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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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»Gut.« Dann las ich den Zettel, eine Bestellung eines chinesischen Kopfschmucks. Ich fand den richtigen Schrank trotz des schummrigen Lichts ohne Probleme, aber als ich über mir nach dem kunstvollen Kopfschmuck griff, rückte mir Aaron so dicht auf den Leib, dass ich dachte, er würde mir auf die Füße treten. Ich kippte den Kopfschmuck, um ihn aus dem Fach zu ziehen.
    »Vorsicht! Er ist zerbrechlich, die Bommel sind aus Glas«, zischte er.
    »Geh da weg, du machst mich nervös«, schnappte ich. »Ich tu ihm nicht weh.« Dann nahm ich den Kopfschmuck herunter. »Siehst du? Gesund und munter.«
    »Schon gut«, sagte Aaron. »Ich wollte nur sichergehen.«
    Ich überprüfte das Etikett und trug den Kopfschmuck durch den Raum zum Sammelpunkt, wo Aaron mir zeigte, wie man den Bestellzettel ablegt.
    Die nächste Bestellung war von jemandem namens John Weinstein von den Dark-on-Monday-Productions. Weinstein wollte ein Wams ausleihen.
    »Wer sind diese Leute, und warum leihen sie diese Sachen aus?«, fragte ich.
    »Der hier ist von einer Theatergruppe, also sucht er höchstwahrscheinlich nach Kostümideen. Vielleicht Shakespeare. Sie leihen immer Wämser aus, wenn sie Shakespeare spielen.« Diesmal blieb er zurück und ließ mich das Wams kommentarlos aus dem Schrank nehmen.
    Wir bearbeiteten noch ein paar weitere Bestellungen. Am schönsten fand ich eine filigrane Maske mit sich kräuselnden Federn um die obere Hälfte des Gesichts. Aaron behielt mich genau im Auge, hatte aber nichts zu kritisieren. Er war ziemlich angespannt, fand ich, aber ich war beeindruckt, wie ernst er seine Arbeit nahm.
    Als es Zeit für meine Pause war, kam Ms.Callender und nahm mich mit nach oben, um mir den Hauptuntersuchungsraum zu zeigen. »Hierher kommen die Gäste, um die Gegenstände in Empfang zu nehmen, die sie bestellt haben«, sagte sie. »An den Tischen können sie sitzen und arbeiten.«
    Ich verstand. »Wie der Hauptraum in einer Bibliothek.«
    »Genau.«
    Es war ein bemerkenswerter Raum, mit hohen Decken, massiven und beeindruckenden Tischen und einem kunstvoll verzierten Sammelpunkt, an dem Anjali und die anderen Pagen und Bibliothekare umhereilten, Zettel ablegten und Pneus stapelten. So konnte ich mir endlich die Tiffany-Fenster anschauen. Aber da es ein düsterer Nachmittag war, erkannte ich keinerlei Formen oder Muster.
    Ich setzte mich an einen der Tische und machte meine Hausaufgaben, und als meine Pause zu Ende war, ging ich zurück zu Magazin 2 .
     
    Ein Gast bestellte einen antiken Navajo-Teppich aus Arizona und einen Kelim aus der Türkei. Sie waren schwer, Aaron und ich mussten sie gemeinsam tragen. Wir breiteten sie auf dem großen Tisch aus, um ihren Zustand zu überprüfen, bevor wir sie im großen Aufzug nach oben schickten.
    »Schau mal, wie ähnlich sich die beiden Muster sind, mit diesen Dreiecken, den Rauten und den Rechtecken«, sagte ich. »Sie stammen von verschiedenen Kontinenten, sehen aber aus, als hätten sich die Weber gekannt.«
    »Das liegt nur daran, wie sie gewebt sind«, erklärte Aaron. »Die Fäden überkreuzen sich im rechten Winkel, deswegen ist es einfacher, gerade Linien einzuweben, als Kurven.«
    Ich nickte. »Ja, aber da ist noch mehr. Die Farben sind vollkommen unterschiedlich, aber schau dir diese Zickzackmuster und die Borte an. Und der Teppich aus dem Iran, den wir vorhin nach oben geschickt haben, sah keinem von beiden ähnlich.«
    »Ich verstehe, was du meinst«, sagte Aaron. »Ich frage mich, wieso sie die gleichen Muster genommen haben.«
    »Ich wünschte, wir könnten in die Vergangenheit reisen und sie fragen«, seufzte ich.
    »Ja, ich auch.«
    Ich fand, dass Aaron viel netter war, wenn er über Teppiche redete, als wenn er meckerte, dass ich nichts zerbrechen sollte.
    Gegen fünf Uhr öffnete sich die Feuertür und Anjali kam herein. Sie schob einen großen Wagen mit Gegenständen vor sich her. »Rückläufer!«, rief sie.
    Aaron stand auf, um ihr zu helfen.
    Sie brachten den Wagen in die Mitte des Magazins, Aaron schob, und Anjali hielt ihn aufrecht.
    »Wie läuft’s, Elizabeth?«, fragte sie. »Macht’s Spaß?«
    »Ja, danke.«
    »Gut. Lass dich von Aaron nicht zu sehr antreiben.« Sie zwinkerte mir zu und verschwand dann wieder durch die Feuertür. Aaron starrte ihr offen sehnsüchtig nach.
    »Sie scheint nett zu sein«, sagte ich, um die Stille zu unterbrechen.
    Er drehte sich zu mir um, als hätte er vergessen, dass ich da war. »Was? O ja, stimmt … ja, sie ist

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