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Die geheime Waffe

Die geheime Waffe

Titel: Die geheime Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marni
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später wurde ich geboren.«

    »Und wie stehen Sie zu Ihren Brüdern?«, wollte Torsten wissen.
    »Sie meinen wohl eher, wie die zu mir stehen. Als ich ein Kind war, haben sie mich wie eine Puppe behandelt, die zufällig gehen und sprechen kann, und dabei jeden verprügelt, der mir etwas antun wollte. Inzwischen haben sie erkannt, dass ich ein Mensch mit einem eigenen Willen und eigenen Vorstellungen bin.«
    Obwohl Henriette ihre Geschichte emotionslos erzählt hatte, begriff Torsten, dass ihr Leben nicht leicht gewesen war. Er kannte ihre Brüder. Um sich gegen die beiden durchzusetzen, brauchte es Kraft. Doch als er Henriette ansah, spürte er den Willen, der dieses Persönchen beseelte. Sie würde niemals aufgeben, und das war eine gute Voraussetzung für ihren Job.
    Allerdings mussten sie darauf hoffen, dass der junge Flame, den Dunker Jef genannt hatte, ihnen helfen würde. Sonst war Henriettes Weg bereits zu Ende, bevor er überhaupt richtig begonnen hatte.

SIEBZEHN
    D as Klingeln des Haustelefons riss Jef aus den Gedanken. Er schnappte nach dem Hörer. »Hier van der Bovenkant. «
    »He Jef, bring acht Bier und einen Cognac herauf!«
    Bei diesen herrischen Worten ballte der junge Flame in hilfloser Wut die Rechte. In den letzten Stunden hatte er sich überlegt, wie er Sedersen und dessen Bande in die Suppe spucken könnte. Doch seine Möglichkeiten waren einfach zu gering. Zusammen mit Eegendonks Niederländern verfügte der Deutsche über fast zweihundert Mann, von denen etliche gezeigt hatten, dass es ihnen weniger ausmachte, einen Menschen zu töten als ein Huhn.

    Während Jef die Getränke einschenkte, wünschte er sich, Gift zu haben, das er hineinmischen konnte. Aber er hatte rein gar nichts, nur seine Wut auf diese Leute und eine fürchterliche Angst.
    Trotzdem goss er in eines der Gläser Kriek, von dem er wusste, dass keiner der Deutschen es mochte. Auch die Niederländer lehnten die meisten belgischen Biersorten ab und forderten von ihm Biere aus ihrer Heimat. Doch damit konnte er ebenso wenig dienen wie mit Chips, Erdnüssen und ähnlichen Knabbereien. Er durfte das Gelände nicht verlassen, um im Ort einzukaufen, und Dunkers und Eegendonks Leute waren zu faul dazu. Sie ließen sich die Getränke und das fertige Essen lieber von Chens chinesischem Restaurant und anderen Lokalen bringen.
    »Vielleicht schaffe ich es, Chen eine Warnung zukommen zu lassen«, sagte sich Jef. Einen Bleistiftstummel hatte er in einer der Schubladen in der Küche gefunden. Er brauchte jetzt nur noch einen Fetzen Papier. Es konnte auch die Rückseite eines Bieretiketts sein, dachte er, legte eine Flasche ins Spülbecken und ließ Wasser ein. Dann nahm er das Tablett mit den Gläsern und stieg die Treppe zu Rechmanns Zimmer hinauf.
    Auf sein Klopfen machte ihm einer von Dunkers Schlägertypen auf. Der Mann sah das Glas mit dem roten Kriek und nahm rasch ein anderes für sich. Auch Dunker, Maart und einige andere mieden das Kriek, bis dieses allein auf dem Tablett stand.
    Sedersen roch bereits an seinem Cognac, als auch Rechmann zugriff und ohne hinzusehen einen tiefen Zug nahm. Zuerst schien er nicht einmal zu merken, was er trank, dann aber sah er die rote Flüssigkeit in dem Glas und fuhr auf. »Verdammter Idiot! Ich habe dir hundertmal gesagt, dass du deine belgische Brühe selber saufen kannst!«
    Jef stellte sich dumm. »Ich muss nehmen, was da ist.«
    Rechmann sah noch einmal das Glas an und schüttete ihm den Inhalt ins Gesicht. »So, und jetzt bringst du mir ein richtiges
Bier, verstanden? Sonst prügle ich dich die Treppe hinunter, bis du keinen gesunden Knochen mehr im Leib hast.«
    Da Jef dem Mann zutraute, seine Drohung wahrzumachen, sauste er davon. Das Lachen der anderen begleitete ihn, bis er wieder in der Küche war. Dort wischte er sich mit einem Lappen das Gesicht trocken und sah dann an sich hinab. Auf seinem weißen T-Shirt, das mit einem Ausspruch Zwengels bedruckt war, zeichneten sich rote Flecken ab, die ihn fatal an Blut erinnerten.
    Seine Hände zitterten, als er eine Biersorte aus dem Kühlschrank zog, die Rechmann mochte. Auch Jef hatte das gerne getrunken – bis jetzt.
    Das Klingeln des Telefons riss ihn aus seinen Gedanken. »Ja, was ist?«
    »Bring noch mal fünf Bier, aber diesmal richtiges, sonst setzt es was. Ach ja, Herr Sedersen will noch einen Cognac.« Es war Dunker, der sich in Jefs Augen seit seiner Ankunft von einem schmutzigen Ferkel zu einem ausgemachten Schwein entwickelt

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