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Die geheime Waffe

Die geheime Waffe

Titel: Die geheime Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marni
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hielt jede Tempoverschärfung mit.
    Wider Erwarten nötigte Henriette Torsten Respekt ab. Die kleine Halbphilippinin war zäh und ausdauernd. Trotzdem nahm er an, dass sie diesen Geländelauf nicht mehr lange würde durchstehen können. Selbst ihm wurden bereits die Beine schwer, und er ertappte sich dabei, dass er hastiger atmete. Schließlich wurde er langsamer und gab damit auch Henriette die Möglichkeit, sich etwas zu erholen.
    »Joggen in der freien Natur hat schon was für sich«, rief sie, um zu beweisen, dass sie noch lange nicht am Ende war.
    Torsten musste ein paarmal durchatmen, bevor er antworten konnte. »Deshalb laufe ich mindestens dreimal die Woche diese Strecke, und zwar bei jedem Wetter. Im Winter ziehe ich Laufschuhe mit Spikes an.«
    »So ein Paar werde ich mir auch besorgen. Zu zweit macht so ein Lauf viel mehr Spaß als allein!«
    »Wenn ich allein bin, kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen. Das kann in unserem Job durchaus von Vorteil sein.«
    »Ich werde Sie schon nicht mit irgendwelchem Geschwätz stören. Sie geben einfach das Tempo vor, und ich trabe hinter Ihnen her.« Henriette gelang es sogar zu lachen, als sie Renks verdatterten Gesichtsausdruck sah.
    Sie hatte den Eindruck, als kratze sie an seinem männlichen Selbstgefühl, und das machte ihr zunehmend Spaß. Langsam begann sie sich mit dem Schicksal auszusöhnen, ausgerechnet ihn als Vorgesetzten erhalten zu haben. Immerhin konnte sie ihrem Vater Neues über Renk berichten. Den General würde sicher interessieren zu hören, dass der Oberleutnant in Afghanistan einen Kameraden aus einem brennenden Spähwagen herausgeholt hatte. Außerdem konnte sie ihm von ihrem ersten Schießtraining berichten.
    Ihre Gedanken kamen wieder auf den Vorfall in Afghanistan zurück. »Darf ich etwas fragen?«

    Torsten wandte sich im Laufen halb um. »Schießen Sie los!«
    »Ich dachte eben an Hans Borchart. Weshalb muss jemand mit solchen körperlichen Schäden wie er noch in der Kaserne Dienst tun? Er hat doch Anspruch auf eine Rente und könnte es sich zu Hause gemütlich machen.«
    »Wollen Sie einen jungen Mann von gerade mal vierundzwanzig Jahren, der, wie Sie sagen, körperliche Schäden davongetragen hat, nach Hause schicken, damit er seine Unzufriedenheit an seiner Frau auslässt? Da ist es tausendmal besser, ihm eine Arbeit zu geben, für die er geeignet ist und bei der er das Gefühl hat, gebraucht zu werden. Hier in der Kaserne kommt er mit Kameraden zusammen, und für die Neuen ist er sogar so etwas wie ein Held. Auf diese Weise geht Hans ausgeglichen nach Hause und freut sich auf seine Frau und das Kind, das bald zur Welt kommen wird.«
    Zuletzt hatte Renk sich ein wenig in Rage geredet. Henriette schluckte. »Sie haben recht! Der Mann ist durch den Verlust seiner Gliedmaßen gestraft genug. Ihm jetzt auch noch einen seelischen Schaden zuzufügen wäre grausam.«
    »Erstens das, und zum Zweiten ist mir Hans an der Waffenausgabe tausendmal lieber als irgendein uninteressierter Freak, der nur seine Dienstzeit auf möglichst bequeme Weise hinter sich bringen will, oder jemand wie Mentz, der sich für bedeutender zu halten scheint als der Verteidigungsminister.«
    »Da haben Sie ebenfalls recht, Herr Oberleutnant. Aber sollten wir jetzt nicht ein bisschen Gas geben? Wir sind ein wenig langsam geworden.«
    Torsten knurrte kurz, beschleunigte dann aber in einer Weise, dass Henriette ein Stück hinter ihm zurückblieb. Doch mit der Verbissenheit, die sie sich in den bisherigen zweiundzwanzig Jahren ihres Lebens angeeignet hatte, holte sie wieder auf, und sie erreichten die Kaserne fast gleichzeitig. Kurz nach dem Eingang trennten sie sich. Henriette zitterten die Knie, und sie wusste, dass sie am nächsten Tag einen fürchterlichen
Muskelkater haben würde. Doch die Tatsache, dass es Renk kaum besser gehen würde als ihr, söhnte sie mit ihrer momentanen Schwäche aus.

ZEHN
    G eerd Sedersen blickte zufrieden in die Runde. An diesem Ort ging es zwar nicht so feudal zu wie im Turmzimmer der alten Villa, doch die hier versammelten Männer waren für seine weitere Zukunft wichtiger als der Verein der Tattergreise, den er nun hinter sich gelassen hatte. Direkt neben ihm saß Igor Rechmann wie ein großer Bär mit einem viel zu freundlichen, säuglingshaft wirkenden Gesicht. Der Nächste war Caj Kaffenberger, der den trauernden Witwer mimte, insgeheim aber die Millionen zählte, die ihm jener Meisterschuss erspart hatte.
    Wichtiger als

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