Die geheime Sammlung
Stattdessen griff Marc in die Vitrine und schnappte sich die Puppe mit Anjalis Augen. »Ich habe Anjali. Weg hier!«, schrie er. Ich zog Aaron am Arm und half ihm aufzustehen.
»Versucht nur wegzulaufen. Ihr kommt nicht weit. Die Tür ist verschlossen.« Ms.Badwin bog das eine Ende ihres Zauberstabs hin und her. »Wo ist denn die umgekehrte Einstellung? Er ist ein Indikator für Königsverwandtschaft, aber eigentlich sollte er doch auch – ah, ich hab’s.«
Sie lehnte sich vor und berührte Marc noch mal an der Schulter. Er ließ Anjali fallen, brach zusammen, schrumpfte urplötzlich zu einem Metallklumpen und schlug mit einem dumpfen Krachen auf dem Fußboden auf. Nun sah er aus wie eine kleine Figur aus Messing.
Jaya hechtete nach vorn, um sich ihre Schwester zu schnappen.
»Marc!«, schrie ich. »Was haben Sie mit ihm gemacht?« Aaron und ich stürzten uns auf Ms.Badwin, aber sie hielt uns mit ihrem Stab zurück. Keiner von uns wollte zur Puppe werden.
»Keine Sorge, es ist viel besser so«, sagte sie, hob Marc auf und stellte ihn in die Vitrine. »Er ist auf diese Weise viel haltbarer. Er kann Jahrtausende überdauern. Eigentlich sammle ich keine Prinzen, aber ihr müsst zugeben, dass er wirklich unwiderstehlich ist. Vielleicht kann ich ihn ja gegen eine weibliche Verwandte eintauschen. Ich habe noch keine einzige westafrikanische Prinzessin, da klafft wirklich eine Lücke in meiner Sammlung. Und natürlich wäre es einfach nett, wenn ich beide Raos habe.« Sie fuhr herum und traf Jaya mit ihrem Stab.
Jaya krümmte sich und schwankte, aber sie verwandelte sich nicht. Mein Knoten! Offenbar trug sie ihn immer noch.
Ms.Badwin schüttelte den Zauberstab. »Billigware. Da habe ich wohl mal wieder am falschen Ende gespart, als ich das billige Importmodell genommen habe«, seufzte sie und bog das eine Ende des Stabs wieder hin und her.
»Jaya, nimm ihr den Zauberstab weg!« Wenn sie ihn bekäme, bevor ihr Schutzknoten nachgäbe, könnten wir drei Ms.Badwin vielleicht überwältigen.
»Bitte bleibt friedlich, Kinder«, sagte Ms.Badwin, während sie Jaya mühelos abschüttelte und weiterhin am Stab herumfummelte. »Meine Hausratsversicherung deckt solche Fälle nicht … Moment mal, hatte ich den nicht schon voll aufgedreht? Ach, da …«
»Schnell, meinen Rucksack«, forderte Jaya, während sie mir die Puppe gab. Sie suchte hektisch in ihrem Rucksack, wobei sie vieles daraus einfach auf den Fußboden warf.
Ms.Badwin versuchte noch einmal, sie zu verzaubern. Dieses Mal zitterten Jayas Umrisse wie Wackelpudding und sie hätte beinahe ihren Rucksack fallen lassen.
»Ihr beide seid hoffentlich nicht enttäuscht, aber ihr kommt mir nicht in meine Sammlung«, sagte Ms.Badwin zu Aaron und mir. »Es gibt auch Leute, die Küchenmägde und Schweinehirten sammeln, aber ich bleibe bei Leuten aus Königshäusern. Man muss eine gewisse Auswahl treffen. Nicht, dass ihr beiden nicht sehr schöne, typische Exemplare der breiten Masse wärt. So, diese Einstellung sollte funktionieren.« Sie holte mit dem Stab nach Jaya aus.
Jaya sprang zurück. Sie hielt etwas in der Hand, das raschelnd aufsprang – ein Fächer. Sie fächelte energisch in Richtung von Ms.Badwin und schrie: »Verschwinden Sie!«
Eine heftige Bö pustete durch das Wohnzimmer.
Papiere flogen vom Schreibtisch auf, die Chrysanthemen fielen vom Kaffeetisch zu Boden, ein Fenster zerbrach mit lautem Klirren, und die Vorhänge blähten sich nach draußen auf. Ms.Badwins Haar wurde nach hinten geweht und enthüllte den schwarzen Haaransatz. Der Stab flog ihr aus der Hand in Richtung Fenster, und dann flog sie selbst in einer mächtigen Windbö hinterher.
Jaya hörte auf zu fächeln. Die Vorhänge fielen zurück, und die Papiere rieselten zu Boden wie Blätter im Herbst. Wir stürzten zum Fenster und sahen hinaus. Keine Spur von Ms.Badwin.
»Was war das denn?«, fragte Aaron.
»Ein Fächer, den Tante Shanti mir gegeben hat.« Sie schaute mir ins Gesicht. »Na ja, eigentlich hat sie ihn Anjali gegeben, aber ich habe ihn mir ausgeliehen. Wir sollen ihn uns teilen.«
»Ist das derselbe, den ich in Anjalis Zimmer gesehen habe? Das letzte Mal, als du mir damit Luft zugefächelt hast, ist das nicht passiert«, sagte ich.
»Man muss ihm sagen, was er tun soll. Und ganz doll fächeln.«
»Aber wo ist Ms.Badwin?«, fragte Aaron.
Jaya zuckte mit den Schultern. »Verschwunden, hoffe ich.«
»Lass uns lieber abhauen, bevor sie zurückkehrt«, schlug Aaron vor.
Ich
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