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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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griff hinein und nahm ein seidenes Nachthemd heraus. Er zog es sich über den Kopf, wobei es leicht an den Ärmeln einriss.
    »Du zerreißt es!«
    »Na und? Es geht doch um Unterhaltung, oder? Es macht doch sonst immer Spaß, über mich zu lachen, stimmt’s? Wenn du dich nicht über mich lustig machen könntest, hättest du doch deinen Freundinnen nichts zu erzählen.« Das Nachthemd
klebte an Levs Körper, lavendelfarbene Seide verdeckte sein Unterhemd und knüllte sich über dem Gürtel seiner Hose zusammen.
    »So reden Frauen eben miteinander.«
    »Ja? Aber manche Frauen tun mehr als nur reden.«
    »Was soll das denn heißen?«
    Er schwieg einen Moment. »Die meisten Frauen, Sima, die meisten Ehefrauen, lieben ihre Männer. Geben ihnen das Gefühl, geliebt zu werden.«
    Sima sah ihn wütend an. »Du redest von Sex. Ich hab aber keinen gottverdammten Uterus mehr. Sex bringt mir nichts.«
    »Es bringt dir nichts, ja? Und ich bringe dir auch nichts mehr.« Lev zog das Nachthemd aus und warf es wieder in den Karton zurück. »Ist das alles, woran du denken kannst, wer was für dich tun kann? Zumindest verbringe ich nicht meine ganze Zeit damit, alle anderen kontrollieren zu wollen.«
    Sima starrte ihn an. »Hat Timna irgendwas zu dir gesagt?«
    »Worüber?«
    »Ich habe Shai angerufen. Ich habe ihn angerufen, um rauszukriegen, was los ist, um helfen zu können, aber dann hat sich Timna wieder mit Alon versöhnt …«
    »Mit Alon in Israel, ihrem früheren Freund?«
    Sima nickte. »Wir hatten ein Gespräch, und ich hab ihr gesagt, sie würde ihn aus Angst wegstoßen, und dass es Mut braucht, zusammenzubleiben.« Sima sah Lev an. »Es ist eine lange Geschichte. Sie hat auf mich gehört und Alon angerufen, und sie haben beschlossen, ihrer Beziehung noch eine Chance zu geben. Aber als ich ihr erzählte, dass ich Shai angerufen hätte, war sie natürlich wütend.« Sima hielt inne, damit Lev nachfragen konnte, was Timna gesagt hatte, aber er sah sie einfach nur wartend an.
    »Gestern ist sie überhaupt nicht aufgetaucht. Als sie heute
ins Geschäft kam, hatte sich alles wieder ein bisschen beruhigt, aber weißt du, was sie dann gesagt hat? Sie sagte, ich sollte aufhören, mich in ihr Leben einzumischen, und mich stattdessen um mein eigenes kümmern.« Sie sah Lev wieder an. »Vielleicht stimmt das, vielleicht versuche ich wirklich, zu viel Kontrolle auszuüben. Aber glaub mir, es geht mir dabei nicht um mich. Sondern um dich, um Timna. Sie liegt mir so am Herzen, ich versuche …«
    »Ich weiß, ich weiß.« Lev schüttelte langsam den Kopf. »Aber was ist mit deinem eigenen Leben, Sima? Was ist mit mir?«
    Sie starrte ihn an. »Willst du das?«, fragte sie, während sie sich schnell auszog und ihren grünen Rollkragenpullover und ihre graue Wollhose neben sich auf den Boden fallen ließ. Sie öffnete ihren hautfarbenen BH, streifte die Unterhose ab und kickte die Socken weg. »Das ist alles, was ich habe - ist es das, was du willst?«
    Die Narbe, weiß wie ein Knochen, schien auf ihrem Körper zu leuchten, den vorstehenden Bauch in zwei Hälften zu teilen und nach unten zu deuten, von den schweren Brüsten mit den braunen Nippeln auf das gekräuselte Schamhaar, das sich grau vor dem blassen Fleisch ihrer Schenkel abhob. Sie beobachtete, wie Lev ihren Körper ansah: die dicken Fesseln, die Falte über den Knien, das Schamhaar und die Narbe, die hängenden Brüste und die blauen Venen an ihrem Hals. Entblößt stand sie vor ihm und erwartete seine Zurückweisung - er würde sich umdrehen, sich angewidert abwenden, und sie bliebe zum zweiten Mal allein und verlassen in dem Kellerladen zurück.
    Lev blickte auf und sah ihr in die Augen. »Ja.«

    Sima war sechzehn in dem Sommer, als sie als Betreuerin im Pinocchio-Village-Sommer-Tagescamp arbeitete und elf neunjährige Mädchen beaufsichtigte. Die Mädchen bastelten bunte
Papierschlangen und sangen Elvis-Presley-Songs. Sie übten Ballettschritte, erste, zweite und dritte Position, und an ihren dürren Beinen standen die Knie heraus. Sie kletterten die Plastikrutsche hinauf und glitten darauf hinunter, und Sima goss auf ihre Bitten hin zur Kühlung Wasser darüber. Hinter dem Zaun rauschte der Verkehr, aber auf den Gummimatten des Spielplatzes saßen die Kinder in dichten Reihen und tranken Milch aus kleinen Tüten.
    Am Nachmittag führte Sima die Mädchen im Gänsemarsch über die Straße zum Pool im Innern der jüdischen Jungenschule. Es war ein neues Gebäude, von oben bis

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