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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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gesehen? Wie bist du so schnell hierhergekommen?«
    »Ich gehe schnell.«
    »So schnell? Du warst noch nicht mal mit dem Training fertig.«
    »Lange Beine«, brummte er abweisend und eilte auf die Treppe zu.
    War ich zu neugierig gewesen? Hatte ich ihn verärgert? Ich steckte meine Karte zurück in die Ablage und ärgerte mich über mich selbst.
    Ms.Callender schickte mich nach unten ins Magazin 2 . »Bei diesem Wetter wird es heute Abend sehr ruhig sein«, sagte sie. »Du könntest die Fächer reinigen.«
    »Gut, gibt es da unten einen Besen? Eine Bürste oder etwas in der Art?«
    Sie lachte, und ihre Wangen wurden kugelrund. »Nicht diese Art von säubern. Bitte einen Pagen, es dir zu zeigen. Marc oder Aaron. Drops?«
    »Wie bitte?« War das ein neuer Kosename, hatte sie keine Lust mehr auf »Liebes«?
    »Drops?«, wiederholte sie und hielt mir eine Tüte hin.
    »Oh, danke.« Ich nahm einen grünen und fuhr im Fahrstuhl lutschend nach unten.
    Als ich im Magazin 2 ankam, saß Aaron an seinem üblichen Pult und las; Marc war nirgends zu sehen.
    »Hallo, Aaron. Wo ist Marc?«
    »Unten, wieso?«
    »Ms.Callender sagte, einer von euch soll mir zeigen, wie man die Fächer säubert.«
    Aaron sah gereizt aus. »Und du würdest es dir lieber von Marc zeigen lassen, nicht wahr?«
    »Nein, nur … er ging direkt vor mir die Treppe hinunter. Ich dachte, er müsste hier sein.«
    »Na großartig. Ein weiteres Mitglied des Marc-Merritt-Fanclubs.«
    »Nein … also, natürlich finde ich ihn … cool, aber ich bin nicht in seinem Fanclub.«
    Aaron warf mir einen Blick zu, der bei anderer Beleuchtung wahrscheinlich ausgedrückt hätte, dass er nicht glauben konnte, mit so einer Idiotin in Magazin 2 eingesperrt zu sein. Unter dem Licht der Schreibtischlampe allerdings, mit den harten Schatten, die sie warf, sah er mehr nach einem Oger aus, der kurz davorstand, mich zu fressen.
    »Ich wollte sagen«, erklärte ich, »dass die meisten Schüler im Fanclub um einiges jünger sind.«
    Die harten Schatten verschoben sich. Jetzt sah er aus wie ein Oger, der die Idiotin, die er gefressen hatte, auskotzen wollte.
    »Das kannst du nicht ernst meinen! Heißt das, es gibt wirklich einen Marc-Merritt-Fanclub?«
    Nun war ich an der Reihe, gereizt zu sein. »Ja, natürlich. Ich bin mir sicher, du kannst beitreten, wenn du so ein Interesse daran hast. Den ganzen Mädchen würde es bestimmt gefallen, einen älteren Jungen dabeizuhaben, auch wenn es nur du bist.«
    Aaron stand auf und sagte kalt: »Die Fächer zu säubern bedeutet zu überprüfen, ob alles am richtigen Platz liegt. Überprüf die Etiketten und sieh nach, ob es Lücken gibt oder ob Sachen am falschen Ort abgelegt wurden. Schreib dir die Unregelmäßigkeiten auf. Du fängst an dem Ende an, und ich an diesem hier.«
    Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und schritt in die Dunkelheit davon.
    Eine geschlagene Stunde brachte ich mit der Untersuchung von Schuhen zu, Reihe um Reihe. Genug, um jeden einzelnen obdachlosen Zeh in der Stadt kuschelig warm zu halten. Ich hatte nicht gewusst, dass im 17 . Jahrhundert die Schuhe in Frankreich links und rechts dieselbe Form hatten. Oder dass die frühen Ägypter ihren Mumien Schuhe aus Papyrus und Palmenblättern machten. Oder dass im 14 . Jahrhundert in Polen die Schuhspitzen so lang und spitz wurden, dass modebewusste Männer aussahen, als würden sie Schlangen an ihren Füßen tragen. Jetzt wusste ich es.
    In der Schuhabteilung war alles an seinem Platz. Es gab eine Lücke, wo ein Gast ein Paar Pumps der Größe 12 D ausgeliehen hatte, aber ich fand den Bestellzettel dafür im Fach.
    Während ich eine Reihe von Renaissance-Plateauschuhen aus Venedig überprüfte, ging ich um die Ecke und entdeckte zu meiner Überraschung Marc Merritt mit einem Paar brauner Arbeitsschuhe in der Hand.
    »Oh, du arbeitest also
doch
heute in diesem Magazin?«
    »Nein, ich bin unten im Verlies«, sagte er.
    »Was ist das Verlies?«
    »Magazin eins.«
    »Was machst du dann hier oben?«
    »Ich bringe die hier zurück.«
    »Ach so. Soll ich deinen Bestellschein ablegen?«
    »Nein, ich …. ich habe keinen ausgefüllt. Ich hab sie mir nur kurz ausgeliehen, meine Schuhe sind nass geworden, und meine Füße waren kalt. Ich dachte, dass niemand bemerken würde, dass sie fehlen. Erzähl’s nicht weiter, okay?«
    »Sicher.« Ich fragte mich, ob das eine der verdächtigen Anfragen war, auf die ich für Mr.Mauskopf achten sollte. Sicher nicht, immerhin kannte

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