Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross

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letzte sein, aber dann lächelte der eine den anderen ein bisschen zu lange an, man hielt sich fest, sah sich tief in die Augen, bis man sich wieder küsste, und dann noch einmal und schließlich noch ein allerletztes Mal.

    Stan legte die Arme um Simas Taille. Er drückte sich enger an sie als sonst. Sie trat zurück, verunsichert von so viel Intimität. Einerseits wollte sie ihn nahe bei sich haben und dachte ständig an ihn, doch wenn sie tatsächlich mit ihm zusammen war, machte er ihr auch Angst. Es war alles so schnell gegangen: der Sommer, Stan, ihre Küsse im Gang. Manchmal konnte sie es immer noch nicht ganz fassen: ein älterer Freund mit eigener Wohnung - wie im Film, wie etwas, wovon sie nie im Traum gedacht hätte, dass es ihr gehören könnte.
    Doch, dachte sie, als sie die Arme um seinen Hals legte, so war es.
    Stan trat nach vorn, hielt sie gleichzeitig fest und schob sie voran, bis sie mit dem Rücken an der Wand des Gangs stand. »Jetzt hab ich dich«, flüsterte er dicht an ihrem Ohr. Sie lachte ein bisschen zu laut, als er die Hand auf ihr Schlüsselbein legte und langsam darüber strich. Er ließ die Finger über ihr Brustbein gleiten, hob den Nackenträger ihres Badeanzugs an, steckte die Hand hinein und ließ sie an ihrem Körper entlang nach unten gleiten.
    Sima stand auf den glitschigen Kacheln und war sich sehr wohl bewusst, wie linkisch seine Hände an ihr zerrten, wie stockend sein Atem ging. Sie legte die Arme um seinen Rücken, und während ihre Nägel über seine nackte Haut strichen, wollte sie ihm sagen, dass sie gehen müsse, dass sich die Mädchen inzwischen umgezogen hätten und schon warten würden. »Stan«, begann sie leise, doch als sie ihn so nahe bei sich sah - mit geschlossenen Augen, offenem Mund und solcher Begierde im Ausdruck -, beugte sie sich vor und küsste ihn.
    Das ist also Liebe, dachte sie, als sie ihren Körper an ihn presste, so fühlt sich das also an.

    »Da wären wir«, sagte Stan und hielt die Tür seines Apartments auf. »Trautes Heim, Glück allein.«
    Sima lachte nervös. Stan hatte sie praktisch gleich nach ihrem ersten Kuss eingeladen, die Nacht bei ihm zu verbringen. Es war ein stehender Scherz zwischen ihnen geworden: Stan fragte, Sima lehnte ab. Sie wusste nicht genau, warum sie beim letzten Mal Ja gesagt hatte - nur um der Abwechslung willen vielleicht, bloß um ihn zu verblüffen. Es hatte funktioniert: Er nahm ihre Hand und drückte sie fest. »Freitagabend also«, bestätigte er, als sie sich umdrehte, um mit den Mädchen wegzugehen, »jetzt gibt’s kein Zurück mehr.«
    Sima nickte und spürte noch immer seine Hand auf ihrem Gelenk, während sie die Treppe zum Umkleideraum hinaufeilte und die Mädchen ins Tagescamp zurückbrachte.
    Kein Zurück mehr, dachte sie, als er beiseitetrat, um sie eintreten zu lassen, kein Zurück mehr. Sie hatte ihre Mutter angelogen, ihr gesagt, sie würde bei Connie übernachten. Ihre Mutter hörte wie immer nicht richtig hin und stellte keine Fragen. »Sima ist so ein braves Kind«, hatte sie sie einmal zu einer Nachbarin sagen hören, »sie stellt nie was an, also muss ich mir keine Sorgen machen.«
    Stans Apartment war klein, aber sauber: ein Bücherregal in einer Ecke des Wohnzimmers, ein Radio auf einem kleinen Schreibtisch in einer anderen, dazwischen eine braune Tweedcouch mit zwei Holzstühlen. Er teilte es sich mit einem Mitbewohner, der im Moment nicht zu Hause war. »Nicht in der Stadt«, erklärte Stan vage, »übers Wochenende.«
    Sima nickte, obwohl sie wusste, dass er log: Als wenn sie beide jemanden kennen würden, der übers Wochenende wegfuhr, als ob junge Leute so etwas machten.
    Die Ausrede störte sie nicht, sondern verstärkte das aufregende Gefühl nur noch: das Junggesellen-Apartment und der
Mitbewohner, der nicht da war, selbst die prosaischsten Gegenstände - zwei aufgestickte Clowns auf einem Sofakissen, ein Billardstock, der an der Küchentür lehnte - alles Beweise des aufregenden Lebens von jemandem, der nicht bei seiner Familie wohnte, unabhängig war.
    Als er sie auf die Couch legte, zitterte Sima am ganzen Körper. Sie hatte sich von Connie einen BH geliehen, den Stan mit einer Hand öffnete, während die andere nach ihrem Fuß griff, ihn hochzog und um seinen Rücken legte. Als er ihre Bluse aufknöpfte, dachte sie an ihre Mutter, stellte sich vor, wie sie die Wahrheit herausfand, sie mit Stan erwischte. Sima legte die Arme über die Brüste, wollte sich verbergen, aber Stan