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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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Danach koche ich uns Abendessen, das verspreche ich.«

    Er zögerte.
    »Es dauert doch bloß einen Moment. Bitte?«
    Mit überkreuzten Armen zog er sein Hemd über den Kopf. Sein Bauch hing halbmondförmig über den Gürtel, seine schlaffe Brust hing in Richtung Bauch. Sima trat hinter ihn, legte ihm das Korsett um den Bauch und zurrte es im Rücken fest.
    »Siehst du? Es passt mir nicht«, sagte Lev.
    »Es muss straff sitzen. Halt still, ich hol eine Sicherheitsnadel.« Sie ging schnell - fast ein wenig hüpfend - zur Nähmaschine, kramte in der Schublade und eilte dann wieder zurück, um in beide Seiten des Korsetts eine große Nadel zu stecken.
    Das Metall fühlte sich kalt auf seiner Haut an. »Das ist schrecklich, Sima.«
    »Findest du? Ich finde, es sieht hübsch aus an dir. Dreh dich rum.«
    Langsam drehte sich Lev herum. Das Fleisch an seiner Brust quoll über den Rand des Korsetts.
    »Okay. Wie fühlt es sich an?«
    »Der Draht schneidet in meine Haut ein.«
    »Hör auf zu jammern. Sieh dich im Spiegel an - siehst du, wie es dich formt?«
    Lev ging zur Umkleide und zog den schweren Vorhang beiseite. Sima stand hinter ihm und sah, wie ihn die Blässe seines Körpers erstaunte: so viele bleiche Falten, so viel entblößtes Fleisch. Lev wischte sich eine dünne Strähne grauen Haars aus dem Gesicht und hob die Hand, um das restliche Haar auf seinem Kopf zu glätten, doch als er auf das entblößte Fleisch unter seinen Achseln sah - eine tiefe Höhle mit grauen Schatten -, senkte er den Arm schnell wieder und zupfte an dem Korsett.
    Ein Schweißfleck erschien auf dem Stoff. »Ich krieg’s nicht auf, Sima. Hilf mir.«

    Sima öffnete die Sicherheitsnadeln. Als sie das Korsett von ihm abnahm, zeigten sich rote Striemen auf seinem Körper.
    Lev wandte sich vom Spiegel ab. »Also gut, können wir jetzt zu Abend essen?«
    »Natürlich. Aber vorher müssen wir noch den Rest im Karton durchsehen.«
    »Sima, bist du verrückt?«
    »Es ist doch bloß ein kleines Päckchen, Lev.« Sie zog einen gelben Kimono heraus. »Hier, zieh den an. Das geht leichter.«
    Lev winkte ab. »Sima, ich spiel doch nicht Verkleiden! Es reicht!«
    »Aber wir haben doch gerade erst angefangen.«
    »Ich hab gesagt, es reicht. Wenn Timna deine Kleiderpuppe sein soll, na schön. Aber ich geb mich nicht dafür her.«
    »Das hat nichts mit Puppen zu tun«, antwortete sie und dachte, wie wenig er wusste, wie wenig Kontrolle sie über Timna hatte. »Hier geht’s ums Geschäft.« Sie blickte auf den Kimono hinab. »Du würdest sicher schrecklich darin aussehen.«
    Lev griff nach seinem Unterhemd und zog es über. »Vielen Dank.«
    »Sei doch nicht eingeschnappt - jeder sieht in Gelb schrecklich aus. Ich hab keine Ahnung, warum Timna diese Farbe ausgesucht hat.«
    »Nun, du kannst sie ja morgen fragen«, erwiderte Lev und ging zur Treppe. »Ich besorg mir jetzt was zu essen, egal, ob du mitisst oder nicht.«
    »Eher nicht.«
    »Gut. Dann eben nicht.«
    Sima beobachtete, wie er sich abwandte. »Vielen herzlichen Dank«, fügte sie hinzu, weil sie ihn plötzlich aufhalten wollte, »ich bitte dich um einen einfachen Gefallen, aber wie immer …«
    Lev blieb stehen und schloss die Hand fester ums Geländer.
»Wie immer enttäusche ich dich? Es tut mir leid, wenn das der Fall ist, Sima, aber ich finde, diesmal hast du zu viel verlangt.«
    »Du vertraust mir nicht.«
    Lev drehte sich um. »Wovon redest du da?«
    »Du solltest nach all der Zeit, die wir zusammen sind, einfach wissen, dass ich, wenn ich dich um etwas bitte, einen bestimmten Grund dafür habe. Aber stattdessen misstraust du mir.«
    »Sima, wie kannst du sagen, dass ich dir misstraue?« Er ging auf sie zu. »Ich habe dir mein Leben anvertraut.«
    »Ein tolles Leben«, erwiderte Sima, so laut flüsternd, dass er sie hören konnte.
    »Was?«
    »Ein beschissenes Leben.« Sie wusste, dass sie das nicht sagen sollte, aber wieder einmal hatte sie das Gefühl, sich nicht zurückhalten zu können.
    »Wovon redest du?«
    Seine Stimme klang flehentlich, verzweifelt. Das ließ sie hart werden. »Ich spreche von dir. Ich spreche davon, dass nach über vierzig Jahren in dieser Schule kein Schüler Kontakt mit dir hält, kein einziger Kollege anruft. Die ganze Zeit, die wir verheiratet sind, hängt alles an mir. Ich muss für dein Essen, deine Kleider und auch noch für die Unterhaltung sorgen.«
    »Du willst Unterhaltung? Ist es das, was du willst?« Lev ging schnell zu der offenen Schachtel hinüber,

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