Die geheime Waffe
waren.
»Sie hören mir ja gar nicht zu, Herr Sedersen«, beschwerte sich der Flame, dessen Phantasie sich inzwischen zu einem
großflämischen Reich einschließlich des Südens der Niederlande verstiegen hatte.
Sedersen hob den Kopf und blickte Zwengel lächelnd an. »Ich höre Ihnen sehr genau zu! Allerdings bin ich ein Mann, der einen Schritt nach dem anderen macht. In meinen Augen ist es nicht gut, zu viel auf einmal zu wollen.«
»Wenn wir zu zaghaft vorgehen, vergeben wir unsere Chancen. Nur wenn wir rasch und fest zugreifen, haben wir auch Erfolg!«
Der Flame machte keinen Hehl daraus, dass er Sedersen für einen Zauderer hielt. Sich selbst sah er bereits als Staatschef eines starken Flanderns, das, wenn es sich des wallonischen Ballasts entledigt hatte, endlich eine gewichtige Stellung in der europäischen Politik einnehmen würde. Für ihn war Sedersen nur ein Juniorpartner, der ihm half, seinen Einfluss in der flämischen Wirtschaft auszubauen, und ihm überdies Waffen für seine Geheimarmee verschaffte, die er als Kern des neu zu bildenden flämischen Heeres ansah. Dieser Waffen wegen hatte er die Fahrt nach Köln unternommen.
»Wie sieht es mit der nächsten Lieferung aus? Nachdem Rechmann uns letztens einen Haufen Söldner aus den Reihen seiner deutschen Gesinnungsfreunde verschafft hat, brauchen wir neue Gewehre und genügend Munition. Auch wären Waffen wie Granatwerfer, Panzer- und Flugabwehrraketen nicht schlecht. Noch sind wir den Wallonen unterlegen, denn die stellen den größten Teil des belgischen Heeres.«
Sedersen spottete innerlich über den Mann, der nicht begriff, dass gerade der wirtschaftliche Aufschwung Flanderns dazu geführt hatte, dass kaum noch junge Flamen in die Armee eintraten. Es gab genug Möglichkeiten, mehr Geld zu verdienen als den Sold, den der belgische Staat noch zu zahlen in der Lage war. Für viele Männer aus den von Arbeitslosigkeit heimgesuchten Gegenden der Wallonie aber war der Dienst an der Waffe oft die einzige Möglichkeit, überhaupt ein Einkommen
zu beziehen. Gerade aus diesem Grund war es notwendig, eine funktionierende flämische Armee aufzubauen.
»Die nächste Lieferung wird bald kommen«, erklärte Sedersen und warf einen kurzen Seitenblick auf Rechmann. »Wie weit sind die Vorbereitungen gediehen?«
»Es soll noch in dieser Woche losgehen. Allerdings werden wir die Sachen nicht so leicht umleiten können wie beim letzten Mal. Ich habe läuten hören, dass die jetzigen Besitzer die Ladung selbst lückenlos bewachen wollen. Also werden wir ein gutes Dutzend Leute brauchen. Die sollten allerdings gut Deutsch sprechen, damit ich mich mit ihnen verständigen kann.«
»Das ist kein Problem. Ich habe genug Männer in meinen Reihen, die Deutsch können«, erklärte Zwengel.
»Das erste Etappenziel der Ladung ist Antwerpen, aber wir werden sie vorher kassieren müssen. Dazu benötigen wir unter anderem ein paar Männer, die fließend Französisch sprechen können. Haben Sie auch solche in Ihrer Mannschaft?« Rechmann lehnte sich grinsend zurück.
Der Flame wirkte zunächst verwirrt, begriff dann aber, was der andere wollte, und rieb sich feixend die Hände. »Sie wollen die Sache den Wallonen in die Schuhe schieben. Das wäre ein Spaß!«
»Also sind wir uns einig. Wenn der Chef nichts dagegen hat, wird Karl den Zug begleiten und überwachen. Wir schlagen, wenn es möglich ist, mitten in Belgien zu, nämlich dort, wo es uns und unseren flämischen Verbündeten optimal in die Hände spielt. Wie sieht es mit Sprengstoff aus? Ich bräuchte einige Kilo.«
»Wollen Sie den Zug in die Luft sprengen?«, fragte Sedersen verblüfft.
Rechmann nickte lächelnd. »Sie haben es erfasst. Da es sich diesmal nicht auf die heimliche Art machen lässt, müssen wir auf andere Weise vorgehen. Das dürfte Ihnen doch recht sein. Oder gibt es Einwände?«
»Tun Sie, was notwendig ist. Hauptsache, wir kommen an den Inhalt der Container. Inzwischen werde ich alles für unsere Umsiedlung nach Flandern vorbereiten. Ich will vor Ort sein, um meine Beziehungen weiter auszubauen und rasch handeln zu können.« … außerdem muss ich mit dem Supergewehr aus Deutschland verschwinden, bevor irgendjemand Verdacht schöpft, setzte Sedersen in Gedanken hinzu. Die bisherigen Morde hatten die Behörden mittlerweile aufgescheucht.
ELF
S edersen und seine Vertrauten machten sich sofort daran, ihre Pläne in die Tat umzusetzen. Während Rechmann nach Flandern fuhr, um die nötigen
Weitere Kostenlose Bücher