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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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Test?«
    »Für besondere Leihrechte.«
    »Meinen Sie etwa für das Grimm-Sammelsurium?«
    Er nickte. »Stan hat dich gebeten, mir die Tänzer zu bringen, um sicherzustellen, dass du verantwortungsvoll genug bist, dass man dir Gegenstände dieser Sammlung auch außerhalb des Repositoriums anvertrauen kann. Und die Antwort lautet eindeutig: Ja.«
    »Meinen Sie das ernst? Ich kann mir jetzt Gegenstände ausleihen?
Magische
Gegenstände?«
    »Ja. Sobald du dich dazu bereit fühlst.«
    »Kann ich alles mitnehmen, was ich möchte? Selbst so etwas wie, was weiß ich, einen Flaschengeist?«
    Er grinste. »Ich würde nicht sofort mit den Flaschengeistern anfangen. Die Gegenstände aus dem Grimm-Sammelsurium können ziemlich hinterhältig sein. Am besten fängst du mit etwas Kleinem an.«
    »In Ordnung. Danke sehr!« Das war so aufregend!
    »Unterdessen«, sagte der Doc, »haben wir aufgrund der neuesten Diebstähle und des Vogels die Kodes und die Verfahrensweise für die Tür geändert. Bibliothekare haben Generalschlüssel, aber ihr Pagen müsst ab sofort zwei Schlüssel benutzen, um hereinzukommen, den eigenen und dazu noch einen anderen, wie zum Beispiel von Anjali, Aaron oder Marc. Und dazu natürlich das Schlüssellied. Ihr müsst zu zweit nach unten gehen, so könnt ihr einander im Auge behalten. Leihe niemals irgendjemandem deinen Schlüssel, und gib Bescheid, wenn jemand sich deinen leihen will.«
    »Mach ich. Ich würde alles tun, um das Sammelsurium zu schützen«, sagte ich und meinte es auch so.
    Ich hoffte nur, dass ich mich auch selbst würde beschützen können.

[home]
    Kapitel 12
    Ein unsichtbarer Sessel
    I ch war sehr aufgeregt, als mich Ms.Callender am nächsten Tag zusammen mit Aaron zum Arbeiten ins Grimm-Sammelsurium schickte.
    »Was sollen wir machen?«, fragte ich sie. »Bestellzettel bearbeiten?«
    »Ja, wenn welche reinkommen. Hauptsächlich geht es mir darum, jemanden unten zu haben, der die Dinge im Auge behält. Bis wir den Dieb geschnappt haben, können wir es zumindest schwerer für ihn machen, indem wir das Sammelsurium bewachen.«
    Aaron stand an der Tür, als ich eintraf. Im hellen Neonlampenlicht sah er anders aus als sonst. Mir fiel auf, dass ich ihn bis jetzt nur im Halbdunkel von Magazin 2 gesehen hatte. Er sah erstaunlich normal aus, ohne die ganzen harten Schatten im Gesicht. Ich musste mir eingestehen, dass er sogar ziemlich gut aussah. Er hatte schön hervorgehobene Gesichtszüge, die aussahen wie gemeißelt – wie ein Märchenprinz. Hohe Wangenknochen, eine einzelne schwarze Locke, die sich anmutig über einer hohen Stirn kringelte, und ein Grübchen im Kinn. »Da bist du ja«, sagte er. »Wo warst du? Ich komme ohne zweiten Schlüssel nicht hinein.«
    »Tut mir leid, dass du auf mich warten musstest.« Ich drückte meine Vielzweckklemme gegen die Tür und sang so leise ich konnte. Ich wollte keine sarkastischen Kommentare wegen meiner Singstimme hören.
    »Lauter«, sagte Aaron. »So hört man dich am anderen Ende des Hauses nie.«
    Dem Schloss war es egal, es öffnete sich klickend.
    »Genau das war der Plan«, sagte ich. »Ich habe versucht, Rücksicht auf die Ohren meiner Mitmenschen zu nehmen.«
    »Wieso? Das hat sich gar nicht so schlecht angehört, zumindest das, was ich gehört habe.«
    »Oh, wirklich? Danke.«
    Ich hielt Aaron die Tür auf und folgte ihm ins Grimm-Sammelsurium. Es gab zwei Sitzgelegenheiten bei der Rohrpoststation: einen Sessel, reich verziert mit Schnitzereien aus dunklem Holz, mit samtenem Sitz und Lehne, und ein gewöhnlicher grauer Metallklappstuhl. Ich zögerte. Der Sessel sah bequemer aus, aber er schien alt genug, um selbst Teil der Sammlung zu sein. Vielleicht sollte ich besser den Klappstuhl nehmen.
    Während ich noch die Möglichkeiten abwog, setzte sich Aaron in den Sessel.
    Ich klappte den Stuhl auf und setzte mich ebenfalls, dann zog ich meinen Pullover aus und legte ihn über die Lehne.
    Aaron nahm ein Buch heraus.
    »Was liest du?«, fragte ich.
    »H. G. Wells.
Der Krieg der Welten.
«
    »Taugt es was?«
    »Bis jetzt schon.« Er lehnte sich im Sessel zurück und streckte die Beine aus.
    Ich beobachtete ihn aufmerksam. »Du siehst zufrieden aus. Was ist das für ein Sessel? Gehört er zur Sammlung?«
    Aaron schaute von seinem Buch auf und grinste. »Selbstverständlich. Er steht hier drin, oder?«
    »Also ist er verzaubert? Was macht er?«
    »Er ist höchst bemerkenswert: Wenn ich ihn mit meinem Gewicht belaste, verhindert er auf magische

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