Die geheime Waffe
hat, unseren Wagen in eine Einfahrt zu lenken.«
»Das war sicher wieder einer der Kerle von da drüben.« Frau Leclerc machte eine Kopfbewegung in Richtung Flughafen.
»Das sind keine guten Leute«, setzte ihre Nachbarin hinzu.
»Früher war es hier besser, aber seit dieser Deutsche sich dort eingekauft hat …« Dann besann sie sich auf die Nationalität der Gäste und lächelte verlegen. »Nicht, dass Sie denken, ich hätte etwas gegen Deutsche. Ich will auch nichts gegen den neuen Besitzer der Villa sagen, sondern bin nur mit seinen Angestellten nicht einverstanden. Bei denen handelt es sich um Flamen und Niederländer, müssen Sie wissen, und die führen sich hier auf, als gehörte ihnen die ganze Gegend. Wenn einer nur ein Wort gegen sie sagt, durchstechen sie ihm die Reifen seines Autos oder verprügeln ihn.«
»Ich sage, das sind Kerle von der Vlaams Fuist!«, ergriff Frau Leclerc wieder das Wort. »Natürlich darf man das nicht offen sagen. Die Leute haben zwar einen hohen Zaun um das ganze Gelände gezogen, aber man kann trotzdem sehen, was sie dort machen. Die Kerle sind bewaffnet, und manchmal hört man sie schießen.«
Ihre Nachbarin hob warnend den Zeigefinger. »Gehen Sie diesen Leuten lieber aus dem Weg. Die haben einen unserer besten Ärzte von hier vertrieben, weil er dunkelhäutig war. Seine Eltern stammten aus dem Kongo, müssen Sie wissen.«
»Sie haben ihn und seine Familie bedroht, und deswegen musste er den Ort verlassen.« Frau Leclerc seufzte in Erinnerung an den von ihr hochgeschätzten Hausarzt.
»Diese Leute sind ganz schlimm. Sie haben sogar Panzer!«
»Nun ist aber gut! Du willst doch unsere Gäste nicht erschrecken, sonst reisen sie womöglich gleich wieder ab«, wies Frau Leclerc ihre Nachbarin zurecht.
»Keine Sorge, wir bleiben.« Während Torsten seine Gastgeberin zu beruhigen versuchte, lobte er seine Begleiterin im Stillen. Leutnant von Tarow war es gelungen, mit einer scheinbar harmlosen Frage die beiden Frauen dazu zu bringen, Einzelheiten zu berichten. Jetzt wirkten sie erschrocken und baten ihre Gäste, ja nichts weiterzuerzählen.
»Keine Sorge, wir verraten schon nichts«, versprach Torsten
und schüttelte dann in vermeintlichem Erstaunen den Kopf. »Warum tun denn die hiesigen Behörden nichts gegen diese Leute?«
»Die haben entweder Angst oder sind bereits von dem Gesindel unterwandert. Wenn heute eine Gruppe junger Burschen die Straße hochkommt und in meinem Haus alles kurz und klein schlägt, rührt kein Gendarm den Finger.« Frau Leclerc klang bedrückt.
Daher wechselte Torsten schnell das Thema. »Das Käsesoufflé und die Fritten waren ausgezeichnet. Ich habe schon lange nicht mehr so gut gegessen.«
Die Pensionswirtin und ihre Freundin sahen ihn mit leuchtenden Augen an. »Wirklich?«, fragte die Nachbarin.
Torsten nickte lächelnd. Um seine Worte zu unterstreichen, bohrte er seine Gabel in mehrere Fritten, tauchte diese in die Sauce und führte sie zum Mund.
»Mir hat es auch ganz wunderbar geschmeckt«, stimmte Henriette ihm zu.
Die beiden älteren Frauen sahen sich glücklich an. »Das freut mich«, erklärte die Pensionswirtin. »Aber Sie waren auch ganz hervorragende Gäste. Das muss auch gesagt werden. «
»Herzlichen Dank!« Henriette lächelte freundlich, während sie überlegte, wie sie das Essen abschließen könnte, um mit Torsten in Ruhe über all das reden zu können, was sie hier erfahren hatten. Sie hatte die Rechnung jedoch ohne ihre belgische Pensionswirtin gemacht.
»So, jetzt trinken wir noch eine Tasse Kaffee und essen Konfekt. Kennen Sie belgische Pralinen?«
»Ja«, sagte Torsten. »Die Dinger schmecken gut, aber man sollte hinterher jede Waage meiden.«
Frau Leclerc nickte lächelnd. »Nun, eine oder zwei werden Sie doch essen können!«
»Wir werden morgen eben ein wenig länger joggen.« Henriette
freute sich auf den Kaffee und die Nachspeise, denn es erinnerte sie an zu Hause. Da sorgte ihre Mutter auch immer mit Kaffee und Konfekt dafür, dass die Gäste nicht gleich nach dem Essen vom Tisch aufsprangen. Als sie die erste Praline im Mund zergehen ließ, erschien es ihr skurril, dass weniger als einen halben Kilometer von dieser friedlichen Idylle entfernt Männer leben sollten, die über Leichen gingen.
ZEHN
W ährend Henriette und Torsten in Frau Leclercs Pension Kaffee tranken und sich Pralinen schmecken ließen, bereitete Geerd Sedersen den Tod des Wirtschaftsführers van Houdebrinck vor. Am liebsten hätte er
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