woche, als Wanja und Jo sie abgeholt hatten, versuchte Wanja die Erinnerungen, die der Bahnhof in ihr wachrief, zu unterdrücken.
    »Grüß Uri von mir. In den nächsten Ferien komme ich euch besuchen.«
Auch Jo nahm ihre Mutter in den Arm. »Danke für Paula«, sagte sie und die Großmutter nickte. Aber die Distanz zwischen ihnen war wieder spürbar.
    Der letzte Tag im alten Jahr brachte die tiefsten Temperaturen, die Wanja je erlebt hatte. Minus 25 Grad zeigte das Thermometer und Jo fluchte, da hätten sie ja nach Sibirien ziehen können, dann müssten sich ihre Nerven jetzt wenigstens nicht an die gottverdammte Kälte gewöhnen. Wanja machte trotzdem einen Waldspaziergang und die zentimeterlangen Eiszapfen an den kahlen Zweigen der Bäume glitzerten so zauberhaft, dass sich ihre trüben Gedanken aufhellten.
    Als sie zurückkam, war Flora schon da. Die Zutaten für das Fondue hatte sie mitgebracht und Paula sprang, als Flora die Fleischstücke in kleine Streifen schnitt, mit einem Satz auf den Küchentisch.
    »Hey, du kleiner Gierlapp.« Wanja packte das graue Kätzchen am Nacken und grinste Flora zu. »Danke für das Geschenk.«
    Flora lachte. »Das habt ihr eurer Großmutter zu verdanken. Hattet ihr denn schöne Tage?«
»Mhm.« Wanja setzte sich Paula auf den Schoß und kraulte ihr den samtweichen Nacken. »Nur gestern gab es Streit. Aber die anderen Tage waren richtig schön, was, Paula? Oma hat mir Leid getan, als sie gestern abgefahren ist.«
Flora legte das Messer zur Seite. »Ich glaube, dass sie ziemlich einsam ist. Es kann nicht leicht sein, allein mit einer alten, pflegebedürftigen Mutter zu leben.«
»Das hat sie sich doch selber ausgesucht.« Jo war auch in die Küche gekommen. Sie stand am Herd und rührte in einer von Floras Soßen. Es roch nach warmer Erdnussbutter.
»Manchmal kannst du richtig hart sein, weißt du das?« Flora strich sich das frisch gefärbte Haar aus der Stirn und zündete sich eine Zigarette an. Jo zuckte nur mit den Achseln. »Wann kommt denn eigentlich dein Besuch, Wanja?«
Mischa kam um sieben, und als Wanja ihn in die Küche brachte, schien er wie bei seinem ersten Besuch nicht zu wissen, wo er hinschauen sollte. Und wieder musterte Jo ihn mit diesem seltsamen Blick. Flora schob den Küchenstuhl an ihrer Seite zurück. »Habt ihr zwei Lust, uns ein bisschen zu helfen? Ich muss beim Zwiebelnschneiden immer heulen wie ein Schlosshund und Jo hat beim Kochen zwei linke Hände, das kann dir Wanja nur bestätigen. Ich heiße übrigens Flora.«
Mischa gab keine Antwort, aber er setzte sich auf den freien Stuhl neben Flora, legte das

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