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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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Dinge stehlen.«
    Zu meiner Überraschung nickte Mr.Mauskopf ernst. »Ja, das habe ich auch gehört. Hast du den Vogel gesehen?«
    »Nein …«
    »Hat der Page, der dir von dem Vogel erzählt hat, ihn gesehen? Anjali hieß sie?«
    »Sie sagte, sie habe ihn nicht gesehen.«
    »Hm. Und hast du sonst etwas gesehen oder gehört, das dich beschäftigt hat?«
    »Nun … Ich habe gehört, dass ein Page gefeuert wurde.«
    Mr.Mauskopf schwieg, als würde er nachdenken, wie viel er sagen sollte. »Ja, das stimmt. Dr.Rust musste eine Pagin entlassen. Sie hat versucht, eine Vase mitzunehmen, ohne dafür eine Unterschrift oder ein Pfand zu hinterlegen. Aber das ist noch nicht alles. Anscheinend sind noch mehr Gegenstände verschwunden, seitdem Zandra entlassen wurde. Ich habe gehört, dass Gegenstände, die denen aus dem Archiv gleichen, in privaten Sammlungen aufgetaucht sind.«
    »Glaubt man, dass ein weiterer Page immer noch Dinge stiehlt?« Das war beunruhigend. »Oder ist es der Vogel, wie Anjali sagt?«
    »Niemand weiß genau, was eigentlich geschieht. Ich kann nicht glauben, dass ein riesiger Vogel, selbst wenn er existiert, selbständig in das Archiv kommen und Gegenstände stehlen kann. Daran müssen Leute beteiligt sein. Halt weiterhin die Augen offen nach verdächtigen Dingen. Und falls dich irgendjemand bittet, Gegenstände auf nicht vorschriftsgemäße Weise zu entnehmen – oder selbst, wenn dir irgendetwas seltsam erscheint –, komm bitte sofort zu mir oder geh zu Lee Rust. In Ordnung?«
    »Okay«, sagte ich. Eigentlich erschien mir all das bereits jetzt seltsam, aber ich dachte mir, dass es wohl nicht das war, was er meinte.
    »Danke, Elizabeth.« Und damit wandte er sich zum Gehen. Das Gespräch war für ihn offenbar beendet.
    »Einen Moment bitte noch, Mr.Mauskopf. Kann ich Sie etwas fragen?«
    »Sicher. Wie das Sprichwort der Akan sagt: Stelle stets Fragen.«
    »Wieso zitieren Sie und die Bibliothekare eigentlich immer Sprichwörter der Akan?«
    »Oh, das. Das ist eine Art Insider-Scherz. Einer der Pagen zu meiner Zeit war ein Nachfahre der Akan. Das war übrigens der Onkel deines Freundes Marc Merritt. Ständig brachte er diese Sprichwörter an, und wir anderen übernahmen diese Angewohnheit. Ich war immer der Meinung, dass diese Sprichwörter sehr schön zu Grimms Märchen passen. War das deine Frage?«
    »Nein, aber sie hängt damit zusammen, zumindest mit Grimms Märchen. Was ist das Grimm-Sammelsurium? Hat es irgendwas mit Grimms Märchen zu tun?«
    »Das Grimm-Sammelsurium! Hat dir einer der Bibliothekare davon erzählt?«
    »Ich hörte einen der Pagen mit Ms.Callender darüber sprechen, und dann haben sich alle so komisch benommen, als ich nachgefragt habe.«
    »Ach so. Nun, das lasse ich wohl besser Dr.Rust erklären. Und keine Sorge: Wenn du deine Sache im Archiv gut machst, wirst du alles früh genug erfahren. Ich habe volles Vertrauen … Greif, halt! Greif! Es tut mir leid, ich … muss hinterher …« Und mit diesen Worten pflügte Mr.Mauskopf schon durch den Schnee, dem großen Hund hinterher, der anscheinend etwas Dringliches und Wichtiges zu erledigen hatte.
    Am darauffolgenden Dienstag wollte ich so schnell wie möglich die Schule verlassen, weil ich noch vor meiner Arbeit ins Archiv wollte, um Dr.Rust zu treffen. Aber auf dem Weg kam ich an der Sporthalle vorbei und blieb stehen, um dem Basketball-Team beim Training zuzusehen. Der Trainer ließ Marc mit drei anderen Jungs Abwehrstellungen üben.
    Marc sah aus, als hätte er Flügel an seinen Füßen, so leicht bewegte er sich und so lange schien er in der Luft zu bleiben. Er lächelte mich sogar mitten in der Luft an, ehe er sich umdrehte und Jamal Carter den Ball unter der Nase wegschnappte. Ich lächelte zurück, doch sein Blick war bereits weitergewandert.
     
    Als ich nach draußen kam, schneite es heftig, die Flocken krochen mir in den Kragen, wo der oberste Knopf noch immer fehlte. Ich musste den neuen Knopf wirklich annähen, aber ich konnte nicht besonders gut nähen. Ich zog den Kopf ein, bewegte ihn so wenig wie möglich, um meinen Nacken nicht freizulegen, und eilte zur Bibliothek. Mit der Schulter stemmte ich die schwere Tür auf und sah durch meine beschlagene Brille, dass Anjali wieder an der Ausleihstelle saß. Sie winkte mich nach oben.
    Marc stand an der Stechuhr und stempelte sich vor mir ein.
    Ich wartete, dann steckte auch ich meine Karte hinein. »Hallo, Marc. Habe ich dich nicht gerade noch in der Sporthalle

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