Die geheime Welt der Frauen
Spiegel, »vielleicht dann …«
»Ende dreißig?« Sima legte das Nachthemd auf den Ladentisch. »Nein, das ist zu spät, Timna. Frauen sind anders als Männer, man muss früh anfangen.«
Timna zog ein paar Strähnen heraus und legte sie so, dass sie ihr Gesicht einrahmten. »Warum haben Sie dann keine Kinder, Sima? Wollte Lev keine?«
Sima spürte eine Stille in sich, eine Reglosigkeit, als wäre selbst die ruhige Bewegung ihres Atems zum Stillstand gekommen. »Wir haben es versucht. Es hat nicht geklappt - wir haben es versucht und versucht, aber ich konnte keine bekommen.«
Timna wandte sich vom Spiegel ab und probierte ein Lächeln. »Nun, aber die Versuche sind doch das Beste dabei, oder?«
Sima senkte den Blick, betrachtete ihre Hände: das seltsame Gewirr blauer Adern, die großen Wirbel ihrer Knöchel, die blasse, an den Rändern leicht rosafarbene Spannung der Haut. »Sicher«, sagte sie und sah bereits die Altersflecken, die sich ausbreiten würden, die Veränderung ihrer Haut von prallem Fleisch zu zerknittertem Pergament, unter dem die Knochen schärfer hervortraten - »das ist das Beste dabei.«
Während der ersten Jahre ihrer Ehe wohnten Sima und Lev in einem beengten Ein-Zimmer-Apartment. »Wir ziehen um«, sagten sie immer, »wenn der Zeitpunkt stimmt.« Im Dunkel des Zimmers griff er nach ihr, und sie zog ihn an sich. Sie legte die Arme um ihn, spürte seine Wärme auf ihrer Haut, seine Lippen berührten ihr Ohr, sein Atem wurde schneller, gemeinsam mit dem ihren, ihre Körper waren schweißnass, und ihre Münder standen offen. Ihre Hochzeitsnacht lag weit hinter ihnen, und sie lernten, sich wach zu streicheln, um anschließend gemeinsam in Schlaf zu sinken. Ihre Ersparnisse wuchsen, und es gab kleine, erschwingliche Häuser in der richtigen Gegend, doch während er an Leibesfülle zunahm, bekam sie keine Kinder.
Jeden Monat gab es die gleiche schreckliche Aufregung, die gleiche Hoffnung. Sima versuchte, nicht daran zu denken, es aus ihrem Kopf zu verbannen, bis sie sicher sein konnte, trotzdem betastete sie ihre Brüste unter der Dusche, hielt inne, wenn sie sich hungrig oder müde fühlte, um sich zu fragen, ob das Gefühl nicht stärker war als sonst, ob nicht etwas anderes dahintersteckte. Wenn sie sich setzte, schlug sie die Beine übereinander, in der Hoffnung, etwas in sich zu behalten, das vielleicht abgehen wollte, und fürchtete sich bei jedem Gang ins Badezimmer vor dem Blut, das das Ende der Hoffnungen in diesem Monat bedeutete.
Doch jedes Mal kam dieser Moment, und das Blut, das aus ihrem Körper floss, war der gleiche Affront wie die Ohrfeige ihrer Mutter, als sie ihr zum ersten Mal ihre Periode gestanden hatte. »Mögen deine Schmerzen im Kindbett nicht größer sein«, sagte ihre Mutter, während sich Sima mit brennender Wange verschämt abwandte. Sie war dreizehn, kein Kind mehr und tatsächlich später dran als alle ihre Freundinnen, die Einzige unter ihnen, die nicht stolz flüsternd eine Damenbinde unter der Badezimmertür durchschieben konnte. Und trotzdem
und immer noch hätte sie sich am liebsten unter der Decke vergraben, sich versteckt, bis das Bluten aufhörte.
Mit zweiundzwanzig saß Sima auf der Toilette und sah den roten Fleck in ihrer Unterhose, der sie verhöhnte. Sie schlug sich einmal, zweimal. Versuchte es ein drittes Mal, aber krümmte sich stattdessen weinend zusammen.
8
I hr ist noch nie ein BH wirklich angepasst worden«, sagte Connie und schob Suzanne auf Sima zu. »Na komm, Sima, mach dein Kunststück - sag ihr, welche Größe sie hat.«
»Bei dir hört sich das an, als wäre es irgendeine Zirkusnummer«, erwiderte Sima und winkte Suzanne zu sich. »Kommen Sie, lassen Sie sehen, was wir für Sie tun können.«
Während Timna und Sima den beiden BHs brachten, lachten Connie und Suzanne über Art. »Gib’s zu«, sagte Connie, »du hast noch nie einen Mann so laut niesen hören. Erzähl mir nicht, es treibt dich nicht in den Wahnsinn. Einmal hat er die Alarmanlage eines Autos ausgelöst, kein Witz.«
Suzanne kicherte. »Das gibt’s doch nicht.«
Sima ignorierte die Unterhaltung und beobachtete stattdessen, wie Suzanne über die Spitzenkörbchen strich.
»Passt gut, nicht wahr?« Sima zog an den Trägern und rückte sie zurecht.
»Ich kann gar nicht glauben, dass ich die ganze Zeit die falsche Größe getragen habe.«
Connie nickte. »Das sagen alle. Hab ich’s dir nicht prophezeit? Sie könnte bei Oprah auftreten.«
»Wenn ich bloß
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