Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
Vom Netzwerk:
geworden. Sie drehte sich um und sah, wie sich die Blondine beim Gehen leicht an ihn lehnte, und drückte die Fingernägel in die Handfläche, bis es schmerzte - genau, was du verdienst, sagte sie sich, alles, was du verdienst.

27
    N och während sie durch die Tür in die Bar trat, dachte Sima, das geht zu weit, das sollte ich nicht tun. Es war, als beobachtete sie sich durch die Finger ihrer vorgehaltenen Hand und fühlte sich beschämt, war aber nicht fähig, den Blick abzuwenden.
    Sie war Timna von der U-Bahn aus gefolgt. Erneut stiegen sie am Union Square aus, gingen dieselben Straßen entlang, und Sima war schon beunruhigt, dass es wieder genauso enden würde - Timna verschwand in dem Mietshaus, und wie viel Secondhand-Klamotten würde sie, Sima, noch kaufen, bevor sie es aufgab, Timna nachzulaufen? Aber stattdessen trat Timna in eine Bar, und Sima erkannte an der Art, wie sie die Tür aufmachte und den Mund bereits zu einem Hallo geöffnet hatte, dass sie schon einmal dort gewesen war.
    Sima zögerte, aber nur einen Moment. Sie trug den grünen Mantel und hatte sich den Schal mit dem Rosenmuster wie ein Tuch übers Haar gebunden. Timna würde sie nicht erkennen oder zumindest nicht sofort. Sie zählte bis fünf und schlüpfte dann hinein.
    In der Bar war es voll, dunkel und laut. Sima drückte sich an die hintere Wand und atmete tief ein, während sie den Raum inspizierte. In der Mitte bewegten sich zwei magersüchtige Frauen träge hinter einer langen Bar und schienen die Menge junger Leute nicht wahrzunehmen, die mit Geldscheinen winkten und angestrengt lächelten, während sie sich an die Holztheke drückten und verzweifelt darauf warteten, bedient zu werden. Sima hielt nach Timna Ausschau, konnte sie aber nirgendwo
entdecken. So viele sahen fast genauso aus wie sie - die gleichen Kleider, die gleiche Haltung -, aber keine besaß ihre Schönheit, fand Sima.
    Sie zwang sich, von der Wand wegzugehen, und beobachtete, wie eine junge Frau mit gepierctem Bauchnabel, der unter einem gestreiften schulterfreien Top zum Vorschein kam, von ihrem Hocker glitt und in den hinteren Teil der Bar ging. Sima folgte ihr durch einen schmalen Gang, der in einen zweiten Raum führte, gerade groß genug für einen Poolbillard-Tisch und einen Ring aus Barhockern darum.
    Timna lehnte sich über den Billardtisch und schob den Queue durch die Finger. Sima beobachtete, wie sie zu dem Mann auf der anderen Seite des Tischs aufblickte - dunkles Haar, einige chinesische Zeichen auf dem Arm eintätowiert - und grinste.
    Ein Keuchen, ein Stöhnen, ein Geräusch, das Sima nie gehört, das sie nie mit sich selbst in Zusammenhang gebracht hätte, entfuhr ihr. Sie legte die Hand an den Hals, als sich Timna zu ihr umdrehte.
    Sima drehte sich schneller um. Sie bahnte sich den Weg durch die Menge - ein paar gelangweilte Blicke folgten ihr. Sie hastete aus der Bar, über die Straße hinüber, und dachte bloß: Versteck dich!
    An der gegenüberliegenden Ecke war eine weitere Bar.
    Sima eilte hinein.

    »Was darf ich Ihnen bringen?«
    Sima erschrak, als der Barkeeper sie ansprach. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie ihm so nahe gekommen war, hatte nicht versucht, Blickkontakt mit ihm aufzunehmen. Aber die Bar war praktisch leer: ein junges Paar an einem Ende, die Frau zerriss langsam ihren Papieruntersetzer; ein Mann in ihrem Alter etwas
näher bei ihr, mit einer aufgeschlagenen New York Post neben sich auf der Theke.
    »Möchten Sie einen Drink?« Der Barmann hatte fettiges Haar und sehnige Arme. Ein schwarzes Tattoo - ein Vogel? Eine Fledermaus? - bedeckte seine Haut zwischen Handgelenk und Ellbogen.
    Sima blickte auf die Regale hinter ihm, auf die bunten Glasflaschen, die ordentlich dort aufgereiht standen. »Eine Bloody Mary«, sagte sie und erinnerte sich an eine Hochzeit vor ein paar Jahren, auf der sie und Connie drei davon getrunken und jedes Mal gekichert hatten, wenn sie wieder an die Bar gegangen waren.
    Der Barmann brachte den Drink. Sima starrte unsicher darauf. Die Luft ist rein, dachte sie. Sie konnte verschwinden, heimgehen und morgen früh alles abstreiten. Natürlich sei sie das nicht gewesen, würde sie zu Timna sagen, warum sollte sie in eine Bar gehen?
    »Neu in der Stadt?«
    Sie brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass sie angesprochen wurde. Der Mann neben ihr faltete die Zeitung zusammen und lächelte sie an. Sima überlegte, ob sie weggehen sollte, aber als sie bemerkte, was er anhatte - ein Hemd mit Button-down-Kragen,

Weitere Kostenlose Bücher